Welchen Einfluss hat die Mobilität von Pflegekräften auf Politik und Gesellschaft in den Entsendeländern? Dieser Frage widmet sich das internationale Projekt "Researching the Transnational Organization of Senior Care, Labour and Mobility in Central an Eastern Europe", kurz CareOrg. Forschungsteams in Deutschland, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Ukraine, Ungarn und Tschechien untersuchen darin transnationale Altenpflegearbeit aus und innerhalb Mittel- und Osteuropas. Der Goethe-Universität Frankfurt am Main obliegt die Kooperation des Projekts.
Ziel: menschenwürdige Pflege und Pflegearbeit in Europa
Ziel: Entstehende transnationale Pflegemärkte verstehen und Lösungen für eine nachhaltige sowie menschenwürdige Pflege und Pflegearbeit in Europa finden. Mittels empirischer Forschung sollen aktuelle und künftige Muster der Kommerzialisierung, Vermarktung, Transnationalisierung, Professionalisierung und Digitalisierung der Altenpflege kartiert und analysiert werden, teilte die Uni Frankfurt in der Vorwoche mit.
Der riesige Bedarf an Pflegekräften in Deutschland sei längst nur mit Arbeitszuwanderung zu stämmen. Wegen des wirtschaftlichen Gefälles funktioniere das seit Jahren gut: Fachkräfte, vor allem Frauen, aus Osteuropa kämen nach Deutschland, wo sie mehr verdienten als in ihrer Heimat.
Handlungsbedarf bei Ausgestaltung von Arbeitsverträgen
In der Schweiz etwa gebe es für die Ankommenden als erstes eine Schulung hinsichtlich ihrer Rechte und Pflichten. Es sei dringend erforderlich, dass es in ganz Europa "ordentliche Arbeitsverträge" gebe; auch in Deutschland bestehe Verbesserungsbedarf. Viele Pflegekräfte seien auf Grundlage von "wenig vorteilhaften privatrechtlichen Verträgen" angestellt.
Mit ihrer Forschung wollen die Wissenschaftsteams die aktuelle Situation transparent machen und auf Handlungsbedarf hinweisen.
Unlängst hatte auch der Weltbund der Pflegefachpersonen die aktuellen Praktiken in der internationalen Rekrutierung von Pflegepersonal kritisiert. Nicht nur verlaufe die Anwerbung zunehmend unethisch, auch die Datenlage verschlechtere sich.
Im Rahmen eines themenübergreifenden, international vergleichenden Forschungsdesigns soll CareOrg eine Kombination aus unterschiedlichen Forschungsmethoden und Analysen anwenden, wie etwa
- vergleichende Policy-Analysen
- fünf vertiefende, länderspezifische und themenorientierte Fallstudien über Care-Drain
- Analysen der Care-Situation infolge von Krieg und Flucht in und aus der Ukraine
- Vermittlungsmethoden über Agenturen und digitale Plattformen
- Qualifikationen und Anforderungen an internationale Pflegekräfte.
Die Volkswagen-Stiftung finanziert das Projekt im Rahmen der Förderlinie "Herausforderungen und Potenziale in Europa" mit 1,5 Millionen Euro.