Die Menschen in Deutschland wünschen sich stärkere Einbindung von "nichtärztlichem Praxispersonal". Dies geht aus einer aktuellen Versichertenbefragung des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) hervor. Befragt wurden 3.512 GKV-Versicherte im Alter von 18 bis 80 Jahren.
Laut den am Mittwoch veröffentlichten Ergebnissen hätten Versicherte in 25 Prozent der Fälle in Hausarztpraxen ausschließlich Kontakt zum Praxispersonal. Auch in Facharztpraxen liege der Kontaktanteil mit ausschließlich dem Praxispersonal bei 13 Prozent.
Bevölkerung für mehr Kompetenzen von Pflegefachpersonen
44 Prozent der Befragten hielten daher eine umfangreiche Unterstützung von Ärztinnen und Ärzten seitens des Pflegefachpersonals für sehr sinnvoll. 45 Prozent sprächen sich dafür aus, dass Pflegefachpersonen eigenständig einen Teil der medizinischen Versorgung übernehmen. Insbesondere ältere Versicherte, chronisch Kranke und Versicherte aus ländlichen Regionen befürworteten die Kompetenzerweiterung.
DBfK begrüßt Ergebnisse der Befragung
Die Ergebnisse der aktuellen GKV-Versichertenbefragung bestätigten, was der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) seit Jahren fordere: Das Erkennen des Potenzials erweiterter Pflegekompetenzen zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung, so der DBfK in einer Reaktion vom Donnerstag.
"Die Bevölkerung hat verstanden, worum es geht: Wir brauchen neue Lösungen, um Versorgungslücken zu schließen – und Pflegefachpersonen können hier einen entscheidenden Beitrag leisten", sagte DBfK-Präsidentin Vera Lux.
Pflege als tragende Säule in der Primärversorgung
Pflegefachpersonen könnten in der Regelversorgung, etwa bei chronisch erkrankten Menschen, wichtige Aufgaben übernehmen – von der Beratung über das Monitoring bis zur kontinuierlichen Begleitung, schrieb der DBfK. Mit erweiterten Kompetenzen – wie Community Health Nurses – böten Pflegefachpersonen gerade in der Prävention, Gesundheitsförderung und in der Unterstützung pflegender Angehöriger wirksame und wirtschaftlich tragfähige Lösungen. Mit ihren unterschiedlichen Qualifikationen hälfen Pflegefachpersonen unter anderem, Pflegebedarfe frühzeitig zu erkennen, zu verzögern oder gar zu verhindern.
Davon, Aufgaben in der Primärversorgung auf mehrere Schultern zu verteilen, profitierten alle: Patientinnen und Patienten erhielten schneller Termine, Angehörige fänden kompetente Unterstützung und Krankenkassen könnten langfristig Kosten senken. "Die Versorgung von morgen muss multiprofessionell gedacht werden – und die Pflege ist dabei eine zentralere Akteurin", so Lux.
Mehr als nur Entlastung von Ärztinnen und Ärzten
"Mehr Kompetenzen und eine stärkere Einbindung des nichtärztlichen Praxispersonals könnten Ärztinnen und Ärzte in der Sprechstunde entlasten", sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Stefanie Stoff-Ahnis.
Lux betonte dagegen: "Es geht nicht allein um Entlastung der Ärzteschaft. Es geht um eine qualitativ hochwertige, wohnortnahe und interprofessionell organisierte Versorgung – und die ist ohne Pflegefachpersonen mit erweiterten Kompetenzen künftig nicht mehr denkbar."
Kompetenzen von Pflegefachpersonal anerkennen
Der DBfK fordert Bund und Länder auf, die Ergebnisse der GKV-Befragung ernst zu nehmen und jetzt die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Pflegefachpersonen mit erweiterten Kompetenzen flächendeckend zum Einsatz kommen können.
Auch Stoff-Ahnis erklärte, angesichts der demografischen Entwicklung sei es "wichtig, zügig die Kompetenzen des nichtärztlichen Personals zu fördern und anzuerkennen. Ebenso müssen die gesetzlichen Weichen gestellt werden, um entsprechend qualifizierten Berufsgruppen geeignete medizinische Aufgaben zu übertragen."