• News
Digitale Technologien

"Der Umsetzungswille zählt"

Pflegedienstleiterin Stephanie Roggenkamp, Bewohnerin Gerda Beckershaus und Geschäftsführer Stephan Graue präsentieren das Tablet, das der Sturzprophylaxe dient.

Wir sprachen mit Geschäftsführer Stephan Graue und Pflegedienstleiterin Stephanie Roggenkamp von der Evangelischen Pflege Diakonie Vohwinkel in Wuppertal über das Potenzial digitaler Technologien für die stationäre Langzeitpflege.

Die Langzeitpflege leidet unter Personalmangel, Zeitdruck und Bürokratie. Können digitale Tools helfen, mehr Zeit fürs Wesentliche zu schaffen?

Stephan Graue: Auf jeden Fall. Als Führungskräfte sehen wir es als unsere Aufgabe an, Prozesse so zu gestalten, dass Stresssituationen, wie Sie sie beschreiben, gar nicht erst entstehen. Aber die Rahmenbedingungen lassen sich nur begrenzt beeinflussen. Insofern sind wir sehr offen für digitale Technologien und prüfen, welche Lösungen sinnvoll für unsere Arbeit sind.

Können Sie ein Beispiel für Digitaltechnik nennen, die erfolgreich in Ihrer Einrichtung eingesetzt wird?

Stephanie Roggenkamp: Wir haben seit einiger Zeit Tablets im Einsatz, die über das Bettgestell Vibrationen der Bewohnerin oder des Bewohners aufzeichnen. Die Technik schlägt Alarm, wenn die Person beispielsweise nachts aufsteht und nicht innerhalb eines bestimmten, individuell einstellbaren Zeitraums in das Bett zurückkehrt. So bleibt beispielsweise ein nächtlicher Sturz nicht unerkannt. Bei Sturzereignissen ist Zeit der entscheidende Faktor, um die Betroffenen bestmöglich zu versorgen und schwerwiegende Sturzfolgen zu vermeiden.

Wie sind Sie auf diese Technologie aufmerksam geworden?

Stephanie Roggenkamp: Hinter dem Produkt steht ein Wuppertaler Start-up, das sich eines Tages bei uns gemeldet und angefragt hat, ob wir Interesse an einer Sensortechnik zur Sturzprophylaxe haben. So haben wir das Unternehmen eingeladen, die Technik bei uns in der Einrichtung vorzustellen. Mittlerweile haben wir elf Tablets sehr erfolgreich im Einsatz. Auch die Bewohner und Angehörigen melden uns zurück, dass ihnen die Technik zusätzliche Sicherheit gibt.

Welche weitere Technik haben Sie im Einsatz?

Stephan Graue: Es ist allgemein bekannt, dass der Bürokratieaufwand in der Langzeitpflege sehr hoch ist. Natürlich sehen wir die Notwendigkeit einer adäquaten Dokumentation, doch sie reduziert deutlich die Zeit, die für die pflegerische Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner und den persönlichen Kontakt mit ihnen zur Verfügung steht. Daher haben wir uns schon früh für eine sprachgesteuerte Pflegedokumentation mittels Handys und künstlicher Intelligenz entschieden. Heute ist diese Technik nicht mehr wegzudenken, weil sie den zeitlichen Aufwand enorm reduziert. Vor allem freut mich, dass die Technik sehr zuverlässig funktioniert. Selbst Dialekte oder die Sprache von Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, wird zuverlässig erkannt.

Die Möglichkeiten zur Refinanzierung digitaler Technik ist sehr begrenzt. Wie gehen Sie als Geschäftsführer mit diesem Problem um?

Stephan Graue: Die Tablets zur Sturzprophylaxe haben wir teilweise mit den 12.000 Euro finanziert, die für Einrichtungen der Langzeitpflege über die Pflegeversicherung einmalig zur Verfügung standen. Aber natürlich ist ein einmaliger Betrag nicht nachhaltig. Insofern besteht hier in der Tat politischer Handlungsbedarf. Wie gesagt: Wir sind in unserer Einrichtung sehr offen für Digitaltechnik und schauen, was uns wirklich hilft. Wenn uns etwas hilft, dann versuchen wir die Anschaffung zu ermöglichen. Es zählt der Umsetzungswille!

Kostenloser Newsletter

  • 2x Wöchentlich News erhalten
  • garantiert kostenlos, informativ und kompakt
* Ich stimme den Bedingungen für den Newsletterversand zu. 

Bedingungen für Newsletterversand:

Durch Angabe meiner E-Mail-Adresse und Anklicken des Buttons „Anmelden“ erkläre ich mich damit einverstanden, dass der Bibliomed-Verlag mir regelmäßig pflegerelevante News aus Politik, Wissenschaft und Praxis zusendet. Dieser Newsletter kann werbliche Informationen beinhalten. Die E-Mail-Adressen werden nicht an Dritte weitergegeben. Meine Einwilligung kann ich jederzeit per Mail an info@bibliomed.de gegenüber dem Bibliomed-Verlag widerrufen.