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Pflegebudget

Mehr Pflegepersonal - aber ohne Leiharbeit geht es nicht

Wie entwickeln sich Pflegebudget, Stellenaufbau in der Pflege und der Einsatz von Leiharbeit? Eine neue Analyse gibt Aufschluss.

Das Pflegebudget ist von 2020 bis 2022 um 14 Prozent gewachsen. Im gleichen Zeitraum wuchs die Zahl der vereinbarten Vollzeitkräfte um rund acht Prozent. Die Durchschnittskosten pro Pflegevollzeitkraft (VK) sind um fast fünf Prozent gestiegen und lagen im Jahr 2022 bei 65.668 Euro pro Stelle. Gleichzeitig ist aber auch die Quote der Leiharbeit in der Pflege um 21 Prozent gestiegen. 

Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland, welche die Entwicklungen des seit 2020 aus dem DRG-Fallpauschalensystem ausgegliederten Pflegebudgets in verschiedenen Trägerschaften und Bundesländern analysiert hat. Grundlage der Analyse, in die 658 Häuser bundesweit einbezogen wurden, sind Daten des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus für die Jahre 2020 bis 2022.

Demnach haben die Krankenhäuser das gesetzgeberische Ziel verstärkter Investitionen in die Beschäftigung von Pflegefachkräften grundsätzlich erreicht, heißt es in der Studie. Sowohl ein zahlenmäßiger Aufbau an VK als auch Tariflohnsteigerungen und flächendeckende Vergütung nach Tarif sind in den vergangenen drei Jahren erfolgt.

Freigemeinnützige Träger bauen Pflegepersonal am stärksten auf

Freigemeinnützige Trägerschaften haben ihr Pflegepersonal am stärksten aufbauen können. Die Ursache hierfür könnte eine höhere durchschnittliche Vergütung sein, schreibt PwC. Der Personalaufbau lässt sich auch im Budget erkennen: Hier sind die Steigerungen mit 17,3 Prozent sehr hoch.

Bei den öffentlichen Trägern ist der Personalaufbau mit 6,8 Prozent im Vergleich zu 11,4 Prozent bei den freigemeinnützigen Trägern deutlich (um 40 Prozent) geringer. Tarifsteigerungen betreffend haben sich die öffentlichen Träger leicht unterdurchschnittlich verhalten, was durch das bereits vorbestehende Tariflohnniveau zu erklären ist. Deshalb ist das vereinbarte Budget hier um den geringsten Wert gestiegen (11,6 Prozent zwischen 2020 und 2022).

Obwohl private Träger deutlich niedrigere Durchschnittskosten pro VK aufweisen als öffentliche Träger, hat der Aufbau des Pflegepersonals nur 0,8 Prozentpunkte unter den öffentlichen Trägerschaften gelegen. Dies könnte einerseits mit dem unterschiedlichen Ausbildungsmix des eingesetzten Pflegepersonals zusammenhängen, so die Studienautoren. Andererseits könnte es auch dadurch bedingt sein, dass private Träger am stärksten in pflegeentlastende Maßnahmen (beispielsweise die Einführung von Technologien zur Vereinfachung von administrativen Prozessen und die Anstellung von zusätzlichem nicht-pflegerischen Personal) investieren.

Pflegebudget refinanziert immer mehr niedriger qualifiziertes Pflegepersonal

Im Beobachtungszeitraum ist immer mehr niedriger qualifiziertes Pflegepersonal durch das Pflegebudget refinanziert worden. Dieser Entwicklung schiebt der Gesetzgeber aber einen Riegel vor: Ab 2025 werden nicht pflegerisch ausgebildete Personen, zur Vermeidung von Doppelfinanzierung, nicht mehr durch das Pflegebudget refinanziert (GKV-Finanzstabilisierungsgesetz).

Die Leiharbeitsquote ist 2022 im Verhältnis zu 2020 um 20,6 Prozent gestiegen. Der Anteil an Pflegepersonal mit weniger als drei Jahren Ausbildung ist dabei deutlich höher als im direkten Beschäftigungsverhältnis. Lediglich private Träger hatten ihre Leiharbeitsquote 2022 von 3,5 Prozent auf 3,2 Prozent reduziert. Insgesamt ergibt sich eine Steigerung des durchschnittlich pro Krankenhaus vereinbarten Budgets für Leiharbeit um knapp 38 Prozent. Mit Blick auf die einzelnen Bundesländer ergeben sich allerdings große Unterschiede: Vor allem Hamburg, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern verzeichneten starke Anstiege in der vereinbarten Quote von Leiharbeitskräften.

Das Ziel des Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes – bessere Personalausstattung und damit bessere Arbeitsbedingungen – ist angesichts des Fachkräftemangels grundsätzlich nur mit Einsatz von Leiharbeitskräften zu erfüllen, heißt es in der PwC-Studie. Zwar wird mit diesem Gesetz grundsätzlich das Pflegepersonal mit direktem Beschäftigungsverhältnis bevorzugt und die Kosten der Leiharbeitskräfte werden nur teilweise refinanziert. Da dennoch die Leiharbeitsquote kontinuierlich steigt, ist davon auszugehen, dass der Einsatz von Leiharbeitskräften nicht zu vermeiden ist, um weiteren Nachteilen in der Leistungserbringung entgegenzusteuern.

Vor allem private Häuser verzichten auf Leiharbeit in der Pflege 

Die Leiharbeiterquote steigt aber nicht mehr so schnell wie noch 2021. Das zeigt, dass es den Krankenhäusern besser gelingt, eigenes Personal aufzubauen.

Die Daten zeigen auch, dass die anerkannten Kosten für Leiharbeitskräfte im Durchschnitt geringer sind als die durchschnittlichen Kosten für das Pflegepersonal mit direktem Beschäftigungsverhältnis. Grund hierfür ist, dass nicht nur examiniertes/qualifiziertes Pflegepersonal, sondern auch niedriger qualifiziertes Personal eingesetzt wird.

Der Anstieg der durchschnittlichen Leiharbeitskosten pro VK ist fast doppelt so hoch wie jener der VK im direkten Beschäftigungsverhältnis.

Über ein Viertel (26,4 Prozent) der Krankenhäuser, die die Pflegebudgets aller drei Jahre vereinbart haben, hatten keine Leiharbeit vereinbart. Die Quote ist am höchsten bei den privaten Krankenhäusern, hier hatten 34,5 Prozent in den untersuchten drei Jahren keine Leiharbeit vereinbart. Bei den öffentlichen Trägern sind dies 22,1 Prozent.

Konfliktbehaftete Pflegebudgetverhandlungen

Die Spannbreite der vereinbarten Kostenerstattungen je Leiharbeitnehmer im Verhältnis zu den vereinbarten Kostenerstattungen je festangestellter VK ist zwischen den Bundesländern groß und hat 2022 bei 34 Prozent (Thüringen: 69,4 Prozent vs. Berlin: 103,4Prozent) gelegen. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern zeigen, dass in Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt besonders spezialisierte Pflegende gefragt sind. In Thüringen, Hamburg und dem Saarland wird mit Leiharbeitnehmern eher geringer qualifiziertes Personal eingesetzt.

15 Prozent der Krankenhäuser haben bis heute noch kein Pflegebudget für 2020 vereinbart. Für 2022 sind die Pflegebudgetverhandlungen mit 51,5 Prozent der Krankenhäuser noch nicht abgeschlossen. Die Verhandlungen sind offenbar oft langwierig sowie konfliktbehaftet, reduzieren dadurch die Planungssicherheit und eine sichere Finanzierungsgrundlage.

PwC verweist darauf, dass aufgrund der begrenzten Stichprobe die Studie Einschränkungen unterliegt und die Ergebnisse nicht zu generalisieren sind.

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