Der Internationale Tag der Pflegenden am 12. Mai richtet in diesem Jahr den Blick auf die wirtschaftliche Kraft der Pflege. "Our Nurses. Our Future. The economic power of care." lautet das Motto.
Obwohl die Pflege das Rückgrat des Gesundheitswesens darstelle, sei sie häufig mit finanziellen Zwängen konfrontiert und leidet unter gesellschaftlicher Unterbewertung, erklärt der International Council of Nurses (ICN), der Erltverband für beruflich Pflegende. Der Aktionstag soll aufzeigen, warum sich strategische Investitionen in die Pflege wirtschaftlich und gesellschaftlich lohnen.
Zum Tag der Pflege hat der ICN einen Report vorgelegt, der diese Argumentation stützen soll. Demach kostet schlechte Gesundheit die Weltwirtschaft 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dazu sagte sagt ICN-Präsidentin Pamela Cipriano:
"Wir wissen, dass gesündere Menschen engagierter und wirtschaftlich produktiver sind, aber Millionen von Menschen haben keinen Zugang zu der grundlegenden Gesundheitsversorgung, die sie benötigen und die größtenteils von Krankenschwestern erbracht wird."
Die Regierungen müssten sich darüber im Klaren sein, dass Investitionen in die Pflege keine Kosten verursachen.
Bessere Arbeitsbedingungen, gute Gehälter
Statt in Pflegepersonal zu investieren, suchten Regierungen weltweit allerdings nach kurzfristigen und kostensenkenden Lösungen wie die internationale Anwerbung von Pflegepersonal oder die Verkürzung der Ausbildungsdauer, kristisiert das ICN.
"Es besteht die ernsthafte Gefahr, dass Menschen davon abgehalten werden, den Beruf zu ergreifen, und dass mehr erfahrene Krankenschwestern und -pfleger aufgeben oder früher ausscheiden, als sie es getan hätten."
Stattdessen sollte die Politik mehr Mittel für die Pflegeausbildung bereitstellen, die Arbeitsbedingungen verbessern, attraktive Löhne sicherstellen und die Rolle der Pflege in der Gesellschaft insgesamt stärker hervorhebem (zum Download des kompletten Reports).
Auch Deutschland muss endlich bereit sein, in die Pflege zu investieren und ihren Wert anzuerkennen, sagt Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR).
"Jeder in die Pflege investierte Euro hat einen vielfach höheren Return on Investment."
Als Beispiele nennt die DPR-Präsidentin die Neuordnung der Kompetenzen innerhalb der Gesundheitsberufe, Bildung oder sektorenübergreifende Strukturen. Vogler weiter:
"Ohne die Profession Pflege gibt es keine pflegerische Versorgung. Ohne die Profession Pflege fehlen Mitarbeitende in der Industrie, die Produktion steht still, und es gibt weniger Verkäufer:innen, die im Laden bedienen, weniger Beschäftigte in der Verwaltung, Schulen und Kindergärten, weil sie im Bedarfsfall ihre Angehörige pflegen und betreuen müssen."
Der Internationale Tag der Pflege wird jedes Jahr am 12. Mai, dem Jahrestag der Geburt von Florence Nightingale, auf der ganzen Welt gefeiert.
Tag der Pflegenden: Fachartikel kostenfrei lesen
Passend zum Motto und den Themen des diesjährigen Tags der Pflegenden hat unsere Redaktion drei Abo-Fachartikel aus der neuen Ausgabe von Die Schwester/Der Pfleger ausgewählt, die bis 14. Mai kostenfrei gelesen werden können:
Problem Internationale Personalakquise: Warum der Weltbund der Pflegefachpersonen die internationale Rekrutierung von Pflegepersonal kritisiert.
Qualifikationsmix im Krankenhaus: Immer mehr Kliniken setzen auf einen Mix an Qualifikationen. Dennoch ist das Modell kein Selbstläufer. Langfristig könnte der Qualifikationsmix sogar an einer überraschenden Hürde scheitern.
Echte Bindung ist entscheidend: Wie Kliniken von einer durchdachten Personalpolitik, flexiblen Arbeitszeitmodellen und innovativen Ansätzen profitieren können, um nicht auf Leiharbeit angewiesen zu sein.