Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe hat unter Leitung der Diakonie Deutschland und im Rahmen der "Ausbildungsoffensive Pflege" am Dienstag Empfehlungen veröffentlicht zu Aufgabenprofilen hochschulisch qualifizierter Pflegefachpersonen. Die Empfehlungen richten sich an Pflegeverantwortliche in allen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, die dafür Sorge zu tragen haben, akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen in die direkte Pflegepraxis einzubeziehen. Sie beschreiben Aufgabenprofile für eine personennahe Pflege akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen und geben Anregungen zur Klärung der Frage, welche Aufgaben akademisch qualifizierte Pflegefachpersonen übernehmen sollen.
Im Fokus: primärqualifizierender Bachelorstudiengang
Die Ausführungen konzentrieren sich dabei auf den primärqualifizierenden Bachelorstudiengang nach dem Pflegeberufegesetz mit der Berufsbezeichnung Pflegefachmann oder Pflegefachfrau. Nach Angaben der 50-seitigen Ausführungen haben sie das Ziel, "die akademische Kompetenz der Absolventinnen und Absolventen optimal für die Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf zu nutzen".
Für die Aufgabenprofile akademisch qualifizierter Pflegefachpersonen seien die Schlüsselbegriffe "wissenschaftsbasiert" oder "wissenschaftsorientiert" und "hochkomplexe Pflegeprozesse", die sich aus dem Pflegeberufegesetz ergäben, von besonderer Bedeutung, heißt es in den Empfehlungen.
Verdi distanziert sich von Empfehlungen
Die Gewerkschaft Verdi, die selbst an den Empfehlungen mitgewirkt hat, distanzierte sich am Dienstag allerdings von dem Papier und hat eine eigene Stellungnahme veröffentlicht, in der sie vor einer Abwertung beruflich ausgebildeter Pflegender warnt.
Hochschulisch ausgebildete Pflegepersonen würden zwar gebraucht, sie dürften aber nicht gegen beruflich ausgebildete Pflegende ausgespielt werden, die künftig bestimmte Aufgaben nicht mehr machen sollen. Das sei der "absolut falsche Weg". Pflegeberufe seien insgesamt aufzuwerten.
Miteinander von hochschulisch und beruflich qualifizierten Pflegefachpersonen wichtig
In den Empfehlungen werde "völlig praxisfern" zwischen hochkomplexen und weniger komplexen Pflegetätigkeiten unterschieden. Da stelle sich die Frage, warum beruflich qualifizierte Pflegepersonen künftig nicht mehr in der Lage sein sollen, hochkomplexe Pflege durchzuführen. Das machten sie aktuell schließlich auch. Die beiden Wege zur professionellen Pflege – mit Berufsausbildung oder Studium – würden mit dieser "untauglichen Differenzierung" in die Konkurrenz getrieben, die Berufsausbildung abgewertet.
Maßstab für die Entwicklung von Tätigkeitsprofilen müsse der Nutzen für die pflegerische Versorgung sein. Ein gutes Mit- und Nebeneinander von hochschulisch und beruflich qualifizierten Pflegefachpersonen sei erforderlich.