Mitarbeiter an einer Klinik oder Einrichtung zu halten, ist angesichts des sich immer stärker abzeichnenden Mangels an Pflegefachpersonen unentbehrlich. Doch gute Mitarbeiterbindung sei viel zu lange vernachlässigt worden, sagte der Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), Franz Wagner, am Mittwochabend auf einem Symposium des Personaldienstleisters pluss in Bielefeld. Viele Imagekampagnen von Häusern griffen ins Leere, da sie einen "Pflegehimmel" suggerierten, den es de facto nicht gebe. "Wir haben keinen Mangel an Pflegefachpersonen, sondern einen Mangel an gut ausgebildeten Pflegenden, die unter den aktuellen Bedingungen noch bereit sind, zu arbeiten", betonte Wagner.
Dienstplangestaltung ist ein "Mega-Reizthema"
Um Pflegende in ihrem Beruf zu halten, seien vor allem 2 Dinge entscheidend:
- Dienstplanverlässlichkeit und
- gute Führung.
Viele Einrichtungen hätten kein Konzept für eine gute Dienstplangestaltung. "Kein Wunder, dass der Dienstplan das Mega-Reizthema unter den Pflegenden ist", so Wagner weiter.
Auch in Führungsfragen gebe es Defizite. So sei Pflege beispielsweise nicht immer Teil der Klinikleitung. Wie viel Durchsetzungskraft habe eine Pflegedienstleitung dann qua Struktur überhaupt?, fragte Wagner kritisch und betonte gleichzeitig: "Wir haben ein massives Führungsdefizit in der Pflege." Die Professionalisierung von Führung müsse neu gedacht, Pflegedienst- und Stationsleitungen müssten intensiver und umfangreicher auf ihre Aufgaben vorbereitet werden.
Magnet-Krankenhäuser als Lösung
"Wir können es uns nicht leisten, durch schlechte Führung Mitarbeiter zu verlieren", verdeutlichte der DPR-Präsident. Diesbezüglich sei das Konzept des Magnet-Krankenhauses ein gelungenes Modell, um die fachliche Kompetenz von Pflegenden in die strategische Ausrichtung von Kliniken zu integrieren und Pflegenden damit die Anerkennung zuteilwerden zu lassen, die sie verdienten, so Wagner.
Von der Politik erhofft sich der DPR-Chef mehr Mut. "Ich wünsche mir eine Revolution." Denn Politik mache derzeit zwar viel für die Pflege, scheine aber auch hilflos angesichts der Komplexität der Thematik. "Es gibt durchaus gute Ansätze, aber wenn ich an deren Umsetzung denke, habe ich große Sorgen", sagte Wagner und bezog sich dabei auf die "Konzertierte Aktion Pflege".
Auch pluss-Geschäftsführer Christian Baumann kritisierte, dass die bisher geschaffenen Gesetze und Anreizsysteme die Probleme nur verschieben statt wirkliche Lösungen zu sein. Pflege wandele sich und mit ihr das Ungleichgewicht zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Dennoch wachse die Pflegebranche und verzeichne steigende Mitarbeiterzahlen. Die aktuelle Situation spiegele deshalb keine Mangelerscheinung wider, sondern sie stelle vielmehr Wachstumsschmerzen dar, wie es Baumann formulierte. "Und das erfordert ein anderes Management." Er stellte infrage, ob angesichts dessen Führung noch richtig verstanden und gelehrt werde.