Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) lehnt einen allgemeinverbindlichen Flächentarifvertrag in der Altenpflege ab. Stattdessen plädiert der Verband für einen Mindestlohn. "Wir brauchen nicht zwingend Tarifverträge", sagte der Vizechef des AGVP, Friedhelm Fiedler, am Donnerstag in Berlin. Dagegen sprächen viele Gründe. So habe die Gewerkschaft Verdi nur wenige Mitglieder unter Altenpflegenden. Außerdem schlössen viele private Betreiber allenfalls individuelle Haustarifverträge.
AGVP-Präsident Thomas Greiner warnte vor hohen Kostensteigerungen, falls die Politik der Branche etwa den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes überstülpen wolle. Das müssten entweder die Heimbewohner über höhere Zuzahlungen, der Steuerzahler über höhere Sozialhilfeausgaben oder die Beitragszahler über höhere Pflegebeiträge zahlen.
Außerdem seien die Gehälter in der Altenpflege "konkurrenzfähig". "Wir haben eine Nachfragemarkt", so Fiedler. Die Unternehmen suchten Pflegende, bekämen aber zu wenige. Daher müssten die Firmen höhere Löhne bieten, um Personal zu gewinnen.
Auch der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) hält die Diskussionen um höhere Löhne als "Debatte aus der politischen Mottenkiste". Wichtiger seien bessere Rahmenbedingungen für den Einsatz in- und ausländischer Arbeitskräfte.
Die Löhne in der Altenpflege stiegen kräftiger als die Löhne aller anderen Branchen, sagte bpa-Präsident Rainer Brüderle und verwies auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Demnach sei das durchschnittliche Gehalt einer sozialversicherungspflichtigen beschäftigten Altenpflegefachkraft von 2.621 Euro in 2016 auf 2.744 Euro in 2017 gestiegen. Das entspricht einer Steigerung um rund vier Prozent. Branchenübergreifend stieg der Durchschnittslohn nur um 2,43 Prozent (von 3.133 Euro auf 3.209 Euro). Seit 2015 stiegen die Löhne in der Altenpflege laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur sogar um 7,31 Prozent, die aller Beschäftigten lediglich um 4,05 Prozent.