Der internationale Tag der Pflege findet am 12. Mai 2018 statt. Er wird am Geburtstag von Florence Nightingale veranstaltet. Die britische Krankenpflegerin war eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Krankenpflege des 19. Jahrhunderts und hat den Beruf bis heute nachhaltend geprägt.
Florence Nightingale wurde am 12. Mai 1820 während einer zweijährigen Europareise der Eltern in Florenz geboren und war die jüngste Tochter einer wohlhabenden britischen Familie. Schon im Kindesalter zeigten sich eine große sprachliche Begabung und gute Beobachtungsgabe. Von ihrem Vater erhielt Nightingale Unterricht in Latein, Griechisch, Deutsch, Französisch und Italienisch sowie in Geschichte und Philosophie.
In den 1830er-Jahren suchte eine Grippe-Epidemie Südengland heim, der viele Menschen zum Opfer fielen. Nightingale blieb gesund und kümmerte sich vier Wochen lang intensiv um Erkrankte. Erste Erfahrungen in Krankenpflege hatte Nightingale zuvor schon bei der Versorgung kranker Familienmitglieder gesammelt.
1845 entschloss sich Nightingale gegen den Willen ihrer Eltern dazu, ihr Leben der Krankenpflege zu widmen. Die strikte Ablehnung der Eltern beruhte vor allem auf dem schlechten Ansehen der Krankenpflege in Großbritannien zu jener Zeit. Bei den damaligen Pflegenden handelte es sich meist um unqualifizierte Personen, die keine andere Anstellung fanden und daher gezwungen waren, sich ihren Lebensunterhalt durch diese Arbeit zu verdienen. Sie galten als unzuverlässig, korrupt und alkoholabhängig.
Nachdem Nightingale Zeugin davon wurde, dass eine Patientin durch die Inkompetenz einer Pflegerin starb, erkannte sie die Notwendigkeit einer pflegerischen Grundausbildung. Sie selbst ließ sich im Rahmen eines dreimonatigen Praktikums im Krankenhaus von Salisbury ausbilden. Nightingale hospitierte auch in der Kaiserswerther Diakonie, einer vom evangelischen Pfarrer Theodor Fliedner gegründeten Institution, in der Diakonissen eine Ausbildung als Krankenpflegerin, Gemeindeschwester, Erzieherin oder Lehrerin erhielten. Auch wenn Nightingale die Kaiserswerther Diakonie in einem Brief an ihren Vater als „ärmlich und hässlich“ beschrieb, war sie von der wöchentlichen Vorlesung, die Fliedner für die Schwestern abhielt, und von den für die Schwestern geltenden strikten Regeln tief beeindruckt.
Zur Zeit des Krimkrieges betreute Nightingale im Auftrag der britischen Regierung verwundete britische Soldaten im türkischen Militärkrankenhaus in Skutari – dem heutigen Istanbuler Vorort Üsküdar. 1855 reiste sie von Skutari zu den Hospitälern auf der Krim. Da sie die Patienten nachts mit einer Lampe in der Hand aufsuchte, wurde sie unter dem Begriff „The Lady with the Lamp“ („Die Dame mit der Lampe“) bekannt. Während ihres Einsatzes erkrankte Nightingale am Krimfieber und rang wochenlang mit dem Leben.
1856 kehrte Nightingale schwer angeschlagen, aber als Nationalheldin gefeiert, nach Großbritannien zurück. Trotz eines körperlichen Zusammenbruchs im Folgejahr und zunehmender Hilfebedürftigkeit wirkte Nightingale an der Reform des Sanitätswesens der Armee mit und veröffentlichte ihr Standardwerk „Notes of Nursing“ („Bemerkungen zur Krankenpflege“), das weltweit Aufsehen erregte.
1860 wurde die Nightingale School of Nursing am Londoner St Thomas‘ Hospital eröffnet. Dort wurde das als heute Nightingale´sche System bezeichnete Ausbildungsmodell umgesetzt, das bald öffentliche Aufmerksamkeit erlangte und dazu führte, dass andere Krankenhäuser ebenfalls Lehrgänge für Pflegende einrichteten. Nightingales Ausbildungsmodell sah vor, dass Berufsanfänger durch erfahrene Pflegepersonen und nicht durch Ärzte unterrichtet wurden. Schwerpunkt der Ausbildung war die Beachtung der Hygiene. Nightingale vertrat die Ansicht, dass die meisten Krankheiten durch Sauberkeit, richtige Lüftung und angemessene Ernährung geheilt werden können.
In den 1870er-Jahren setzte sich Nightingale unermüdlich für höhere Ausbildungsstandards in der Krankenpflege ein und setzte ihre Vorstellungen des anerkannten Frauenberufs ohne kirchlichen Einfluss weiter um. Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1910 erhielt Nightingale als erste Frau den britischen Verdienstorden.