Joachim Prölß ist eines von vier Vorstandsmitgliedern am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Seit Dezember 2017 sitzt er außerdem im Vorstand der B. Braun-Stiftung. Im Interview erzählt er, was er für die Pflege erreichen will.
Herr Prölß, was sind die für Sie wichtigsten Themen der Pflege jetzt und in Zukunft?
Die Fachkräftesicherung ist in der Pflege das absolut prioritäre Thema: Wie bekommen wir qualifizierte Mitarbeiter ins Unternehmen und wie schaffen wir die Rahmenbedingungen, sie zu halten? Das ist inzwischen ein Thema geworden, an dem wir gemessen werden: Ob eine Leistung erbracht, zum Beispiel eine Station betrieben, werden kann oder der OP läuft.
Das klingt nach einer Herausforderung in der aktuellen Situation des Pflegenotstands…
Ich will das gar nicht beklagen. Wir haben einen Arbeitnehmermarkt. Personalmanagement und Führung, die Entwicklung von Unternehmenskulturen, die gutes Arbeiten ermöglichen – das gehört zu meinen Steckenpferden. Ich bin der festen Überzeugung, dass mit der Zufriedenheit der Mitarbeiter auch die Patientenzufriedenheit steigt. Beides zusammenzubringen, ist ein spannendes Thema. Es ist die Aufgabe von uns Pflegemanagern, nicht aus den Augen zu verlieren, dass es in einer Klinik und in einem Altenheim letztendlich um die Patienten geht. Und damit natürlich auch Wirtschaftlichkeit und auch alles, was da mitschwingt, in diesem Zusammenhang zu sehen ist.
Was sind diesbezüglich die Aufgaben der Klinikleitung?
Wir müssen als Arbeitgeber Rahmenbedingungen schaffen, dass Pflege funktioniert. Es entsteht ein Mehrwert für das Unternehmen, wenn Patienten gut versorgt sind und sich gut aufgehoben fühlen. Deshalb ist es mir sehr wichtig, professionelle Pflege zu entwickeln. Häufig werden nur die Kosten der Pflege gesehen und die Wertschöpfung findet an anderer Stelle, etwa im OP, statt. Wenn Sie aber einen Patienten fragen, was ein Krankenhaus ausmacht, dann sind es die Menschen, besonders natürlich die Pflegenden, denn sie sind ganz nah am Patienten.
Was möchten Sie für Pflegende erreichen und wie wollen Sie das in Ihre Arbeit in der B. Braun-Stiftung einfließen lassen?
Wir sollten das Thema Digitalisierung voranbringen, beispielweise über die Förderung von Projekten. Ebenfalls wichtig ist das Thema neue Arbeitswelten und auch ethische Fragestellungen, ethisch wirtschaftlich und ethisch medizinisch. Wir haben auf der Intensivstation 90-Jährige, die maximal versorgt werden. Medikamente werden immer teurer. Da muss man sich ethisch fragen, was machen wir da. Außerdem müssen wir das Positive am Pflegeberuf stärker in den Vordergrund stellen. In der öffentlichen Wahrnehmung kommt die Pflege sehr schlecht weg. Alle reden nur über die Belastung und dass der Beruf nicht ein Leben lang ausgeübt werden kann. Das schadet uns. Wir müssen deutlich zeigen, dass es ein hochprofessioneller Beruf ist, bei dem es nicht nur um weiche Faktoren geht, sondern in dem medizinisch-technisch sehr versiert, eigenverantwortlich gearbeitet werden muss. Überlegen Sie, was eine Pflegekraft alles können muss. Nehmen Sie die Neonatalogie oder Kinderintensivstation. Da müssen Sie ganz viel Empathie mitbringen, Nähe zu den Kindern und Eltern herstellen, aber auch die komplexe Technik bedienen, die wie ein Cockpit aussieht. Diese Bandbreite des Berufes, die muss ja begeistern! Das möchte ich stärker akzentuieren. Wir haben in der Pflege kaum Mitarbeiter, die nicht anfangs gesagt haben, dass sie mit Menschen arbeiten und helfen wollen. Wir müssen es schaffen, dass sie diese Einstellung nicht verlieren. Das passt zu den Zielen der Stiftung. Sie setzt sich für ein positives, starkes Bild der Pflege ein und bietet Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Förderung. Wir müssen das Positive weiterentwickeln.