Das seit 2018 bestehende Bayerische Landesamt für Pflege widmet sich unter anderem der Unterstützung Auszubildender in der Pflege. Zu der Fachbehörde gehört ein Mentorenteam, das Auszubildenden zur Seite steht, diese berät und vermittelt. Eines der Ziele des Mentoren- angebots ist es, Unterstützungsbedarfe und Ausbildungsabbrüche in der Pflege systematisch zu erfassen.
Mit dem neuen Pflegeberufegesetz entscheiden sich immer mehr Menschen für eine Pflegeausbildung. In Bayern ist die Zahl der Ausbildungsanfängerinnen und -anfänger 2020 um zehn Prozent gestiegen [1]. Die Abbruchquote liegt mit ca. 25 Prozent grundsätzlich nicht höher als in anderen Ausbildungsberufen, allerdings variieren die Zahlen sowohl zwischen den verschiedenen Pflegeberufen als auch regional. Insbesondere in der Probezeit ist das Risiko eines Ausbildungsabbruchs stark erhöht, da die Erwartungen und Kompetenzen nicht immer den Anforderungen vor Ort entsprechen [1]. Die Corona-Pandemie verschärft die Herausforderungen in der praktischen Ausbildung und somit das Risiko eines vorzeitigen Ausbildungsabbruchs.
Erste Befragungen des Bundesverbands Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS) bestätigen eine hohe Abbruchquote von 25 bis 28 Prozent – und dies bereits innerhalb des ersten Halbjahrs [2]. Das zeigt, dass Auszubildende in der Pflege von Beginn an der Begleitung und Unterstützung bedürfen (Textkasten: Beratungs- und Unterstützungsangebote). Für eine gezielte Unterstützung braucht es jedoch valide Daten: Ausbildungsabbrüche in der Pflege müssen kontinuierlich und regional differenziert ermittelt werden. Dies ist bislang noch nicht der Fall.
Beratungs- und Unterstützungsangebote
Auf Bundesebene unterstützt das „Beratungsteam Pflegeausbildung“ des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) Einrichtungen und Pflegeschulen bei Fragen rund um das neue Pflegeberufegesetz [3]. Neben diesem bundesweiten Unterstützungsangebot gibt es auch dezentrale Angebote, die direkt an Pflegeschulen angesiedelt sind wie z. B. das Ausbildungscoaching der München Klinik Akademie [4].
Bayerisches Landesamt für Pflege
Wie können Auszubildende in der Pflege unterstützt werden? Wie lässt sich die Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen verbessern? Welche Maßnahmen braucht es im Rahmen der Bayerischen Demenzstrategie?
Solchen Fragen widmet sich das Bayerische Landesamt für Pflege (LfP), eine junge, interdisziplinäre Fachbehörde mit Modellcharakter in Amberg, seit knapp drei Jahren. Neben der Organisation und Umsetzung vieler Förderverfahren ist das LfP eine im Aufbau befindliche wissenschaftliche Fachbehörde, die sich mit einer großen Bandbreite an pflegefachlichen Themen befasst. Das LfP wurde im Rahmen des Zehn-Punkte-Plans der Bayerischen Staatsregierung im April 2018 gegründet, um die umfangreichen Maßnahmen des bayerischen Pflegepakets, z. B. die Auszahlung des Landespflegegelds, umzusetzen.
Bayern ist bislang das einzige Bundesland mit einer eigenständigen Landesbehörde zum Thema Pflege. Inzwischen arbeiten dort mehr als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – im Endausbau sollen es bis zu 350 werden. So vielfältig wie das Aufgabenspektrum ist auch der Stab der Mitarbeitenden, der unterschiedliche Berufsgruppen aus der Praxis, Verwaltung und Wissenschaft vereint.
Mentoren für Pflege
Das Mentorenangebot, das am LfP angesiedelt ist, basiert auf drei Säulen:
- einem niederschwelligen Beratungsangebot,
- einer Vernetzung zentraler Akteure im Gesundheits- und Pflegebereich und
- einer systematischen Erfassung von Unterstützungsbedarfen und Ausbildungsabbrüchen in der Pflege.
Die Mentorinnen und Mentoren für Pflege leisten einen Beitrag, vermeidbare Ausbildungsabbrüche zu reduzieren. Auszubildende in der Pflege in ganz Bayern können sich telefonisch oder per E-Mail an das Mentorenteam wenden. Das Angebot ist kostenfrei und alle Anliegen werden vertraulich behandelt (Informationen unter www.mfp.bayern.de).
Das aus derzeit fünf Personen bestehende Team verfügt über Expertise aus Pflegepraxis, Pflegewissenschaft, Psychologie und sozialer Arbeit. Dank dieser unterschiedlichen Berufserfahrungen können die Teammitglieder Auszubildenden bei praxisbezogenen, schulischen sowie persönlichen Problemstellungen zur Seite stehen.
Netzwerk und Vermittlung. Im September 2020 startete das Mentorenangebot, welches das Team seither in mehr als 20 Einrichtungen im Rahmen einer 15-minütigen virtuellen Präsentation vorgestellt hat. Die anschließenden Diskussionen mit Auszubildenden, Lehrenden, Praxisanleiterinnen und -anleitern sowie Pflegedienstleitungen zeigten viel Redebedarf, gleichwohl aber auch kreative Ideen zur Verbesserung der Ausbildungssituation.
Hauptanliegen ist es, Auszubildende in der Pflege zu unterstützen und zu beraten. Gemeinsam mit den Auszubildenden erarbeitet das Team Möglichkeiten, wie die Auszubildenden vorhandene Ressourcen erkennen und Probleme selbstbewusst angehen können.
Neben der direkten Unterstützung der Auszubildenden tauschen sich die Teammitglieder regelmäßig mit Praxisanleiterinnen und Praxisanleitern, Pflegeschulen, ausbildenden Einrichtungen, Ausbildungsverbünden sowie den Gesundheitsregionenplus in Bayern aus. Ziel ist es, ein Netzwerk zentraler Akteure im Bereich Gesundheit und Pflege aufzubauen, um die Gründe für Ausbildungsabbrüche systematisch zu ermitteln und Konzepte zur Verbesserung der Ausbildungsbedingungen zu entwickeln. Bei spezifischen Unterstützungsbedarfen vermittelt das Team Auszubildende an entsprechende Anlaufstellen.
Workshops und Social Media. Bisherige Erfahrungen sollen künftig in Workshopangebote einfließen. Weiterhin sieht das Mentorenteam den Einsatz eines Social Media Accounts vor, um sich mit den Auszubildenden noch besser zu vernetzen.
Generalistik und Pflegestudium. Im Moment liegt der Fokus des Mentorenteams auf den Auszubildenden der Generalistik. Zudem möchten sich die Teammitglieder verstärkt mit der Situation der Studierenden der primärqualifizierenden Pflegestudiengänge befassen, da sich im Jahr 2020 ein deutlicher Rückgang der besetzten Studienplätze abzeichnete [5]. Dazu wird der Kontakt zu den bayerischen Hochschulen gesucht.
[1] Braeseke G, Burgart E, Kulas H et al. Gutachten für den Bereich der Pflege für die Jahre 2025 bis 2050 in Bayern. LOS 1 und LOS 2 – Teilbericht A: Gesamtgutachten. Berlin: IGES Institut; 2020
[2] Teigeler B. Praktische Ausbildung in der zweiten Corona-Welle. Die Schwester | Der Pfleger 2021; 60 (3): 4–12
[3] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit. Beratungsteam Pflegeausbildung. Im Internet: www.pflegeausbildung.net/beratung-und-information/beratungsteam-pflegeausbildung.html; Zugriff: 16.06.2021
[4] München Klinik. Ausbildungscoaching in der Pflege: „Von Lernberatung bis Selbstbehauptung – wir unterstützen in allen Belangen“. Im Internet: www.muenchen-klinik.de/fileadmin/staedtisches-klinikum/presse/2020/PI21007_ muek_Ausbildungscoaches_in_der_Muenchen_Klinik.pdf; Zugriff: 16.06.2021
[5] Rosenberg R. Gemeinsames Statement: DGP und DPR zur Situation der primärqualifizierenden Pflegestudiengänge an den deutschen Hochschulen. Im Internet: dg-pflegewissenschaft.de/aktuelles/gemeinsames-statement-dgp-und-dpr-zur-situation-der-primaerqualifizierenden-pflegestudien gaenge-an-den-deutschen-hochschulen/; Zugriff: 16.06.2021