Im Projekt KLIK green erhalten Pflegende Gestaltungsraum, um Klimaschutz und Nachhaltigkeit voranzubringen. Sie verbessern damit ihre eigenen Arbeitsbedingungen und agieren in einem Netzwerk mit anderen Beschäftigten aus Verwaltung, Medizin und Technik.
Aus dem „Lancet Countdown Report 2019“ geht hervor, dass der Gesundheitssektor im Jahr 2016 für Emissionen von ungefähr 2.250 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich war, was 4,6 Prozent der weltweiten Nettokohlenstoffemissionen entspricht. Diese Zahl stimmt mit anderen Schätzungen überein. 2016 entfielen auf das deutsche Gesundheitswesen etwa 70 Millionen Tonnen CO2- Äquivalente, was 5,2 Prozent der gesamten nationalen Emissionen gleichkommt.
Klimaschutz im Krankenhaus voranbringen
Mittlerweile werden immer mehr Kliniken aktiv, um klimaschädliche Emissionen einzusparen und die bereits jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. So haben bereits 47 Krankenhäuser in Deutschland das BUND-Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ erhalten – eine Auszeichnung für Einrichtungen, die sich durch ein überdurchschnittliches Engagement in Sachen Energieeinsparung auszeichnen und damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
250 Kliniken haben sich etwa dem Projekt KLIK green angeschlossen, das derzeit Klinikbeschäftigte zu Klimamanagerinnen und -managern fortbildet. Schon innerhalb der Projektlaufzeit bis April 2022 sollen mindestens 100.000 Tonnen CO2-Äquivalente vermieden werden. Im Vorgängerprojekt von KLIK green wurden zehn Prozent pro Klinik reduziert. Aus dem Abschlussbericht geht hervor, dass in 50 deutschen Gesundheitseinrichtungen 34.500 Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Damit reduzierten die teilnehmenden Einrichtungen tendenziell zehn Prozent der anfänglichen Emissionen und senkten auch ihre Energiekosten um bis zu zehn Prozent.
Laura-Marie Strützke stieß Ende 2019 zu KLIK green und bringt als Klimamanagerin im Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin-Zehlendorf ihre persönliche Begeisterung für Klimaschutz in die Patientenversorgung ein. „Genauso wie ich im Privaten ressourcenschonend lebe, möchte ich auch im Krankenhaus Klimaschutz voranbringen“, sagt die Pflegefachfrau. „Ich möchte meinen Enkelkindern später sagen können, dass ich nicht untätig zugeschaut habe, sondern mich dafür eingesetzt habe, für kommende Generationen eine lebenswerte Welt zu erhalten.“
Strützke koordiniert in ihrer Klinik eine breite Palette von Aktivitäten: Zur Verbesserung des Raumklimas dient etwa die Folierung einiger Fenster, die perspektivisch auch den Energieaufwand für Kühlung reduzieren soll. Neue Entsorgungsbehältnisse und interne Schulungen über Abfallbeseitigung zielen wiederum darauf ab, die Mülltrennung zu optimieren und damit eine höhere Recyclingquote zu erreichen. Darüber hinaus erfolgen Sensibilisierungsmaßnahmen für Lebensmittel, um Essensreste und damit verbundene Kosten zu verringern. Der Einsatz von Bewegungssensoren auf der Intensivstation passt zudem die Beleuchtung an den tatsächlichen Bedarf an und die Erhöhung des LED-Anteils spart dort zusätzlich Energie.
Die Folgen des Klimawandels abmildern
Die bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere Hitze, stellen für das Klinikpersonal und die zu versorgenden Menschen eine Belastung dar. Pflege- und Hygienefachkraft Ina Scheuner kann dies nur bestätigen: „In unserer Klinik gibt es nicht überall Klimaanlagen, sodass die Patientinnen und Patienten deutlich mehr schwitzen als früher und häufiger gewaschen werden müssen“, berichtet die Mitarbeiterin der Elbland Rehabilitationsklinik im sächsischen Großenhain. „Auch für das Personal ist die Hitze eine Belastung, denn ungeachtet der Temperaturen müssen beispielsweise wir Hygienefachkräfte Isokittel tragen.“
Doch für Kühlung kommt bei Weitem nicht nur die Installation von Klimaanlagen infrage. Viele weitere Anpassungen mildern den Hitzeeffekt und können von Pflegenden selbst angestoßen werden, wie der Hitzemaßnahmenplan des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin und des Instituts für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin am LMU-Klinikum der Universität München zeigt (Abbildung: Gut durch die Sommerhitze in der stationären Pflege). Demnach helfen neben der Bepflanzung im Innen- und Außenbereich beispielsweise barrierefreie und schattige Wasserquellen mit Sitzmöglichkeiten durch heiße Tage. Die Zimmertemperatur lässt sich unter anderem senken, wenn keine wärmeabgebenden Geräte im Raum stehen und Zeiten nachts kontinuierlich zum Lüften genutzt werden.
Auch die Küche kann einen Beitrag leisten, etwa wenn wasserreiches Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen.
Das Klinik- bzw. Pflegemanagement wiederum kann Abläufe und Arbeitszeiten der Pflegenden terminlich besser an Hitze anpassen und somit mehr Trinkpausen ermöglichen.
Nachhaltigkeit mitgestalten
Hitze führt zu Müdigkeit, Schwindel, Nervosität und anderen Einschränkungen. Dadurch sinkt die Energie für Gespräche mit den Patientinnen und Patienten sowie für den hohen Versorgungsaufwand. Wenn Pflegende darüber hinaus eine nachhaltige Entwicklung mitgestalten sollen, benötigen sie ausreichende Kapazitäten. Klimaschutz und Klimaanpassung erfordern kontinuierliches gemeinsames Handeln, damit sofortige Maßnahmen und langfristige Lösungen mit allen Abteilungen umweltfreundlich entwickelt werden können.