• 27.05.2020
  • Praxis
Pflegeausbildung in der Pandemie

"Den Digitalisierungsschub zu unserem Vorteil nutzen"

Carsten Drude hat eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert und anschließend Pädagogik studiert. Nach seinem Abschluss war der heute 52-Jähriger in verschiedenen Pflegeschulen tätig und widmete sich verstärkt betriebswirtschaftlichen Aufgaben. 2020 wechselte er nach 15 Jahren als Akademieleiter und Geschäftsführer des Canisius Campus Dortmund als Geschäftsführer zur Franziskus Gesundheitsakademie Münster. Seit 2008 ist Drude im Bundesverband Lehrende Gesundheitsund Sozialberufe (BLGS) aktiv und seit 2013 dessen Bundesvorsitzender.

Die Schwester Der Pfleger

Ausgabe 6/2020

Seite 8

Die Corona-Krise hat den Start der neuen Pflegeausbildung verzögert. Doch viele Pflegeschulen machten aus der Not eine Tugend und bieten ihren Schülerinnen und Schülern Fernunterricht an. Aus der Krise erwachsen Chancen für Ausbildungssequenzen im virtuellen Raum und Prüfungen in Simulationszentren, sagt Carsten Drude, Vorsitzender des Bundesverbands Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe und Geschäftsführer der Franziskus Gesundheitsakademie Münster.

Herr Drude, machte es Sinn, den Start der neuen Pflegeausbildung im Zuge der Corona-Krise zu verschieben?

Pflegeausbildungen beginnen normalerweise mit einem Theorieunterricht, das gilt auch für die generalistische Pflegeausbildung. Der theoretische Schulblock vermittelt Pflegeschülerinnen und -schülern grundsätzliches Handwerkszeug und Basiskompetenzen. Das hat sich bewährt. Mit dem Shutdown im März und den flächendeckenden Schulschließungen hatten viele Pflegeschulen den Ausbildungsstart verschoben, andere die Zeit mit Urlaub überbrückt. Es war sicherlich richtig, den Ausbildungsstart teils bis in den Juni zu verschieben, damit sich Pflegeschulen und Praxiseinrichtungen der Situation anpassen konnten. Aber irgendwann musste und muss es auch wieder normal weitergehen. Den Ausbildungsstart über einen längeren Zeitraum zu verschieben, etwa ein halbes Jahr, wäre hingegen arbeitsrechtlich heikel. Denn mit der Ausbildung und deren Start hängen im Grunde Lebensplanungen der Auszubildenden zusammen: Umzug, Auszug aus der elterlichen Wohnung, Wohnortwechsel und anderes. Das ist nicht mal eben so zu machen.

Im Zuge des Föderalismus haben manche Bundesländer ihre Pflegeschulen früher als andere wieder geöffnet. Wäre ein einheitliches Vorgehen nicht wünschenswert gewesen?

Einerseits ist es gut, vor Ort handlungsfähig zu bleiben. Andererseits bedeuten unterschiedliche Vorgaben eine Gratwanderung. Nach Ostern kam eine zarte Öffnung in unterschiedlichen Facetten. In einigen Bundesländern konnten die Pflegeschulen – gekoppelt an die allgemeinbildenden Schulen – den Unterricht wieder nach und nach aufnehmen. Andere Bundesländer wollten auf jeden Fall länger abwarten. In Nordrhein-Westfalen schenkt die Landesregierung den Pflegeschulen das Vertrauen. Zu den wenigen Vorgaben gehört, dass wir uns priorisiert um die Abschlussjahrgänge kümmern und um jene Jahrgänge, die gerade neu gestartet sind. Daneben gelten natürlich typische Abstandsregeln, maximale Klassenbelegungen und Hygienevorschriften. Generell aber sollte der Finger ruhig einmal in die Wunde gelegt werden: Ich wünsche mir hier mehr Einheitlichkeit.

Wie sehen diese Hygienevorschriften aus?

In Nordrhein-Westfalen etwa sollte jede Pflegeschule ein eigenes Hygienekonzept ausarbeiten. Dazu gehört zum Beispiel, wie regelmäßiges Händewaschen und -desinfizieren zu realisieren ist, wie Wege zu gestalten sind, um auch in den Fluren Abstand zu wahren und Ähnliches. Im Gegensatz zu allgemeinbildenden Schulen haben es Pflegeschulen meist mit volljährigen Schülerinnen und Schülern zu tun. Das erleichtert den Umgang mit und die Einhaltung von Hygienevorschriften. Mit Desinfektionsmitteln sind wir gut ausgestattet. Und Pflegeschulen haben traditionell immer schon Waschbecken in den Unterrichtsräumen, weil diese für den fachpraktischen Teil des Unterrichts zur Anwendung kommen. Es fehlt jedoch an Mundschutz und anderem Schutzmaterial. Unsere Schülerinnen und Schüler bitten wir deshalb, selbst einen Mundschutz mitzubringen.

Ist damit zu rechnen, dass sich die Corona- Krise negativ auf die Zahl der erwarteten Nachwuchskräfte auswirkt?

Der Pflegeberuf ist momentan sehr positiv in der Presse besetzt. Für das Ansehen der Profession ist das hilfreich. Es ist allerdings denkbar, dass sich die Corona-Pandemie auf die Nachwuchszahlen auswirkt. So gab es in den vergangenen Wochen an vielen Pflegeschulen weniger Bewerberinnen und Bewerber für eine Pflegeausbildung als ursprünglich erwartet. Viele Kolleginnen und Kollegen aus den Pflegeschulen berichten zudem, dass sie das Bewerbungsprozedere ein wenig runtergefahren haben. Einerseits haben wir also derzeit eine geringere Ausbildungsnachfrage, andererseits müssen die Pflegeschulen krisenbedingt logistisch plan- und maßvoll vorgehen: So können sie beispielsweise nicht zehn Personen zu einem Gruppenassessment einbestellen. Wir müssen in der Tat darauf achten, dass das nicht flächendeckend zum Problem wird. Hier arbeiten und steuern wir gegen. So werden beispielsweise auch für Bewerbungen mehr und mehr die digitalen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme genutzt. Im Rahmen der im Mai 2020 aber bereits angelaufenen Lockerungen der Maßnahmen werden wieder verstärkt persönliche Bewerbungsgespräche geführt.

Tipps für die Umsetzung der Hygienevorgaben an Schulen des Gesundheitswesens

  • Bindend sind immer die Vorgaben des jeweiligen Bundeslandes – im Zweifelsfall sind die zuständigen Behörde vor Ort zu kontaktieren.
  • Einen guten Mix planen aus Präsenzunterricht und digitalem/virtuellem Liveunterricht.
  • Prioritäten setzen in der Planung der Vor-Ort-Präsenz: Kurse in Prüfungsphasen/neu gestartete Kurse gehen vor.
  • Halbe Tage für den Theorieunterricht einplanen, um ggf. Präsenz-Unterrichtsangebote für geteilte Kurse zweimal pro Tag anbieten zu können.
  • Die in der Regel etwas größeren Räume (fachpraktischer Unterricht/Demoräume) für den Theorieunterricht nutzen – hier sind die Abstandsregeln besser einzuhalten.
  • Feste, namentlich beschriftete Sitzplätze zuordnen, das macht die Nachverfolgung im Nachweisfall leichter.
  • Wenn möglich, getrennte Wege für den Zutritt und das Verlassen des Schulgebäudes nutzen (ggf. auch sonst nicht genutzte Fluchtwege, die in dieser Zeit ggf. geöffnet werden können), diese Wege entsprechend beschriften.
  • Den Unterrichtsbeginn flexibel gestalten in einem Zeitfenster von 15–20 Minuten, sodass Gruppenbildung/Warteschlangen vermieden werden.
  • Standard-Unterrichtszeiten pro Kurs um mindestens 15 Minuten verschieben, sodass sich an einem Schultag nicht zu viele Kurse in den Pausen begegnen.
  • Schülerinnen und Schüler darauf hinweisen, dass es günstiger ist, während des Unterrichts zur Toilette zu gehen (Vermeidung von Schlangen).
  • Allgemeine Vorschriften einhalten zu Abstand, engmaschiger Hände- und Material-/Flächendesinfektion sowie zum Tragen von Schutzmasken.

Quelle: Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e. V. (BLGS)

Werden wegen des Pandemie-bedingten Ausfalls des Präsenzunterrichts manche Inhalte des eigentlichen Lehrplans nicht vermittelt werden können?

Nein, das glaube ich nicht. Die Inhalte sind festgesetzt und vorgeschrieben. Ob diese immer alle in der richtigen und auch sinnhaften Reihenfolge unter den momentanen Bedingungen durchzunehmen sind, das lässt sich gewiss infrage stellen. Natürlich hat die Corona-Krise den Rhythmus und die Reihenfolge der Lehrpläne aller Kurse ein wenig durcheinandergewirbelt. Aber einen echten Verlust an Unterrichtsstoff wird es nicht geben. Das Kernproblem ist daher aktuell nicht die Ausbildungsqualität. Vielmehr bestand in der Hochphase und besteht teilweise immer noch die große Gefahr, dass Auszubildende – vor allem jene der ersten Jahrgänge – zu früh für die Betreuung der Patientinnen und Patienten eingesetzt wurden und möglicherweise noch werden.

Was meinen Sie mit „Gefahr“?

Ich sehe eine Gefahr darin, dass Auszubildende gewissermaßen ins kalte Wasser gestoßen werden und sofort Praxiseinsätze absolvieren müssen, obwohl sie dies aufgrund ihres Lernstandes gar nicht können. Sie benötigen dann eine sehr gute Betreuung, und es muss sichergestellt sein, dass sie nicht in den Hotspots, wie Corona-Abteilungen, eingesetzt werden. Somit fällt viel Verantwortung in die Bereiche der Praxisanleitung. Junge Auszubildende erwarten ihre Ausbildung ja ganz anders – beginnend mit einem zweiwöchigen Einführungsblock mit Kennenlernen der anderen Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer und einem anschließenden Praxisschnuppern in der Einrichtung. Wenn junge Auszubildende nun anders als geplant ihren Ausbildungsbeginn erleben, bleibt die Frage, ob wir sie motiviert in der Ausbildung halten können.

Sind die eigentlichen, im Lehrplan vorgesehenen Stationsdienste im Zuge der Pandemie nun zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen?

In Nordrhein-Westfalen sollen sich die Pflegeschulen mit ihrem Träger abstimmen, aber die Gesamtverantwortung liegt letztlich bei der Schule. Das heißt, die Schule bestimmt, wann die Schülerinnen und Schüler welcher Station zugeteilt werden. Bedenklich finde ich Äußerungen, dass Schülerinnen und Schüler jetzt, da Pflegeschulen geschlossen sind, ja zur Krisenbewältigung zur Verfügung stünden. Unabhängig von den Rahmenbedingungen sollte nicht vergessen werden, dass es sich immer noch um Auszubildende handelt.

Viele Kliniken müssen gerade Kurzarbeit fahren. Warum sollten Auszubildende dann auch noch zur Krisenbewältigung unnötig einem Risiko ausgesetzt werden?

Eben! Man muss sie gar nicht dem Risiko aussetzen. Da in Kliniken gerade Überstunden abgebaut werden, argumentieren wir als Bundesverband Lehrende Gesundheits- und So­zialberufe, dass in den Einrichtungen gerade jetzt viel Zeit ist, die Pflegeschülerinnen und -schüler vernünftig anzuleiten.

Viele Schulen haben versucht, einen virtuellen Klassenraum mit E-Learning-Angeboten und anderen Fernlerneinheiten zu installieren. Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?

Da bin ich tatsächlich positiv überrascht, wie schnell die Umsetzung solcher Lernaagebote funktioniert hat. Die Pflegeschulen haben quasi von heute auf morgen umgestellt. Manche waren ohnehin schon sehr professionell ausgerüstet, nutzten schon vor der Corona-Krise diverse Lernplattformen als Bestandteil ihres Unterrichts. Bislang klassisch analog unterrichtende Schulen wiederum haben sehr schnell WhatsApp-Gruppen gebildet oder nutzen E-Mail-Verteiler für Arbeitsaufträge. Aber auch diese Schulen sind bemüht, weitere digitale Angebote einzurichten. Wir haben in unserer Pflegeschule – wie viele andere Schulen auch – das kostenlose Angebot von Microsoft Teams genutzt wegen der Kompatibilität zu Office-Programmen. Für Bildungseinrichtungen ist das dauerhaft kostenlos – unabhängig von Corona. Andere Pflegeschulen nutzten andere Systeme zum Beispiel in Kombination mit Videokonferenzen.

Wie lange lässt sich ein solcher virtueller Unterricht aufrechterhalten und wie lässt sich der Lernerfolg überprüfen?

Lernerfolgsprüfungen sind auch per Video möglich, aber alles hat seine Grenzen. Das darf kein Dauerzustand sein. Dennoch können wir dieses Verfahren relativ lange so aufrechterhalten. Der momentane Zwang, aus der Ferne zu unterrichten, hat gewiss auch dazu geführt, dass bei manchen Kolleginnen und Kollegen, die bislang noch nicht so EDV-affin waren, ein Bewusstseinswandel eingetreten ist. Mit den weiteren Lockerungen der Schutzmaßnahmen ist es seit Mai aber auch möglich, Mischformen aus virtuellem Lernen und Unterricht vor Ort anzubieten.

Und wie sind unter den gegebenen Bedingungen Abschlussprüfungen möglich?

Prüfungen sind möglich und finden auch laufend statt. Einrichtungen sollten ein verstärktes Interesse daran haben, dass Prüfungen stattfinden, denn dann sind die Prüflinge in kürzester Zeit Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner und stehen zur Verfügung. Natürlich lassen sich aktuell keine Prüfungsausschüsse mit zehn Personen bilden, die eng beieinander sitzen. Auch für Prüfungen gelten Abstandsregeln. In Nordrhein-Westfalen sind deshalb im Rahmen einer Verordnungsermächtigung wieder Simulationsprüfungen erlaubt.

Welche Vorteile sehen Sie in Simulations­prüfungen?

Als Bundesverband setzen wir uns schon länger für Simulationsprüfungen ein. Praktische Abschlussprüfungen – dieser Schaukampf mit zwei, drei Personen, die mit Klemmbrett in sehr intimen Situationen im Patientenzimmer stehen – sind trotz aller Standardisierung nie vergleichbar, jede Prüfung ist anders. Und es gibt seit Jahren Standards für Simulationsprüfungen – nach dem sogenannten OSCE-Verfahren (Textkasten: Prüfungsformat OSCE). Die aktuelle Situation bietet die Chance, Abschlussprüfungen als Simulationsprüfungen zu standardisieren. Sicherlich sind dazu Kriterien zu erstellen und transparent zu machen, wie was zu bewerten ist. Das ist ja machbar. So arbeitet etwa die Hochschule für Gesundheit (hsg), Bochum, seit Jahren mit Simulationszentren zusammen. Statt an Patienten erfolgen die Prüfungen dann an Schauspielern.

Prüfungsformat OSCE

Die Objective structured clinical examination (OSCE) ist ein praxisorientiertes Prüfungsformat, das die berufliche Handlungskompetenz der Auszubildenden erfasst. Dieses Prüfungsformat besteht aus einem Parcours verschiedener Stationen, an denen praktische Fähigkeiten überprüft werden, wie der Umgang mit Patientinnen und Patienten. In einem standardisierten und damit vergleichbaren Verfahren werden an den Stationen die verschiedenen Teilkompetenzen, so wie sie im Pflegeberufegesetz verankert sind, beobachtet und beurteilt. Die Rolle der Patientinnen und Patienten bzw. Bewohnerinnen und Bewohner wird dabei von Schauspielerinnen und Schauspielern übernommen, die ein entsprechendes Drehbuch erhalten. Die OSCE-Methode wird neben der Nutzung als Prüfungsmethode zunehmend während der Ausbildung eingesetzt, v. a. im Skills Lab und im Simulationszentrum.

Stellen die Pflegeschulen ihren Schülerinnen und Schülern Equipment zur Verfügung?

Einige Schulen geben Leihgeräte an ihre Auszubildenden aus. Andere Schulträger machen große Zugeständnisse – ob nun Software angeschafft werden muss oder ein Satz Tablets – um Auszubildenden sowie Lehrenden Homeoffice zu ermöglichen oder E-Learning-Formate zu nutzen. Bei manchem Träger gehört es bereits zum Ausbildungskonzept, Pflegeschülerinnen und -schüler zu Ausbildungsbeginn einen Laptop oder ein Tablet zur Verfügung zu stellen.

Ihr Bundesverband hat Anfang April unverzüglich und unbüro­kratisch Fördermittel für die gesundheitsberuflichen Schulen gefordert. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Wir haben unmittelbar nach dem Shutdown eine Akuthilfe für die Pflegeschulen zur Umstellung auf digitale Angebote gefordert. Das Problem ist, dass jedes Land seinen eigenen Ausbildungsfonds hat und die Mittel aus dem Digitalpakt eigenverantwortlich verwaltet. Manche Länder haben den Pflegeschulen bereits Gelder zugwiesen. Andere verteilen die Gelder aus dem Digitalpakt erst einmal an die allgemeinbildenden Schulen und schauen hinterher, was für die Pflegeschulen übrig bleibt. Unser Anliegen ist es, in der jetzigen Notlage die vorhandenen Mittel paritätisch nach Schülerzahlen zu verteilen. Einige Bundesländer haben sehr positiv berichtet, dass bei ihnen die Ausschüttung der Mittel aus dem Digitalpakt auch für Pflegeschulen gut funktioniert. Das werden wir auf Verbandsebene weiter beobachten.

Das Geld wird somit vorerst fehlen?

Ja. Da kräuseln sich mir die Zehennägel, wenn ich sehe, dass Bildung gekoppelt ist an die Wirtschaftlichkeit von Krankenhäusern oder Altenheimen. Wenn es dem Krankenhaus gut geht, geht es der Schule gut – oder umgekehrt. Das kann doch nicht sein! Deshalb gibt es den Länderfonds und der ist ganz klar geregelt. Auch der Pflegeausbildungsfonds ist klar geregelt. Demnach stehen den Schulen Gelder zu. Allerdings nur dann, wenn sie die Ausbildungsplätze auch besetzen. Wenn Schulen aussetzen müssen, weil sie einen Kurs nicht besetzen können, dann bricht ihnen dieser Teil der Finanzierung weg. Das ist für Pflegeschulen eine Katastrophe.

Also werden vor allem die kleineren Pflegeschulen krisenbedingt in finanzielle Schieflage geraten?

Definitiv, ja. Den Krisenmodus können größere Pflegeschulen gewiss länger kompensieren.

Steht somit zu befürchten, dass die Corona-Krise zu einer Marktbereinigung führt?

Eine Marktbereinigung hätte das Pflegeberufegesetz sowieso geschaffen. Das Coronavirus könnte diese Marktbereinigung beschleunigen. Damit sind aber nicht Schulschließungen gemeint – das will niemand. Der ganze Prozess führt aber dazu, dass sich kleinere Pflegeschulen zu größeren Verbünden zusammenschließen müssen.

Welche Erwartungen haben Sie bezüglich eines baldigen Präsenzunterrichts?

Also wenn, dann nicht im Vollbetrieb. Ich schätze, dass wir den sehr reduzierten Betrieb weiterhin bis zu den Sommerferien haben werden, vielleicht sogar bis Jahresende. Im Zuge einer schrittweisen Öffnung wird der Unterricht in Kleingruppen erfolgen. Klassen mit 28 bis 30 Pflegeschülerinnen und -schülern wird es für die nächsten Monate sicherlich nicht in großer Zahl mit gleichzeitiger Anwesenheit in den Schulen geben. Vermutlich solange nicht, bis es ein wirksames Medikament gegen das Coronavirus gibt. Vorerst sollten wir den uns auferlegten Digitalisierungsschub zu unserem Vorteil nutzen.

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