• 25.03.2024
  • Bildung
Monitoring der Pflegeausbildung

Erste Erhebung im BIBB-Pflegepanel

Pflegeschulen können Ausbildungsplätze häufig nicht besetzen, wie Ergebnisse der ersten Erhebungswelle im Pflegepanel des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigen.

Die Schwester Der Pfleger

Ausgabe 4/2024

Seite 62

Pflegeschulen nehmen im Rahmen der beruflichen Pflegeausbildung immer mehr Aufgaben wahr, können Ausbildungsplätze aber häufig nicht besetzen. Dies zeigen die Ergebnisse der ersten Erhebungswelle im Pflegepanel des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).

In der ersten Erhebungswelle des BIBB- Pflegepanels von Oktober 2022 bis Mai 2023 wurden mehr als 6.000 an der Pflegeausbildung beteiligte Institutionen befragt – davon 902 Pflegeschulen, 5.117 ausbildende Einrichtungen und 49 Hochschulen (davon 29 Hochschulen mit primärqualifizierenden Pflegestudiengängen). Mit dem Pflegepanel kommt das BIBB dem gesetzlichen Auftrag eines jähr­lichen Monitorings zur Umsetzung der beruflichen und hochschulischen Pflegeausbildung nach.

Dieser Artikel fasst zentrale Ergebnisse der ersten Erhebungswelle zusammen und beleuchtet dabei die Rolle der Pflegeschulen [1]. Die 902 befragten Bildungseinrichtungen stellen 73,5 Prozent aller Pflegeschulen in Deutschland dar.

„Umfassender Blick auf die Ausbildungslandschaft in der Pflege“

Der Gesetzgeber hat das BIBB mit einem jährlichen Monitoring zur Umsetzung der beruflichen und hochschulischen Pflegeausbildung beauftragt. Über die Hintergründe und Zusammensetzung des Pflegepanels sowie die Ergebnisse der Ersten Sondererhebung ist in der Oktober-Ausgabe 2022 von Die Schwester | Der Pfleger ein ausführliches Interview mit zwei Verantwortlichen des BIBB erschienen.

Pflegeschulen nehmen zusätzliche Aufgaben wahr. Die Pflegeschulen wurden danach gefragt, welche Aufgaben sie für eine oder mehrere Ausbildungseinrichtungen wahrnehmen. Die Antworten zeigen deutlich, dass die Pflegeschulen eine zentrale Funktion innerhalb der beruflichen Pflegeausbildung einnehmen. Dies wird daran deutlich, dass fast alle der 902 befragten Schulen (98,6 %) angeben, dass ihnen durch eine oder mehrere Ausbildungseinrichtungen Aufgaben übertragen wurden. Besonders häufig werden die Erstellung der Ausbildungspläne (85,9 %), die Organisation und Planung der praktischen Ausbildung (82,6 %) sowie der für die Ausbildungsbetriebe stellvertretende Abschluss von Kooperationsverträgen (73,1 %) genannt.

Auch im Kontext des Bewerbungsmanagements sind die Pflegeschulen tätig, zum Beispiel indem sie Auszubildende rekrutieren und Bewerbungsverfahren durchführen (76,8 %) sowie stellvertretend für Ausbildungsein­richtungen Ausbildungsverträge abschließen (30,6 %). Mehr als zwei Drittel der Schulen führen zudem Schulungen für Praxisanleitende durch (66,9 %).

Wenn der Schulträger gleichzeitig Träger des praktischen Ausbildungsteils ist (Träger­identität), übernehmen die Pflegeschulen deutlich häufiger Aufgaben der Ausbildungseinrichtung. Besonders offensichtlich wird dieser Unterschied bei stellvertretenden Vertrags­abschlüssen sowie im Bewerbungsmanagement. Knapp 80 % der Schulen in Träger­identität geben an, Kooperationsverträge für die Ausbildungseinrichtungen zu schließen. Knapp 44 % schließen sogar Ausbildungsverträge ab und fast 89 % sind für das Bewerbungsmanagement zuständig.

Demgegenüber trifft dies nur auf 68 % (Kooperationsverträge) beziehungsweise 21 % (Ausbildungsverträge) der Pflegeschulen ohne Trägeridentität zu. Immerhin etwas mehr als 68 % sind auch für das Bewerbungs­management – sprich die Rekrutierung von Auszubildenden und die Durchführung von Bewerbungsverfahren – zuständig.

Eine Ausnahme stellt die Aufgabe der Schulung, Weiterbildung und Qualifizierung von Praxisanleitenden dar: Diese wird tendenziell eher von Schulen ohne Trägeridentität übernommen (69 % gegenüber 64 %).

Angebot der Pflegeschulen und Nachfrage von Auszubildenden gehen weit auseinander. Die befragten Pflegeschulen haben seit 2020 ihr Angebot an Schulplätzen kontinuierlich und zum Teil deutlich ausgebaut: So standen im Jahr 2020 52.453 Ausbildungsplätze zur Verfügung; 2022 waren es 62.480 Ausbildungsplätze bei 899 im BIBB-Pflegepanel befragten Pflegeschulen. Im Durchschnitt sind dies knapp 70 Ausbildungsplätze pro Pflegeschule. Von den mehr als 60.000 Ausbildungsplätzen konnten 2022 jedoch nur 45.021 Plätze besetzt werden, was eine Auslastungsquote von 72 % ergibt. Von 2020 bis 2022 ist die Auslastung der Schulplätze deutschlandweit gesunken (Abb. 1). Das bedeutet: Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen an Pflegeschulen hat nicht mit dem Ausbau der Kapazitäten Schritt gehalten. Nur 21 % der Pflegeschulen gaben für 2022 an, ihre Ausbildungsplätze voll besetzt zu haben.

Die Diskrepanz zwischen angebotenen und nachgefragten Ausbildungskapazitäten wird auch daran deutlich, dass lediglich 184 Pflegeschulen (20,6 %) ihre im Jahr 2022 angebotenen Schulplätze voll besetzen konnten. Nur wenige Schulen (4,8 %) mussten Bewerbende auf einen Ausbildungsplatz aufgrund mangelnder Kapazitäten abweisen. Ob diese Personen für die Pflegeausbildung verloren gingen, kann aus den Daten nicht geschlossen werden. Prinzipiell bestand eine gute Chance, an noch nicht ausgelasteten Schulen aufgenommen zu werden.

Schulen mit hoher Auslastung machen häufiger spezielle Förderangebote. Die Pflegeschulen unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer speziellen Förderangebote für Auszubildende und es zeigt sich, dass besser ausgelastete Schulen, die ihre Schulplätze zu einem höheren Grad besetzen können, auch häufiger solche Förderangebote machen. 80,6 % der Schulen mit einer Auslastung von über 75 % gaben an, eine Förderung für ausbildungsschwache Auszubildende anzubieten, während es bei Schulen mit einer Auslastung von unter 75 % lediglich 74,7 % waren. Weitere Angebote, die häufiger an Schulen mit einer hohen Auslastung gemacht wurden, betreffen virtuelle Unterrichtseinheiten (82,2 % gegenüber 75,9 %) und Auslandsaufenthalte (22,3 % gegenüber 18,2 %) (Abb. 2).

Die Freitextangaben in der Befragung weisen zudem darauf hin, dass Angebote der „Sprachförderung“ womöglich eher an den besser ausgelasteten Pflegeschulen gemacht werden. Diese Auswertungen lassen zwar nicht zwingend die Schlussfolgerung zu, dass Förderangebote für eine höhere Auslastung ursächlich sind. Dennoch liegt die Vermutung nahe. Denn es zeigt sich auch, dass größere Schulen tendenziell besser ausgelastet sind. Zudem haben größere Schulen in der Regel mehr Kapazitäten, um Angebote wie Auslandsaufenthalte oder verschiedene Förderungen unterbreiten zu können. Zusatzangebote könnten also ein Mittel sein, um die Attraktivität der Pflegeausbildung an einer Schule zu erhöhen.

Pflegeschulen wünschen sich mehr Unterstützung. Die Möglichkeiten, spezielle Förder­angebote zu unterbreiten, sind offenbar nicht für alle Pflegeschulen gleich. Die Befragung ergab, dass sich zahlreiche Pflegeschulen mehr Unterstützung beim Erkennen und Fördern unterstützungsbedürf­tiger Auszubildender (64,1 %) oder bei der Gestaltung digitaler Lernumgebungen (53,1 %) wünschen.

Daneben fällt vielen Pflegeschulen offenbar auch die Gestaltung von Prüfungen schwer – 63,4 % wünschen sich hier Unterstützung. Weitere geäußerte Unterstützungsbedarfe beziehen sich auf das Erstellen exemplarischer Lernsituationen (48,1 %), das Finden von Kooperationspartnern für den praktischen Ausbildungsteil (45,9 %) oder die Zusammen­arbeit zwischen Praxisanleitenden und Lehrenden. Am häufigsten genannt wurde jedoch der Wunsch nach Unterstützung bei der Akquise von Lehrpersonal.

Schulen übernehmen viel Verantwortung

Die Ergebnisse zeigen, dass Pflegeschulen viel Verantwortung für die Umsetzung der beruf­lichen Pflegeausbildung übernehmen. Häufig unterstützen sie die Einrichtungen bei der Organisation der Ausbildung. Zunehmend machen sich aber Unterschiede bemerkbar, was die Auslastung der Schulkapazitäten betrifft. Es zeigt sich, dass die besser ausgelasteten Schulen auch diejenigen sind, die ihren Auszubildenden häufiger spezielle Förderangebote machen. Solche Angebote können also möglicherweise ein Mittel sein, um die Attraktivität der Schulen für potenzielle Pflegeauszubildende zu steigern. Allerdings haben offenbar nicht alle Schulen diesbezüglich die gleichen Möglichkeiten. So wünschen sich zahlreiche Schulen Unterstützung beim Erkennen und Fördern unterstützungsbedürftiger Lernender oder bei der Gestaltung digitaler Lernumgebungen. Der größte Unterstützungsbedarf besteht aber erklärtermaßen bei der Akquise von Lehrpersonal; ein Befund, der durchaus herausfordert, da die Zahl von Lehrpersonal – anders als spezielle Förderangebote – auch durch noch so viel Unterstützung nicht kurzfristig gesteigert werden kann.

Ausblick: Die zweite reguläre Erhebungswelle im Rahmen des BIBB-Pflegepanels ist bereits gestartet. Befragt werden die im Panel registrierten Pflegeschulen, Ausbildungs­einrichtungen und Hochschulen. Seit 2024 wird der Erhebungszeitraum immer am Anfang eines Jahres begonnen. Somit können rückblickend Daten aus dem vorherigen Kalenderjahr abgefragt werden. Hiermit kann eine größere Vergleichbarkeit zu amtlichen Statistiken hergestellt werden.

Der vollständige Bericht der ersten Erhebungswelle und weitere Informationen zum Pflegepanel finden sich im Internet unter: www.bibb.de/de/bibb-pflegepanel.

[1] Hofrath C, Meng M, Dorin L. BIBB-Pflegepanel „Monitoring zur Umsetzung der Pflegeausbildungen“. Ergebnisse der ersten Erhebungswelle 2022/2023. Bundesinstitut für Berufsbildung. Bonn; 2024

 

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