Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen und -Todesfälle steigt zu neuen Höchstwerten auf. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Donnerstag ist besonders die Lage in Alten- und Pflegeheimen schwierig. Es gebe dort aktuell fast doppelt so viele Ausbrüche wie im Frühjahr. Eine systematische Datenerhebung fehlt jedoch, kritisierte das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (EbM).
Gezielte Dokumentation wichtig
Das EbM-Netzwerk fordert deshalb eine Task-Force mit leitender Rolle der Pflegewissenschaft für ein koordiniertes und wissenschaftsbasiertes Handeln im Setting Pflegeheim. Mit höchster Priorität müsse eine rationale Grundlage geschaffen werden, um Daten und wissenschaftliche Belege zu generieren, die letztlich Unsicherheit reduzierten und verantwortliches Handeln förderten.
Nähere Umstände und Ursachen der Todesfälle von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern blieben derzeit weitgehend ungeklärt. Eine gezielte Dokumentation und Berichterstattung aus der Altenpflege existiere nicht, bemängelt das Netzwerk. Weder der Grad der Umsetzung der präventiven Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie noch die erwünschten oder unerwünschten Auswirkungen auf das Krankheitsgeschehen und Überleben der Bewohnerinnen und Bewohner könnten zuverlässig beurteilt werden.
Pflegewissenschaftliche Daten für Handlungsempfehlungen wichtig
Die vor wenigen Tagen veröffentlichte Handreichung des Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege zu Besuchskonzepten in Pflegeheimen während der Corona-Pandemie könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein wissenschaftsbasiertes konzertiertes Vorgehen – maßgeblich informiert und begleitet durch entsprechende Pflegeforschung – fehle.
Die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler könnten mit fehlenden oder unverlässlichen Daten keine aussagekräftigen praxisrelevanten Empfehlungen entwickeln.