Eine examinierte Pflegefachperson, eine Pflegehilfskraft und eine angelernte Person sollen im Evangelischen Altenzentrum Haus Victorquelle im nordhessischen Bad Wildungen an Demenz erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner drangsaliert haben. Darüber berichtet die Hessische Niedersächsische Allgemeine (HNA) am Dienstag. Bereits vor drei Jahren sollen sie die älteren Menschen mit Zurufen bewusst in Unruhe versetzt, dieses mit einem privaten Handy gefilmt und via WhatsApp in Kreisen der Beschäftigten – über die drei Personen hinaus – geteilt haben.
Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt
Die Vorgänge drangen nach HNA-Informationen erst Anfang dieses Monats ans Tageslicht, weil Streit innerhalb des Trios aufgekommen sei und eine Person aus der Gruppe die Hausleitung über die damaligen Vorgänge informiert habe.
Die Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen als Trägerin der Senioreneinrichtung habe die Polizei eingeschaltet. Diese habe ihre Ermittlungsergebnisse inzwischen an die Staatsanwaltschaft Kassel weitergeleitet. Bewohnerinnen, Bewohner und Angehörige seien informiert, eine Mitarbeiterversammlung einberufen worden.
Bislang kein Unrechtsbewusstsein unter den Pflegekräften zu erkennen
Die drei betreffenden Pflegekräfte hätten mittlerweile einen Auflösungsvertrag unterschrieben und die Einrichtung verlassen. Die zwischen 30 und 40 Jahren alten Pflegekräfte stammten aus der Region und seien zu der Zeit, als sie die Handy-Filme drehten, bereits mehrere Jahre im Pflegeheim beschäftigt gewesen. Die derzeitige Einrichtungsleiterin habe sich aber vor drei Jahren noch nicht in dieser Position befunden.
Die ehemaligen Beschäftigten ließen kein Unrechtsbewusstsein erkennen in den Krisengesprächen, die aus dem Offenlegen der Verstöße resultierten, zitiert die HNA die Pressereferentin der Trägergesellschaft, Christiane Gahr. Sie hätten die Bewohnenden „nur veralbern“ wollen.
Gewalt in der Pflege als Thema in der Pflegeausbildung
Ihre vorbeugende Strategie gegen mögliches Fehlverhalten in Pflege und Betreuung will die Einrichtung als eine Konsequenz aus den Vorfällen jetzt erweitern und verfeinern.
Gewalt in der Pflege vorzubeugen, sei wesentlicher Bestandteil der Ausbildung und Fortbildung, verdeutlichte die Leiterin dieses Bereichs bei der Trägergesellschaft, Birgit Vering, in der Waldeckischen Landeszeitung.
Dabei drehe es sich zunächst um Prävention von psychischer wie physischer Gewalt, die von Pflegekräften ausgehe. Thema sei auch, wie eine Pflegekraft richtig und fachlich auf Aggressionen und Übergriffe von Pflegebedürftigen zu reagieren habe. Fortbildungen im Rhythmus von zwei Jahren seien gesetzlich vorgeschrieben. Die Pflegeschule biete ihren Einrichtungen und Beschäftigten darüber hinaus auf Wunsch zusätzliche Schulungen an, wovon die betroffene Pflegeeinrichtung erst kürzlich Gebrauch gemacht habe.
Auch der Umgang mit Handys und den sozialen Medien im Berufsumfeld seien Gegenstand von Aus- und Weiterbildung.