Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) hat anlässlich des Welttags gegen Diskriminierung und Misshandlung älterer Menschen am 15. Juni auf fehlende Strukturen im Kampf gegen Gewalt an älteren Menschen hingewiesen.
Pflegebeauftragte bundesweit etablieren
So wie Kinder und Jugendliche einen Anspruch auf staatlichen Schutz hätten, gelte dieser auch für Erwachsene in verletzlichen Situationen, verdeutlichte die BAGSO am Mittwoch. Besonders gefährdet seien Menschen, die auf Hilfe und Pflege angewiesen seien. Bislang fehlten Strukturen, die gezielt auf ihren Schutz vor Gewalt, Misshandlung oder Vernachlässigung ausgerichtet seien.
Die BAGSO plädiert deshalb dafür, in allen 16 Bundesländern Ombudsstellen einzurichten, an die sich Betroffene wenden können. Manche Bundesländer hätten Pflegebeauftragte im Einsatz, die teilweise auch die Funktion informeller Ombudsstellen wahrnähmen. Dazu zählten Bayern, Berlin, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland. Solche Anlaufstellen seien bundesweit zu implementieren. Sie sollten sich eng miteinander vernetzen, um Erkenntnisse und Erfahrungen auszutauschen.
Gewalt in Pflegeheimen aus Tabuzone holen
In Verdachtsfällen seien zusätzlich behördliche und gerichtliche Eingriffsbefugnisse nötig, um Schutz garantieren zu können.
Die BAGSO fordert zudem einen offenen Umgang mit dem tabuisierten Thema Gewalt gegen ältere Menschen. Erkenntnisse aus Studien und Erfahrungen aus Projekten wiesen darauf hin, dass Gewalt sowohl in der stationären als auch in der häuslichen Pflegesituation in einem Ausmaß vorkomme, dass deutlich über Einzelfälle hinausgeht.
Die Erscheinungsformen seien vielfältig und umfassten unter anderem Vernachlässigung, verbale Aggressionen und körperliche Gewalt. Als Ursache werde meist Überforderung genannt, in Wirklichkeit seien die Zusammenhänge häufig komplexer.