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Mecklenburg-Vorpommern

Gewaltprävention: Pflegepersonal schützen und entlasten

Mithilfe moderner Technik kann der Arbeitsüberlastung in der Pflege entgegengewirkt werden. Die Zeitersparnis für ein Pflegeheim kann der Arbeitszeit von bis zu zwei Pflegefachpersonen entsprechen.

Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern stellt in diesem Jahr die Situation in der Pflege in den Mittelpunkt. Viele Menschen pflegten beruflich oder ehrenamtlich mit großem Einsatz und Engagement. Gleichzeitig wisse man aber auch, dass es in Einzelfällen zu psychischer und physischer Gewalt in der Pflege kommt, sagte Innenminister Christian Pegel (SPD) in Schwerin.

Gewalt in der Pflege widerspreche allen ethischen Grundsätzen und sei nicht hinnehmbar. Deshalb sei es wichtig, Anzeichen dafür frühzeitig zu erkennen und Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um Sicherheit und Wohlergehen aller Beteiligten  der Pflegebedürftigen und des Pflegepersonals  zu gewährleisten, betonte der SPD-Politiker in seiner Funktion als Vorsitzender des Landesrats für Kriminalitätsvorbeugung. Dazu seien innovative Projekte gefragt, die in die Breite getragen werden müssten. "Abgucken ist erlaubt und erwünscht."

Mit Präventionsmaßnahmen Pflegepersonal schützen

Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) verwies auf Studien, denen zufolge etwa 90 Prozent der professionell Pflegenden innerhalb eines Jahres Gewalt erlebt haben. Gleichzeitig hätten 70 Prozent angegeben, auch selbst Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen ausgeübt zu haben. "Geeignete Präventionsmaßnahmen sind dabei die beste Medizin, um Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen und Pflegende und Pflegebedürftige zu schützen", sagte die Ministerin. 

Ein wichtiger Schritt sei dabei, dass aus einer Kultur des Wegschauens eine Kultur des Hinschauens, des Handelns werde. "Gewalt hat viele Gesichter und fängt nicht erst beim Schlagen an", betonte Drese. Dazu gehörten etwa auch Bewegungseinschränkungen, Isolation und auch Vernachlässigung. Mitunter sei physische Gewalt auch eine Begleiterscheinung fortschreitender Demenz.

Digitalisierung als Entlastungshilfe 

Der Neubrandenburger Sozialwissenschaftler Professor Stefan Schmidt sprach von einer hohen Dunkelziffer bei Gewalt in der Pflege. Aus Angst vor Sanktionen oder wegen familiärer Bindungen würden viele Fälle gar nicht publik. Er nannte vier Faktoren, die Gewalt in der Pflege fördern: Überlastung, Personalmangel, Stress und mangelhafte Schulung. 

Insbesondere der Überlastung könne auch mithilfe moderner Technik entgegengewirkt werden. Als Beispiel nannte Schmidt einen Feuchtigkeitssensor für Inkontinenzwindeln, der auf dem Handy der Pflegefachperson anzeige, wann die Hose zu wechseln ist. Damit könne etwa verhindert werden, dass Patienten unnötig geweckt werden. Die Zeitersparnis für ein durchschnittliches Pflegeheim entspreche der Arbeitszeit von zwei Pflegefachpersonen. Die Zusatzkosten bezifferte Schmidt mit 13 Cent je Windel. 

Quelle: dpa

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