Die personellen Engpässe in der Intensivpflege nehmen zu. Das legen Auswertungen des seit Frühjahr 2020 betriebenen Melderegisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) nahe. Die Zahl der betreibbaren Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit gehe von Monat zu Monat zurück, twitterte der Präsident der Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin (DGIIN) und wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, am Mittwoch.
Ein Trend aus dem Intensivregister der zutiefst beunruhigt: Die Zahl der betreibbaren #Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit geht von Monat zu Monat zurück auf jetzt etwa 9000. Viele Kliniken melden uns Personalprobleme. Das Personal ist müde und wird weniger. #pflexit pic.twitter.com/GQe9xcYoAA
— ECMO_Karagiannidis (@ECMOKaragianni1) August 25, 2021
Das DIVI-Intensivregister erfasst täglich die freien und belegten Behandlungskapazitäten in der Intensivmedizin von etwa 1.300 Akut-Krankenhäusern in Deutschland. So lassen sich etwa während der COVID-19-Pandemie Engpässe in der intensivmedizinischen Versorgung im regionalen und zeitlichen Vergleich erkennen.
Karagiannidis:
"Viele Kliniken melden uns Personalprobleme. Das Personal ist müde und wird weniger."
20-30 % der Pflegefachpersonen auf Intensivstationen wollten ihren Beruf verlassen, weil dieser zu anstrengend geworden sei, verdeutlichte Karagiannidis am Mittwoch dem WDR.
Das liege nicht allein an der Corona-Pandemie, sondern auch an strukturellen Bedingungen: Während in Deutschland eine Pflegefachperson tagsüber 2 Intensivpatientinnen und -patienten sowie nachts 3 betreue, sei das Verhältnis z. B. in den Niederlanden oder den skandinavischen Ländern 1:1.
Entlastung des Personals als Mittel der Wahl
Als Folge der permanenten Überlastung des Personals und dem bereits bestehenden Mangel an Pflegefachpersonen würden die großen Krankenhäuser ihren Bestand an Intensivbetten mit invasiver Beatmungsmöglichkeit reduzieren.
Der DGIIN-Präsident erläuterte im WDR weiter:
"Mitte Dezember gab es davon in Deutschland noch rund 12.000, nun sind es nur noch rund 9.000."
Seiner Meinung nach ist die Entlastung des Personals das einzige, was hilft, um aus der Krise herauszukommen.