Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach appelliert an die Pflegeheime, den Corona-Schutz wieder zu verstärken. In Vorbereitung auf eine zu erwartende Herbstwelle, sollten die Einrichtungen "Kurzfristmaßnahmen" schon in der laufenden Sommerwelle vorsehen. Lauterbach empfiehlt, "die 4. Impfung jetzt viel stärker zu nutzen und Besuchern nur mit FFP2-Maske sowie negativem Corona-Test den Zutritt zu Pflegeeinrichtungen zu gewähren", schreibt das Bundesministerium für Gesundheit in einer Meldung von Mittwoch.
Ohne eine schnelle Einführung schärferer Corona-Auflagen drohten viele Infektionen unter den gefährdeten, hochbetagten Menschen.
Nur 30 % der Pflegebedürftigen in den Einrichtungen hätten bislang eine Auffrischimpfung, die das Sterblichkeits-Risiko deutlich senke, erhalten, sagte der SPD-Politiker nach Beratungen mit Heimträgern am Mittwoch in Berlin, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) meldet. Lauterbach mahnte, es wäre fahrlässig, für eine erneute Auffrischung auf angepasste Impfstoffe im Herbst zu warten.
Der Minister verwies zudem auf geplante gesetzliche Regelungen zum Corona-Schutz in der Pflege für den Herbst.
bpa fordert Schutz vulnerabler Gruppen
Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, reagiert empört auf die Pläne der Bundesregierung zum Schutz vor einer erneuten Corona-Welle im Herbst:
"Die Verantwortungsverweigerung der Bundesregierung macht fassungslos. Die Einrichtungen sollen vor Ort mit dem Hausrecht dafür sorgen, dass Pflegebedürftige durch Masken und Tests wirksam geschützt werden, weil dem Gesetzgeber Einigkeit und Mut fehlen."
Wenn die Bundesregierung eine extrem gefährliche Corona-Welle im Herbst erwarte, müsse sie Schutzmaßnahmen entwickeln und in Kraft setzen. Meurer weiter:
"Jetzt wird die Verantwortung für den Schutz der vulnerablen Gruppen auf die Pflegeeinrichtungen, die Pflegekräfte, Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörige verlagert."
Die Pflegeeinrichtungen hätten in den vergangenen zwei Jahren gezeigt, dass sie "alles dafür tun, die ihnen anvertrauten Menschen zu schützen".
Die Bundesregierung sei in der Pflicht, den Einrichtungen jede Unterstützung zukommen zu lassen. Dazu müssten "die erprobten Maßnahmen wie der Pflege-Rettungsschirm, personelle Unterstützungen und bürokratische Erleichterungen für den Herbst weiter gesichert werden".