In Deutschland geraten immer mehr Pflegeheime und -dienste in finanzielle Not. So wurden seit Anfang vergangenen Jahres nach einer Erhebung des Arbeitgeberverbands Pflege bei 1.264 Pflege-Einrichtungen Insolvenzen oder Schließungen bekannt, wie Verbandsgeschäftsführerin Isabell Halletz der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte. Trotz wachsenden Bedarfs fielen etliche Pflegeplätze weg.
Tatsächlich dokumentierte der Arbeitgeberverband Pflege bereits Anfang vergangenen Jahres in einer eigens erstellten "Deutschlandkarte Heimsterben", wie stark die Branche unter Druck steht. Über 800 Insolvenzen oder Schließungen in der Altenpflege zählte der Verband demnach 2023. Verbandspräsident Thomas Greiner sagte damals: "Das Heimsterben geht weiter, egal ob familiengeführtes Pflegeheim, kirchliche Sozialstation oder leistungsstarkes Pflegeunternehmen."
Mangelnde Zahlungsmoral der Kassen
Angesichts der wachsenden Probleme und des immer größer werdenden Pflegebedarfs in der alternden Gesellschaft hatte der noch amtierende Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Herbst eine Pflegereform angekündigt. Auf den Weg kamen Verbesserungen vor dem Bruch der Ampel-Koalition aber nicht mehr.
Verbandsgeschäftsführerin Halletz macht als Hauptursache für die finanzielle Schieflage vieler Pflegeanbieter mangelnde Zahlungsmoral der Kassen verantwortlich. Die Leistungen der Heime und Dienste würden meist nicht zeitnah bezahlt. "Das türmt sich bei den Pflegeunternehmen zu sechs- bis siebenstelligen Summen auf", sagte Halletz. Klamme Kassen sanierten sich auf Kosten von Pflegeanbietern.
Lange dauere es auch bei den Sozialämtern, die bei bedürftigen Menschen für die Eigenanteile einspringen - aber oft erst nach monatelanger Wartezeit, wie Halletz kritisierte. "Die Anbieter erbringen also Leistungen, die zunächst gar nicht finanziert werden - das trifft auch größere Unternehmen."
Branche hofft auf neue Regierung
Gefragt seien nun die Parteien, die derzeit über die nächste Regierung in Deutschland verhandeln. Die Pflegeunternehmen müssten gestärkt werden. Gegenüber den Pflegekassen dürften sie nicht mehr "wie Bittsteller" auftreten müssen, forderte Halletz. Laut Statistischem Bundesamt hatte es zuletzt 11.250 Pflegeheime mit vollstationärer Dauerpflege und 15.549 ambulante Pflegedienste in Deutschland gegeben.
Quelle: dpa