Auszubildende in der Pflege brechen ihre Ausbildung immer öfter ab. Nach Angaben der Bundespflegekammer nehmen Berichte zu, wonach seit Beginn der Corona-Pandemie die Zahl der Auszubildenden, die ihre Ausbildung vor dem Abschluss beenden, noch höher ist als in den Jahren zuvor.
Extrem herausfordernde praktische Einsätze
Ausschlaggebend hierfür seien u. a. die "extrem herausfordernden Erfahrungen während der praktischen Einsätze", teilte die Kammer in der Vorwoche mit.
Das Präsidiumsmitglied der Bundespflegekammer, Franz Wagner, merkte dazu an:
"Ich werde leider viel zu oft mit Aussagen von Pflegeschülern konfrontiert, dass sie wie ausgebildetes Personal arbeiten müssen. Das darf nicht sein. Wir vergraulen sonst unsere Zukunft, indem wir sie heillos überfordern."
Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler müssten dort abgeholt werden, wo sie stünden. Ihnen dürfe nicht noch weitere Last und Verantwortung aufgebürdet werden, indem sie wie eine bereits ausgebildete Pflegefachperson eingesetzt würden.
Die hoch motivierten jungen Menschen, die sich im vergangenen Jahr für die Pflegeausbildung entschieden haben, müssten sowieso schon Kompromisse eingehen, so Wagner weiter.
Erschwerte Ausbildungsbedingungen
Denn seit Beginn der Corona-Pandemie hätten sich die Bedingungen in der neuen generalistischen Pflegeausbildung per se erschwert.
"Der theoretische Unterricht findet auch an Pflegeschulen im Corona-Modus digital statt, die Inhalte insgesamt sind neu und umfassender und auch die Praxisanleitung findet in Zeiten von Personalengpässen nicht den Rahmen, den sie eigentlich haben müsste."
Sie jetzt noch als "Testpersonal, wie jüngst von Bundesfamilienministerin Giffey und Gesundheitsminister Spahn gefordert, einzusetzen, setzt der Situation die Krone auf", kritisierte Wagner und knüpfte damit an die jüngsten Reaktionen aus der Profession Pflege zu diesem Thema an.
Dies zeige einmal mehr den Stellenwert, den Pflegefachpersonen und deren Ausbildung in der Politik hätten.
"Erst Klatschen, dann die Querelen um den Bonus und jetzt Testung durch Auszubildende – das trägt nicht dazu bei, den Beruf der Pflege attraktiver zu gestalten. Und es ist das falsche Signal an die Berufsgruppe, die den Glauben an eine Verbesserung der Lage verliert."