Das deutsche Gesundheitssystem muss aus Sicht von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) auf einen möglichen Kriegsfall vorbereitet werden. "Die militärische Bedrohung Europas durch Russland und die mögliche Abkehr des neuen US-Präsidenten Trump von der bisherigen Sicherheitspartnerschaft bedeuten auch massiven Handlungsbedarf für das deutsche Gesundheitssystem und die ganze Zivilgesellschaft", sagte die CSU-Politikerin der Augsburger Allgemeinen.
Gerlach fordert "Zivilen Operationsplan Deutschland"
Man brauche einen umfassenden "Zivilen Operationsplan Deutschland", betonte sie. "Hier geht es um nichts weniger als darum, das gesamte Gesundheitssystem auf alle Arten von Krisen vorzubereiten – auch auf kriegerische Angriffe aller Art."
Eine intakte Gesundheitsversorgung sei für die Verteidigung eines Landes ebenso wichtig wie die Bundeswehr, sagte Gerlach. Es müsse sichergestellt werden, dass deutlich mehr Menschen als in Friedenszeiten versorgt werden könnten. Der Staat müsse klare Vorgaben machen. "Das betrifft die EU-Ebene, den Bund und die Länder."
Es müsse auch geklärt werden, worauf in Mangellagen verzichtet werden könne: Das reiche "von Berichtspflichten über Standards und Prüfungen bis hin zu Personalvorgaben". Gerlach drängte zudem darauf, die Versorgung mit Arzneimitteln abzusichern.
Schenk: Genügend medizinisches Fachpersonal vorhalten
Auch Thüringens Gesundheitsministerin Katharina Schenk sieht im Krisen- oder Konfliktfall die größte Herausforderung für das Gesundheitssystem im Land darin, genügend medizinisches Fachpersonal vorzuhalten. "Wenn es einen Kriegsfall gäbe, sprechen wir über eine größere Anzahl von Menschen, die versorgt werden müssten", sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.
Schenk betonte, dass die Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene bereits zeigten, "dass man sich dieser weltpolitischen Herausforderung bewusst ist". Im geplanten, milliardenschweren Finanzpaket von Union, SPD und Grünen seien Krankenhäuser und Gesundheitsversorgung deshalb ausdrücklich mitgedacht, so Schenk.
Quelle: dpa