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Übergriffe auf Klinikbeschäftigte

"Erhebliche Dunkelziffer" von Gewalt gegen Krankenhausmitarbeiter

Eine repräsentative Umfrage zeigt: Vor allem der Pflegedienst ist von Gewalt betroffen. Folgen: Kündigungen und Berufsaustritte.

In drei Vierteln der deutschen Krankenhäuser haben körperliche und verbale Übergriffe gegen Krankenhausmitarbeitende in den vergangenen Jahren zugenommen. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), deren Ergebnisse am Mittwoch veröffentlicht wurden. An der Befragung beteiligten sich bundesweit 250 Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten.

Zunehmende Gewalt seit fünf Jahren 

Demnach ist die Zahl der Übergriffe in Krankenhäusern in den vergangenen fünf Jahren mäßig (53 Prozent) oder deutlich (20 Prozent) gestiegen. Nur vier Prozent hätten weniger Gewalt verzeichnet, teilten DKI und DKG mit.

80 Prozent hätten angegeben, dass der Pflegedienst "weit überwiegend" von Gewalt betroffen ist. Die Hälfte der Kliniken habe die Notaufnahme als besonders von Übergriffen belasteten Bereich genannt.

Allerdings: Nur 28 Prozent der Befragten erfassten standardmäßig verbale Übergriffe und 69 Prozent körperliche Übergriffe auf ihre Mitarbeitenden. Deshalb sei "von einer erheblichen Dunkelziffer bei den erfassten Vorfällen auszugehen".

Respektverlust und lange Wartezeiten als Hauptgründe für Übergriffe

Aus Sicht der Kliniken ist ein allgemeiner Respektverlust vor dem Krankenhauspersonal mit 73 Prozent eine der Hauptursachen für die zunehmende Gewalt gegen ihre Beschäftigten – gefolgt von "zustandsabhängigen Übergriffen", etwa durch Alkohol oder Schmerzen, und noch vor krankheitsbedingtem Verhalten, wie Übergriffe durch demente oder psychisch kranke Patienten. Lange Wartezeiten hätten 40 Prozent der Kliniken als eine der Hauptursachen angegeben.

Die Gewalt gegenüber Beschäftigten habe schwere Folgen, so DKG und DKI. Nur 13 Prozent der Krankenhäuser hätten angegeben, dass Übergriffe nicht zu psychischen Belastungen unter den Betroffenen geführt hätten. Folgen seien kurz- und mittelfristige Kündigungen sowie Berufsaustritte.

Strafverschärfungen gefordert

Mit Deeskalationstrainings und baulichen Maßnahmen, wie Zutrittsbeschränkungen und Videoüberwachung, versuchten die Krankenhäuser, Übergriffen vorzubeugen.

Gewalt gegen Krankenhausbeschäftigte sei jedoch inakzeptabel. Den Beschäftigten der Krankenhäuser sei es nicht weiter zuzumuten, körperliche und psychische Angriffe hinnehmen zu müssen. Strafverschärfungen für Übergriffe gegenüber Krankenhausbeschäftigten analog zu den Verschärfungen bei Angriffen gegen Rettungskräfte seien deshalb "eine Option", sagte die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende, Henriette Neumeyer.

Beunruhigendes Ausmaß von Gewalt

Auch eine mit 93 Prozent deutliche Mehrheit der Kliniken fordert angesichts der zunehmenden Gewalt eine Strafverschärfung.

Die Berichte über zunehmende Gewalt in Krankenhäusern haben seit Jahresanfang ein beunruhigendes Ausmaß angenommen: Erst in der Vorwoche hatte das Landeskriminalamt Baden-Württemberg aktuelle Zahlen zunehmender Gewalt gegenüber Pflegepersonal und Ärzten veröffentlicht. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege legte vor wenigen Tagen ihren aktuellen Gewaltbericht vor, in dem sie ebenfalls eine zunehmende Zahl an Gewaltmeldungen belegt. Angesichts der steigenden Zahlen hatte die Pflegekammer Rheinland-Pfalz entsprechende Schutzmaßnahmen und ein Meldesystem gefordert. Bereits zu Jahresanfang hatte die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen appelliert, Gewalt in der Pflege aus der Tabuzone zu holen.

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