Die vergangenen 15 Jahre habe die Politik verschlafen und nicht erkannt, dass Pflegefachpersonen gestärkt werden müssen. Die neue Bundesregierung müsse alles daran setzen, um eine Besserung herbeizuführen und den Pflegeberuf substanziell aufzuwerten, appellierte der Past-Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. Er warf der Politik Lippenbekenntnisse und Untätigkeit vor.
Einzelmaßnahmen für die Pflege reichen nicht
"Ich appelliere dringend, dass sich hier wirklich etwas nachhaltig ändert. Eine Maßnahme allein reicht nicht."
An mind. 4 Stellschrauben müsse gleichzeitig gedreht werden, so der DIVI-Funktionär:
- Bessere Bezahlung
- Familienfreundliche Dienstmodelle
- Berufliche Perspektiven
- Erweiterte Kompetenzen für ein Arbeiten auf Augenhöhe mit der Ärzteschaft
Pflegepersonal steht unter enormer Belastung
Denn die aktuelle Situation der Pflegenden in Krankenhäusern und insbesondere auf der Intensivstation verschlimmere sich bereits wieder. Janssens mahnte:
"Wir haben steigende Zahlen. Und wenn ich heute Morgen die Inzidenzen sehe, das ist schon dramatisch. Das ist fast wie im letzten Jahr. Und wir werden noch höhere Zahlen erleben."
Das Pflegepersonal auf den Intensivstationen – aber auch auf den Normalstationen – sei ermüdet und stehe täglich unter einer enormen Belastung. Ihre Kräfte seien am Ende.
Die bislang erzielte hohe Impfquote gegen das Corona-Virus sei zwar erfreulich, reiche aber noch nicht aus.
Ein bestimmter Prozentsatz der ungeimpften Personen werde sich demnächst in den Krankenhäusern wiederfinden und die angespannte Situation noch weiter strapazieren.