Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe (IAG) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften hat einen umfassenden und eindringlichen Appell veröffentlicht, jetzt die Weichen für eine zukunftsfähige Pflege zu stellen. Die Arbeitsgruppe sieht gezielte Investitionen und eine umfassende Reform als unerlässlich, um den wachsenden Herausforderungen zu begegnen und die Rolle der Pflege entscheidend zu stärken. Denn eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung sei ohne gut ausgebildete und wertgeschätzte Pflegende nicht möglich.
Der 150-Seiten starke Denkanstoß "Zukunft der Pflege" richtet sich an zentrale Akteure des Gesundheitssystems. Die Initiative zielt auf eine umfassende Reform ab, die sowohl strukturelle Veränderungen des Gesundheitssystems als auch verbesserte Rahmenbedingungen in Pflegeberufen umfasst.
Aufwertung der Pflegeberufe
Zentrale Forderungen des Konsortiums sind unter anderem:
- Erhöhung des Personalschlüssels: Um eine bessere Betreuung zu gewährleisten und Überlastungen zu vermeiden.
- Neuausrichtung des Gesundheitssystems: Eine stärkere Ausrichtung an den tatsächlichen Gesundheitsbedarfen der Menschen.
- Akademisierung und Modernisierung der Pflegeausbildung: Zur Professionalisierung und Aufwertung der Pflegeberufe.
- Förderung fachlicher Autonomie und interprofessionelle Zusammenarbeit: Zur Qualitätssteigerung und besseren Vernetzung innerhalb des Gesundheitssystems.
- Einführung von Community Health Nurses: Um eine flächendeckende, bedarfsgerechte Betreuung zu ermöglichen.
- Unterstützung pflegender Angehöriger und digitale Frühwarnsysteme: Als unverzichtbare Ergänzung zur professionellen Pflege.
Die Pandemie habe die Schwachstellen in der Pflegeversorgung offengelegt und die Dringlichkeit eines Pflegereformpakets verstärkt, so der Tenor der IAG. "Eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung ist ohne professionelle Pflege undenkbar", sagte die Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, Bernadette Klapper. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zielten daher auf eine Aufwertung und bessere Absicherung der Pflegeberufe, um langfristig eine krisenfeste, menschenzentrierte Gesundheitsversorgung in Deutschland zu gewährleisten.
Klapper gehört der IAG an, ebenso wie Vertreter der Charité – Universitätsmedizin Berlin oder der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.