Die Corona-Krise hat die Missstände in der Pflege "schonungslos offengelegt". Um diese dauerhaft zu überwinden, hat die Bundespflegekammer am Dienstag 5 Kernforderungen gestellt, mit denen die Belange der Pflege selbstständig geregelt und v. a. die Rahmenbedingungen deutlich verbessert werden sollen. Die Forderungen bündeln das, was seit Ausbruch des neuartigen Coronavirus verstärkt in den Fokus öffentlicher Diskussionen gerückt ist.
- Gesundheit von Pflegefachpersonen schützen
Der Staat müsse – dort, wo Versorgungsengpässe vorhanden sind – ausreichend Schutzausrüstung für Pflegefachpersonen bereitstellen, Testkapazitäten ausbauen und Pflegefachpersonen regelmäßig auf COVID-19 testen. Pflegefachpersonen seien mit Impfstoffen prioritär zu berücksichtigen. - Personalausstattung verbessern
In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen seien verbindliche Personalbemessungssysteme nötig. Außerdem müssten die Häuser als Angebote der Daseinsvorsorge betrachtet werden, nicht als Wirtschaftsunternehmen, die in den vergangenen Jahren „immer mehr auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz getrimmt“ worden seien. - Corona-Prämie für alle, Pflege dauerhaft besser bezahlen
Die Corona-Prämie müsse bundeseinheitlich gleich sein und allen Pflegefachpersonen zugutekommen, egal, ob sie in der Altenpflege, in der Psychiatrie, in der Behindertenhilfe, in Rehakliniken oder im Krankenhaus tätig seien. In der Altenpflege sei ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag vonnöten. Gleichzeitig sollten die Gehälter für alle Pflegefachpersonen in einem überschaubaren Zeitraum stufenweise deutlich angehoben werden. - Pflege an politischen Entscheidungen beteiligen
Um eine starke pflegerische Selbstverwaltung zu schaffen, müssten in allen Ländern Pflegekammern eingerichtet und auf Bundesebene eine starke Bundespflegekammer gefördert werden. Denn eine gute pflegerische Versorgung gebe es nur, wenn die beruflich Pflegenden in allen Entscheidungen einbezogen und auf Augenhöhe behandelt würden. Aktuell sei Pflege in vielen Beratungsgremien und Krisenstäben der Politik nicht beteiligt. - Pflege gerecht finanzieren
Gute Arbeitsbedingungen und gute Pflege müssten in allen Sektoren gerecht finanziert werden. Mehr Personal und eine bessere Bezahlung koste Geld. Nach derzeitiger Finanzierungslogik der Pflegeversicherung müssen Mehrkosten Pflegebedürftige und deren Angehörige tragen. Das sei ungerecht. Deshalb sei eine Reform der Pflegefinanzierung notwendig. Die Eigenanteile dürften nicht weiter steigen.