Rasant steigende Infektionszahlen, immer mehr Fälle der Omikron-Variante und verschärfte Quarantäneregeln bringen derzeit viele Krankenhäuser in eine brenzlige Personalsituation. Im Kreis Dithmarschen im westlichen Schleswig-Holstein haben deshalb jetzt die Westküstenkliniken (WKK) gemeinsam mit dem zuständigen Gesundheitsamt ein Vorgehen entwickelt, um Mitarbeitende auch vor Ablauf der Quarantänefrist wieder einsetzen zu können.
In 6 Schritten zu verkürzten Quarantänezeiten
In den WKK mussten nach eigenen Angaben allein bis Mittwoch aufgrund der geltenden Quarantänebestimmungen mehr als 160 Beschäftigte trotz Impfung 14 Tage zuhause bleiben, weil sie Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatten. Weitere 40 Mitarbeitende fehlten, weil sie mit dem Corona-Virus infiziert seien.
Das führe zu Personalausfällen, die kurzfristig nicht zu kompensieren seien, teilte die Klinik am Mittwoch mit. Das neue Konzept ermögliche nun, Quarantänezeiten unter folgenden Bedingungen zu verkürzen:
- Die oder der Mitarbeitende ist nur Kontaktperson und nicht selbst infiziert.
- Der Kontakt liegt nicht im eigenen Haushalt vor.
- Die Person ist selbst gesund.
- Mind. am fünften Tag nach dem Kontakt erfolgt ein PCR-Test.
- Ist das Testergebnis negativ, kann das WKK für die betreffende Person den Einsatz unter "Quarantäne Ersetzenden Maßnahmen" (QEM) beim Gesundheitsamt beantragen.
- Genehmigt das Gesundheitsamt den Einsatz, kann die oder der Mitarbeitende unter Vollschutz eingesetzt werden. Diese Person darf allerdings nur zur Arbeit kommen und muss sich nach der Arbeit zuhause wieder in Quarantäne begeben.
Das Gesundheitsamt hat nach diesem Vorgehen seit Dienstag bereits den Einsatz von 7 Mitarbeitenden freigegeben. QEM für weitere Mitarbeitende seien beantragt, so die WKK.
"Sinnvolles" Konzept für die gesamte Pflege
Aufgrund der starken Personalausfälle hätten die Kliniken über den Jahreswechsel bereits 2 Stationen schließen und planbare Behandlungen verschieben müssen.
Eine deutliche Entspannung der Situation sei noch nicht abzusehen.
Der Virologe Helmut Fickenscher von der Universität Kiel hält das Vorgehen für "absolut sinnvoll", wie er im NDR sagte, zumal es derzeit noch keine bundeseinheitliche Lösung gebe. Seiner Meinung nach könne die Regelung auch in der gesamten Pflege übernommen werden. Wichtig sei, alles am Laufen zu halten, denn Personal sei Mangelware.
Im Kreis Dithmarschen ist die 7-Tage-Inzidenz mit aktuell 808,6 (Stand: 6. Januar) bundesweit mit am höchsten.