Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) hat ein neuartiges Peptid entdeckt, das gramnegative Bakterien an einem bislang unbekannten Wirkort angreift. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern könnte es damit gelungen sein, eine neue Klasse von Antibiotika gegen gramnegative Bakterien entdeckt zu haben.
Das Forscherteam nannte das Peptid Darobactin. Es binde an das Protein BamA, das in der äußeren Membran gramnegativer Bakterien lokalisiert sei. Dadurch werde der Aufbau einer funktionalen äußeren Membran gestört und die Bakterien sterben ab. "Besonders interessant ist, dass dieser bislang unbekannte Angriffspunkt außen liegt und Substanzen ihn einfach erreichen können", erläuterte Till Schäberle vom Institut für Insektenbiotechnologie der JLU und Projektleiter am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), dessen Arbeitsgruppe an der Entdeckung beteiligt ist.
Darobactin habe eine "hervorragende Wirkung" bei Infektionen mit sowohl Wildtyp- als auch antibiotikaresistenten Pseudomonas aeruginosa-, Escherichia coli- und Klebsiella pneumoniae-Stämmen gezeigt. Damit stelle Darobactin eine "vielversprechende Leitstruktur zur Entwicklung eines neuen Antibiotikums" dar. Wie dringlich dies sei, zeige auch die Tatsache, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Forschungs- und Entwicklungsbedarf gegen die resistenten Erreger mit höchster Priorität für die menschliche Gesundheit eingestuft habe.