Kümmern sich über 50-Jährige um ihre pflegebedürftigen Eltern, geht das häufig zulasten ihrer Berufstätigkeit. Das haben Wissenschaftler des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung anhand einer Auswertung europaweiter Daten von knapp 15.000 Personen herausgefunden. Demnach sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die pflegenden Angehörigen gleichzeitig berufstätig sind – bei Frauen um durchschnittlich bis zu 7,2 Prozentpunkte, bei Männern sogar um bis zu 11,8 Prozentpunkte. Frauen reduzieren zudem ihre Arbeitszeit um durchschnittlich 12,4 Prozent, wie das Institut am Dienstag bekannt gab.
Den Wissenschaftler zufolge gebe es zwei mögliche Erklärungen, warum sich die Pflege der Eltern stärker auf die Beschäftigungssituation der Männer auswirke: Frauen arbeiteten häufiger in Teilzeit und schafften nach einer Pflegephase dort leichter wieder den Einstieg. Eine zweite mögliche Erklärung sei, dass das pflegerische Engagement von Frauen von Arbeitgebern als "normal" wahrgenommen werde. Bei Männern gilt es hingegen unter Umständen als Beweis für schwächer ausgeprägtes berufliches Engagement.
Um die bessere Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Pflege zu ermöglichen und die negativen Folgen für Pflegende abzumildern, seien in zahlreichen Ländern bereits Möglichkeiten für "Pflege-Auszeiten" geschaffen worden. So könnten in Deutschland seit 2008 Pflegende eine zehntägige bezahlte Auszeit nehmen. Für die längerfristige Pflege ist eine Freistellung für bis zu sechs Monaten möglich, während der ein Arbeitnehmer ganz oder teilweise aus dem Beruf aussteigen kann. Wie sich das auf die Beschäftigungssituation von Pflegenden auswirkt, sei aber noch nicht untersucht worden.