Angesichts zahlreich fehlender Pflegefachpersonen und monatelang unbesetzter Fachkraftstellen haben private Pflegeunternehmen in Bremen jetzt eine "realistische Debatte über die Aufgabenverteilung im Pflegealltag" gefordert. "Mit Denkverboten und dem Beharren auf einer inzwischen oftmals unrealistischen Fachkraftquote kommen wir nicht weiter", sagte der Bremer Landesvorsitzende des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Sven Beyer, am Dienstag. Starre Fachkraftquoten seien nicht zeitgemäß. Damit stellt sich der Verband gegen die in Bremen seit 2010 geltende gesetzliche Vorgabe, dass mindestens die Hälfte der Pflegenden eine dreijährige Ausbildung abgeschlossen haben muss.
Die Vorsitzende des Bremer Pflegerats, Ilona Osterkamp-Weber, bezeichnete die Forderung nach einer Aufhebung der Fachkraftquote im Weser-Kurier als "Verrat an den professionell Pflegenden". Das könne nicht die Lösung für den Fachpersonalmangel sein. "Die Qualität in der Pflege ist mit weniger Fachkräften nicht denkbar", sagte sie am Donnerstag. Offene und ehrliche Debatten seien nötig, aber mit dem Fokus einer qualitativ hochwertigen Versorgung der zumeist schwerstpflegebedürftigen Menschen.
Auch die Gewerkschaft Verdi will nicht an der Fachkraftquote rütteln. "Damit würden wir ein Symptom des Fachkräftemangels behandeln, nicht die Wurzel", sagte Gewerkschaftssekretärin Kerstin Bringmann.
Würden verstärkt Hilfskräfte statt gut qualifiziertes Personal eingestellt werden können, kostete dies die Unternehmen weniger Geld. Den seit Juni in Bremen geltenden Tarifvertrag für in der Pflege Beschäftigte, in dem es unter anderem um eine bessere Bezahlung für Hilfskräfte geht, lehnt der bpa ab.