Victoria Ilin vom Hillesheimer Seniorencentrum Katharinen Stift belegte den dritten Platz bei der Ausschreibung zur Pain Nurse des Jahres 2013. Sie wurde für ihre besonderen Verdienste im Alten- und Pflegeheim geehrt. Lesen Sie, was ihr Konzept besonders macht.
Sie ist jung, engagiert, zielstrebig und resolut: Victoria Ilin, 27 Jahre alt, weiß, was sie will. Schon früh hat sie sich dem Schicksal schmerzgeplagter älterer Personen gewidmet. Nach einem Jahrespraktikum als Pflegehelferin im Katharinen Stift Hillesheim und ihrer Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin in der Kranken- und Altenpflege Schule Daun hat sich Ilin von Mai bis September 2011 berufsbegleitend zur Pain Nurse und Algesiologischen Fachassistentin im Schmerztherapiezentrum Mannheim weitergebildet. „Schon während des Praktikums wusste ich, dass ich künftig Menschen helfen möchte, deren Alltag von Schmerzen bestimmt ist. Ich will ihnen wieder ein schöneres Leben ermöglichen", sagt Ilin.
Seit 2012 leitet sie stellvertretend einen Wohnbereich für Bewohner mit Demenz im Alten- und Pflegeheim Katharinen Stift. „Speziell für ältere Patienten ist professionelles Schmerzmanagement wichtig. Besondere Herausforderung dabei ist, ihre Schmerzen exakt zu lokalisieren und zu bewerten. Denn viele hochbetagte Bewohner können sich verbal oft nur noch sehr eingeschränkt oder schlimmstenfalls gar nicht mehr mitteilen – eine schwierige Situation für alle Beteiligten", berichtet Ilin. Deshalb ihr Herzensanliegen: „Ich habe mir zur Aufgabe gemacht, alle Bewohner schmerzfrei oder nahezu schmerzfrei zu begleiten."
Interdisziplinäre Fallbesprechung
Eine moderne Schmerzbehandlung beseitigt Schmerzen soweit, dass die Beschwerden für den Patienten in einem erträglichen Maß gehalten werden, erklärt Ilin. „Bei der ersten Schmerzäußerung, verbal oder nonverbal, erfolgt eine Schmerzersteinschätzung durch mich", so die motivierte Altenpflegerin. Besonders bei Bewohnern, die sich nicht verbal mitteilen können oder demenzkrank sind, erfolgt eine interdisziplinäre Fallbesprechung mit Pflegenden, Ärzten, Ergo- und Physiotherapeuten. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt bespricht Ilin die individuelle Schmerztherapie. Dabei tritt Ilin nicht selten energisch auf, denn: „Ich habe leider die Erfahrung machen müssen, dass Schmerzmanagement bei den Hausärzten nicht wirklich auf der Tagesordnung steht. Deshalb mache ich schon mal Druck, wenn es darum geht, Bewohnern eine schmerzlindernde Therapie zu ermöglichen." Wirkung der angesetzten Therapie und Schmerzmittelnebenwirkungen werden dann genau beobachtet, dem Arzt mitgeteilt und, falls nötig, Gegenmaßnahmen eingeleitet. Sowohl medikamentösen als auch nicht medikamentöse Therapieverfahren werden eingeleitet. Diese können mit Wärme oder Kälte, Physiotherapie oder ergotherapeutischen Methoden erfolgen. Ilin berät darüber hinaus Angehörige und Bewohner.
Für dieses Engagement ist sie 2013 als Drittplatzierte bei der Ausschreibung zur Pain Nurse des Jahres ausgezeichnet worden. Sie ist die erste Schmerzassistentin Deutschlands, die für ihren Einsatz in einem Pflegeheim geehrt wurde. Bisher sind die Würdigungen überwiegend an Krankenhauspersonal gegangen.
Ilin nimmt die Auszeichnung als Motivation und Ehre gleichermaßen und freute sich zwar über Urkunde und Blumen auf der Preisverleihung in Hamburg, wichtiger aber war ihr: „Mit der Teilnahme konnte ich mein Netzwerk zu vielen Kollegen und auch Ärzten entscheidend ausweiten."
Qualitätszirkel Schmerz gegründet
Mittlerweile ist ihre Expertise in der Schmerzlinderung so nachgefragt, dass sie ihr Wissen in einem eigens gegründeten „Qualitätszirkel Schmerz" weitergibt. Dort sensibilisiert sie die Kollegen für den Umgang mit Schmerzen, Schmerzerkennung sowie verschiedene Schmerz- und nicht medikamentöse Therapien. Auch ist eine Veranstaltungsreihe zum Schmerzmanagement am Katharinen Stift ins Leben gerufen worden. Damit wolle man Vorreiter sein für ein bisher einzigartiges Angebot im professionellen Umgang mit Schmerzen in Pflegeeinrichtungen, verdeutlicht Ilin. In regelmäßigen Vorträgen informiert Ilin Angehörige von Schmerzpatienten über den Umgang mit Schmerzen und berät sie, wenn es um die Ermittlung von Schmerz bei Bewohnern mit Demenz geht.
Die engagierte Pain Nurse hat zudem Kontakt zu dem Schmerzmediziner Dr. Abou Afasch vom St. Joseph-Krankenhaus Prüm hergestellt. „Als schmerzsensible Einrichtung ist es uns sehr wichtig, stets auf dem Höhepunkt der Schmerzforschung zu sein. Mit dem Kontakt gehen wir eine wertvolle Kooperation ein, die unsere Arbeit weiter voranbringen wird", ist sich Illin sicher.
Das Katharinen Stift liegt in der Vulkaneifel und zeichnet sich durch ein eigenständiges Pflege- und Betreuungskonzept aus. Insgesamt 120 Bewohner können, aufgeteilt in Einzel- und Doppelzimmer, betreut werden.