Altenpflegefachpersonen und Hilfskräfte in der Altenpflege sind offenbar deutlich häufiger und länger krankgeschrieben als Erwerbstätige in anderen Berufen. Außerdem müssen sie deutlich öfter vor dem gesetzlichen Rentenbeginn aus ihrem Beruf ausscheiden als Beschäftigte anderer Branchen. Das sind Ergebnisse des aktuellen Barmer-Pflegereports, den die Krankenkasse am Dienstag in Berlin vorstellte.
Krankheit und Frühverrentung kosten Arbeitsplätze
Würden Krankschreibungen und Frühverrentungen auf das Durchschnittsniveau gesenkt, stünden auf einen Schlag 26.000 zusätzliche Pflegende zur Verfügung, heißt es in dem von einem Autorenteam des "Socium Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik" der Universität Bremen erstellten Pflegereport im Auftrag der Barmer weiter.
Fehlzeiten unter Pflegehilfskräften sind demnach besonders hoch, v. a. aufgrund psychischer und Muskel-Skelett-Erkrankungen. Insgesamt führen aber auch häufigere Verordnungen von Schmerzmitteln und Antidepressiva zu den überdurchschnittlich hohen Ausfallzeiten.
Teufelskreis durchbrechen geht nur mit mehr Personal
Derzeit sei die eingesetzte Pflegepersonalmenge nicht ausreichend, um eine fachgerechte Pflege und gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal zu gewährleisten. Die resultierende Arbeitsverdichtung führe zu einer überdurchschnittlichen Belastung und zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen. Die daraus entstehenden vermehrten Fehlzeiten und Berufsaustritte verstärkten den Pflegenotstand. Dies führe für die verbleibenden Pflegenden wiederum zur Erhöhung der Arbeitsbelastung.
"Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen, wenn die Pflege dauerhaft qualitätsgesichert geleistet werden soll", fordern die Autoren der Studie, zu denen u. a. Heinz Rothgang zählt. Dafür brauche es mehr Personal.
DPR plädiert für qualifizierte Pflegeassistenzausbildung
Der aktuelle Report bestätige die "besorgniserregenden Folgen für viele Pflegefachpersonen, die aus der Belastung resultieren", kommentierte der Deutsche Pflegerat (DPR) die Ergebnisse.
"Der Report bestärkt noch einmal die Dringlichkeit der Behebung der Ursachen. Das duldet keinen Aufschub mehr", betonte DPR-Präsident Franz Wagner.
"Die Systemrelevanten sind krank! Die besonders hohe Quote bei Hilfskräften in der Altenpflege belegt zudem, dass bei einer niedrigeren beruflichen Qualifikation anscheinend auch die Fähigkeit, mit den Belastungen umzugehen, geringer ausgeprägt ist. Das ist ein weiteres Argument für eine qualifizierte Pflegeassistenzausbildung."
Solange sich die Arbeitsbedingungen der Pflegenden nicht umfassend verbesserten, würden sich auch die jetzt im Report genannten Zahlen nicht verändern, ist sich Wagner sicher.
"Wir brauchen dringend zeitnah und nachhaltig mehr qualifiziertes Pflegepersonal in allen Sektoren und wir müssen darüber hinaus die Pflegenden dabei unterstützen, mit dem berufsbedingten Stress umzugehen."
Maßnahmenbündel gegen den Pflegepersonalmangel
Das verlange laut Wagner ein Maßnahmenbündel:
- Organisation der Arbeitszeiten mit einem verlässlichen Dienstplan
- betriebliche Gesundheitsförderung
- Investition in Aus- und Fortbildung
- Unterstützung der Pflegeleitungen zur Erfüllung ihrer Führungsaufgaben.
Wesentliche Datengrundlagen für den Pflegereport sind die Pflegestatistik des Statistischen Bundesamts und Routinedaten der Barmer.