• 29.01.2024
  • Bildung
Digitalisierung in der Pflegeausbildung

Zukunftsweisendes Tool

Was ein E-Learning-Tool mit integriertem elektro­nischen Ausbildungs­nachweis bewirken soll.

Die Schwester Der Pfleger

Ausgabe 2/2024

Seite 76

Mit der Entwicklung eines E-Learning-Tools mit integriertem elektro­nischen Ausbildungs­nachweis kommt ein aktuelles Forschungs­projekt den Digitalisierungsanforderungen in der Pflegeausbildung nach.

Ziel des „Forschungsprojekts zur Entwicklung eines E-Learning-Tools mit integriertem elektronischen Ausbildungsnachweis (FEL)“ ist, die berufliche Pflegeausbildung durch ein digitales Werkzeug mit unterstützenden und ergänzenden digitalen Inhalten zu begleiten sowie gemäß § 17 Pflegeberufegesetz mit einem digitalen Ausbildungsnachweis zu verbinden. Diese Möglichkeit ist zukunftsweisend, weil sie einen erheblichen Beitrag zur Digitalisierung der Pflegeausbildung leistet.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat den Lehrstuhl Wirtschaftspädagogik II der Universität Paderborn mit dem Projekt FEL beauftragt. Die technische Umsetzung übernimmt das IT-Unternehmen Ingenious Knowledge GmbH. Unterstützung aus dem Bereich der Pflegeausbildung erhält das Projekt über die ZFG – Zentralschule für Gesundheitsberufe in Münster und das Alexianer Institut für Fort- und Weiterbildung (IFW) der Alexianer GmbH in Berlin.

Tool steht künftig als App zur Verfügung

Im Projekt FEL wird das E-Learning-Tool für den Pflegebereich entwickelt, implementiert und evaluiert. Die Basis der Entwicklungs­arbeit bildet ein didaktisches und ein organi­satorisches Konzept. Dabei bietet der „Musterentwurf zum Ausbildungsnachweis“ [1] einen Rahmen für die digitale Dokumentation der Ausbildung. Das im Projekt FEL ent­wickelte Tool unterstützt entsprechende Lern-, Test- sowie Dokumenta­tions­aktivitäten und wird künftig für Auszubildende als App zur Verfügung gestellt.

Im Dokumentationsbereich werden über die App alle Elemente des Ausbildungsnachweises angeboten, sodass die Auszubildenden ihren Nachweis digital abwickeln können. Alle Personen, die die Auszubildenden betreuen, haben zudem die Möglichkeit, über die Browserversion Daten einzugeben und die Ausbildungsverläufe zu planen. Dazu werden die Verläufe unmittelbar in der App für die entsprechenden Auszubildenden sichtbar.

Auch die Dokumentation von Feedbackgesprächen wie Erst-, Zwischen- und Abschlussgespräch sind möglich. Informationen zu den Gesprächen können dabei leicht zur Verfügung gestellt werden.

Zudem ist eine leichte und transparente Dokumentation von Nachtdiensten und Einweisungen in medizinische Geräte sowie Pflegehilfsmittel möglich. Ergänzend hierzu wird aktuell ein Lernbereich entwickelt, in dem interaktive Aufgaben, Tests und Lerneinheiten in der App angeboten werden. Dies wird am Ende der Entwicklung auch über Videooptionen und ergänzende Lernangebote unterstützt. Dabei können auch Lerntexte sowie schulische Aufgabenstellungen und Praxisaufgaben zur Verfügung gestellt werden.

Prototyp in der Erprobung

Aktuell liegen Prototypen der Browserversion und der App vor. Sie befinden sich in der Erprobung. Die Vorstellung der Prototypen in den Praxis- und Bildungseinrichtungen führte zu sehr positiver Resonanz. Die Teilnehmenden betonten vor allem die Transparenz, die ein­fache Verfügbarkeit und die Zeitersparnis. Sie wiesen auch darauf hin, wie wichtig die Einbettung von Lernaufgaben und Reflexions­bögen sowie damit verbundenen Reflexionsmöglichkeiten ist.

Besonders positiv bewerteten sie die di­gitale Planung der Pflegeeinsätze sowie die interaktiven Lernangebote. Auch hoben die Teilnehmenden hervor, dass das Lernen von Fachbegriffen über die Lern­umgebung des Tools eine gute Unterstützung bietet und hier zusätzlich auch eigene Begriffsspeicher angelegt werden können. Somit kann hausspezifisches Fachwissen und Fachvokabular aufgenommen, geübt und archiviert werden.

Die Teilnehmenden unterstrichen ebenfalls die Bedeutung von Datenschutz in der Ausbildung und Pflege. Dieser Aspekt wird im Projekt FEL unmittelbar mitgedacht, da es notwendig ist, individuelle Zugänge zu schaffen und ausschließlich zulässige institutionelle und individuelle Datenzugriffe sicherzustellen.

Den Teilnehmenden der Pilotierung der Prototypen und der begleitenden Interviews sind vor allem eine ansprechende Gestaltung und einfache Handhabung wichtig. Mit Blick auf die Benutzerfreundlichkeit konnten in einer ersten Zwischenevaluation über ein Akzeptanzmodell (Technology Acceptance Model, TAM) [2] bereits sehr positive Ergebnisse für die Browserversion und App ausgemacht werden. Die Benutzerfreundlichkeit wird bereits jetzt im positiven Bereich bewertet. Neue Fortentwicklungen werden hier sicherlich weiterhin für Verbesserungen in der Nutzung sorgen. Aktuell ist schwerpunkt­mäßig der Dokumentationsteil von FEL entwickelt und zur ersten Erprobung implementiert. Der Lernbereich der App wird derzeit weiter auf- und ausgebaut.

Fest steht, dass mit der Lernumgebung des FEL-Tools Auszubildende in der Pflege er­mutigt werden, ihre Bildung und Fähigkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln. Gleichzeitig haben sie dabei die Möglichkeit, einen Überblick zu ihrem aktuellen Stand in der Ausbildung zu erhalten. Dies ist eine wesent­liche Basis für eine zukunftsgerichtete und zukunftsfähige Ausbildung in einer sich stets verändernden Welt in der Pflege.

[1] Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Musterentwurf zum Ausbildungsnachweis. Empfehlungen für den Nachweis der praktischen Pflegeausbildung nach § 60 Abs. 5 Pflege­berufe-Ausbildungs- und -Prüfungsverordnung. Bonn; 2019

[2] Davis FD, Bagozzi RP, Warshaw PR. User Acceptance of Computer Technology: A comparison of two theoretical models. Management Science 1989; 35 (8): 982–1003

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