Die Anfang 2023 erschienene Leitlinie zum Post Intensive Care Syndrome (PICS) enthält praxisnahe Empfehlungen für das multiprofessionelle Team. Der Autor hat bei der Erstellung mitgewirkt und stellt die pflegerelevanten Inhalte vor.
Die Leitlinie „Multimodale Neurorehabilitationskonzepte für das Post Intensive Care Syndrom (PICS)“ [1] wurde unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Neurologische Rehabilitation (DGNR) von neun interprofessionellen Fachgesellschaften entwickelt. Teilnehmende pflegerische Fachgesellschaften waren die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP) sowie die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF). Es handelt sich um eine S2e-Leitlinie – das bedeutet, dass eine systematische Recherche, Auswahl und Bewertung wissenschaftlicher Belege (Evidenz) zu den relevanten klinischen Fragestellungen durchgeführt wurde. Ziel der Leitlinienentwicklung ist es, basierend auf einer umfassenden systematischen Suche nach einer kritischen Bewertung der verfügbaren Evidenz Empfehlungen für die klinische Praxis zu formulieren. Die Empfehlungen entsprechen einer zweistufigen Graduierung (A = starke Empfehlung, B = schwache Empfehlung), ergänzt durch die Kategorie „kann erwogen werden (0)“.
Definition
Die moderne intensivmedizinische Versorgung ermöglicht es, dass immer mehr kritisch erkrankte Menschen erfolgreich behandelt werden können. Viele ehemalige Patientinnen und Patienten einer Intensivstation weisen jedoch bleibende Einschränkungen in der körperlichen, kognitiven und psychischen Gesundheit sowie Beeinträchtigungen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und Partizipation am gesellschaftlichen Leben auf. Diese Folgen der kritischen Erkrankung und des Intensivstationsaufenthalts werden zusammengefasst als Post Intensive Care Syndrome (PICS).
PICS ist ein neurologisch heterogener Schädigungskomplex, der durch neue oder verstärkte Beeinträchtigungen der kognitiven, psychischen und/oder physischen Funktionen gekennzeichnet ist, die den Krankenhausaufenthalt überdauern. Per definitionem liegt ein PICS vor, wenn eine oder mehrere der drei Funktionsebenen beeinträchtigt sind.
Unter den kognitiven Einschränkungen werden das Delir und Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Exekutivfunktionen sowie der visuell-räumlichen Wahrnehmungsleistung verstanden. Zu den psychischen Beeinträchtigungen zählen die Depression, Angststörungen und die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Die Beeinträchtigungen auf der physischen Ebene betreffen neuromuskuläre Funktionen, oft zusammengefasst als Intensive Care Unit Acquired Weakness (ICUAW), und betreffen das Schlucken, die Atmung, die Mobilität und die Selbsthilfefähigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens.
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