• 25.05.2023
  • Praxis
Modellprojekt zur Stärkung der regionalen Gesundheitsversorgung

Unterwegs mit der FAMOUS-APN

Die Schwester Der Pfleger

Ausgabe 6/2023

Seite 20

In Rheinland-Pfalz erprobt das Projekt FAMOUS den Einsatz von Advanced Practice Nurses (APN) in der hausarztnahen Versorgung. Hierfür sind neun APN zur Versorgung von rund 850 mehrfach chronisch erkrankten Patienten in Hausarztpraxen angestellt. Die Autorinnen und der Autor schildern im Folgenden den typischen Arbeitstag einer „FAMOUS-APN“.

Das Forschungsprojekt FAMOUS (Fallbezogene Versorgung multimorbider Patientinnen und Patienten in der Hausarztpraxis durch Advanced Practice Nurses) zielt auf die Stabilisierung der Gesundheit chronisch kranker Menschen im häuslichen Bereich ab. Im Rahmen der Studie erhält eine Gruppe von Patientinnen und Patienten eine hausarztnahe, fallbezogene Versorgung durch eine APN; die andere Gruppe erhält die Standardversorgung. Die APN sind akademisch qualifiziert und haben in der Regel einen Masterabschluss.

Das Projekt läuft seit 2020 bis 2024 und wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses finanziert. Die Projektleitung hat die Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Renate Stemmer von der Katholischen Hochschule Mainz inne. Im Folgenden schildern die Autorinnen und der Autor den typischen Arbeitstag einer FAMOUS-APN.

7.30 Uhr – der Arbeitstag beginnt. Ich sichte die Termine des Tages, checke meine E-Mails und die Nachrichten des Praxisteams. Für die heute geplanten Patientenkontakte schaue ich in die Praxisakten, um mich über aktuelle Befunde und Laborwerte zu informieren. Ein Blick auf meine Versorgungspläne hilft mir, mich auf die Patienten vorzubereiten. Zuletzt packe ich meinen Haus­besuchsrucksack.

8.00 Uhr – wöchentliche Fallkonferenz mit dem Hausarzt. Heute bespreche ich zwei Patientensituationen:

  • Frau S. aus dem Pflegeheim hat mir beim letzten Kontakt anvertraut, dass sie sich traurig und hoffnungslos fühlt. Auch ihr Schlaf ist nicht mehr richtig erholsam. Zudem leidet sie unter einem chronischen Schmerzsyndrom, das Auswirkungen auf ihre Mobilität hat. Frau S. und ich haben bereits besprochen, dass physikalische Therapien und Planung von Aktivitäts- und Ruhephasen Säulen der Behandlung darstellen sollen. In der Vorbereitung auf die Fallkonferenz recherchierte ich in Leit­linien, betrachtete die Blutwerte und den Medikationsplan der Patientin. Ich kam zu dem Ergebnis, dass eine Behandlung mit dem Medikament Amitriptylin eine weitere Säule der Therapie sein könnte, um sowohl die Stimmungslage als auch die Schmerz­situation zu verbessern. Der Hausarzt nimmt meine Empfehlung an.
  • Herr M. berichtet über zunehmende Schmerzen im Handgelenk. Die Schiene für sein Karpaltunnelsyndrom schafft keine Abhilfe mehr. Ich empfehle daher eine Vorstellung in der Orthopädie mit der Fragestellung nach Indikation eines operativen Eingriffs. Der Hausarzt stimmt mir zu. Zudem berichte ich von meinem Beratungsgespräch mit Herrn M., in dem wir den Plan für seine Bewegungsübungen gemeinsam überarbeitet haben.

8.20 Uhr – Telefonat mit einem Angehörigen. Ich rufe den Sohn von Frau N. zurück, der mir während der Fallkonferenz eine dringende Nachricht auf der Mailbox hinterlassen hat. Seiner Mutter geht es nicht gut. Sie bekommt schlecht Luft und hat geschwollene Beine. Gedanklich verschiebe ich meine geplanten Termine und mache mich direkt auf den Weg zu Frau N.

8.45 Uhr – dringender Hausbesuch. Nach 20 Minuten Autofahrt treffe ich bei der mehrfach chronisch erkrankten Frau N. ein. Die 85-Jährige leidet unter anderem an einer Herzinsuffizienz. Als ich ankomme, sitzt Frau N. im Sessel und berichtet, dass sie „seit zwei Wochen dicke Füße“ hat. Sie trägt keine Kompressionsstrümpfe, weil sie diese nicht mehr allein anziehen kann. In den vergangenen Wochen hat sie sich nicht gewogen, da die Batterien in ihrer Waage leer sind.

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