Mit dem Deutschen Pflegepreis in der Kategorie „Guter Arbeitsplatz“ belohnt die BGW engagierte Pflegeeinrichtungen, die sich in besonderer Weise für die Gesundheit der Beschäftigten einsetzen. 2022 überzeugte die Jury das Bodelschwingh-Heim in Weinheim. Der Autor stellt das preisgekrönte Konzept vor.
Als vorbildlich bewertete die Jury der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) unter anderem die Ausstattung unserer stationären Pflegeeinrichtung, die zur Diakonie Baden gehört, mit zahlreichen modernen Hilfsmitteln, die gezielt zur Mobilisation der Bewohnerinnen und Bewohner eingesetzt werden. Gelobt wurde auch unsere Idee der sogenannten Ergo-Coaches. 18 Mitarbeitende erhielten eine entsprechende Schulung und zeigen neuen Kolleginnen und Kollegen in Workshops und in täglicher Praxis, wie man mit den Hilfsmitteln professionell umgeht. Zu unserem Gesundheitsmanagementkonzept gehört auch, dass die Beschäftigten schon in den Arbeitsverträgen verpflichtet werden, die Hilfsmittel einzusetzen.
Zur Erleichterung der Bewegungsförderung wurden alle Bewohnerzimmer und Wohnbereichsbäder mit Deckenliftern ausgestattet, die an einem Schienensystem an der Raumdecke angebracht sind. So können die Bewohner ohne großen Kraftaufwand des Pflegepersonals in moderne Rollstühle oder höhenverstellbare Dusch- und Ankleidestühle transferiert werden. Fahrbare Badesitzlifter, Duschwagen, höhenverstellbare Duschstühle, Aufstehhilfen und kleinere Hilfsmittel erleichtern ebenfalls das Arbeiten.
Körperliche Ressourcen schonen
Geschäftsführerin Jolanthe Schielek initiierte das Projekt „Gesundheitsförderung und Mitarbeiterzufriedenheit“ im Jahr 2017 und richtete zur praktischen Unterstützung die Stelle eines Gesundheitsmanagers ein. Die Geschäftsführerin kommt selbst aus der Pflege und weiß, welchen physischen und psychischen Belastungen und welchem Stress eine Pflegeperson täglich ausgesetzt ist. Deshalb gründete sie einen Arbeitskreis, der sich intensiv mit dieser Thematik beschäftigte. Neue Maßnahmen wurden eingeführt, die neben der physischen auch auf die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden abzielten. Die Projektgruppe erkannte bald, dass es Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auf jedem Wohnbereich braucht, die als Bindeglieder zwischen dem eigenen Arbeitsbereich und der Projektgruppe agieren. Aufgabe der Multiplikatoren ist es, ihre Kolleginnen und Kollegen auf den Wohnbereichen über neue Maßnahmen zu informieren und sie zur Teilnahme zu motivieren.
Auch für die Beschäftigten selbst gibt es mittlerweile ein vielfältiges Angebot, um körperliche Ressourcen zu schonen und die eigene Gesundheit aktiv zu fördern. Hierzu zählen unter anderem zusätzliche bezahlte 15-minütige Pausen, Bewegungsangebote, ein Entspannungsraum mit Massagesesseln und eine telefonische Beratung durch eine Psychologin in Krisensituationen. Sämtliche Büros wurden ergonomisch ausgestattet. Tipps für gesunde Ernährung gibt es in der Einrichtung ebenso wie eine Bibliothek mit Literatur zu physischer und psychischer Gesundheit. Die Mitarbeitenden haben außerdem die Möglichkeit, ein „Job-Fahrrad“ zu leasen.
Im Lauf der Zeit ist es gelungen, immer mehr Mitarbeitende in das Gesundheitsförderungsprojekt zu integrieren. So entstand ein zweites Projekt, das „Mitarbeiter für Mitarbeiter“ genannt wird: Eine Personalmitarbeiterin begleitet beispielsweise die Spaziergänge im Exotenwald, der direkt an das Haus angrenzt. Die Kollegin führt kleine Übungen durch und sorgt immer wieder für neue Überraschungen – etwa, dass sichtlich gestresste Mitarbeitende das Haus verlassen und nach der kurzen Auszeit im Wald die Einrichtung wieder gut gelaunt betreten. Eine Musiktherapeutin bietet zudem musikalische Pausen für Mitarbeitende an, die gerne singen.
Neben einzelnen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung ist hervorzuheben, dass sich die gesamte Unternehmenskultur im Hinblick auf Wertschätzung, Willkommenskultur und gegenseitige Unterstützung weiterentwickelt hat. Der professionelle Umgang mit Stresssituationen und die Fähigkeit der Führungspersonen zur Selbstreflexion spielen dabei eine sehr große Rolle. Deswegen organisiert die Geschäftsführerin zweimal im Jahr zweitägige Fortbildungsveranstaltungen außer Haus sowie monatlich eine ganztägige im Haus für alle Führungskräfte. Diese Fortbildungen helfen, das Konzept der wertschätzenden Unternehmenskultur in die Bereiche zu den Mitarbeitenden zu tragen.
Nötig ist kontinuierliche Reflexion
Klar ist: Betriebliche Gesundheitsförderung ist nie abgeschlossen, sondern bedarf einer kontinuierlichen Reflexion und Weiterentwicklung. Hierzu werden fortlaufend Ideen gesammelt und umgesetzt. Auch das Preisgeld soll dafür verwendet werden. Auf jeden Fall wird es den Mitarbeitenden zugutekommen.