Seit 3 Jahrzehnten setzt sich die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e. V. für die Förderung der Pflegewissenschaft und -forschung in Deutschland ein. Mit wissenschaftlichen Stellungnahmen reagiert sie auf aktuelle Probleme der Versorgungspraxis und bietet Wissenschaftlern zudem eine Plattform, um Forschungsergebnisse zu präsentieren.
Im Frühjahr 2019 feierte die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e. V. in Berlin ihr 30-jähriges Bestehen. Ihre Gründung fiel in eine Zeit des Aufbruchs in der Pflege [1]: Pflegetheorien und -modelle aus dem angelsächsischen Raum hielten Einzug, die ersten Forschungsprojekte wurden durchgeführt, an der Fachhochschule Osnabrück wurde die erste – mit Ruth Schröck besetzte – pflegewissenschaftliche Professur eingerichtet und die ersten Pflegestudiengänge gingen an den Start. Angesichts dieser Aktivitäten gab es bald Überlegungen einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft für die Pflege. Im Mai 1989 erfolgte in Frankfurt am Main die Gründungsversammlung des "Deutschen Vereins zur Förderung von Pflegewissenschaft und -forschung". Prof. Dr. Ruth Schröck wurde zur ersten Vorsitzenden gewählt. 2005 erfolgte die Umbenennung in "Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft", kurz DGP. Schnell entwickelte sie sich zu einer anerkannten Fachgesellschaft. Heute ist sie Mitglied in verschiedenen nationalen und internationalen Institutionen und Gremien.
Pflegewissenschaft und -forschung vorantreiben
Die DGP versteht sich als Sprachrohr der deutschen Pflegewissenschaft. Ziel ist es, die Entwicklung und Förderung der Pflegewissenschaft und -forschung in Deutschland voranzutreiben [2]. Hierzu unterstützt die DGP den wissenschaftlichen Diskurs in der Pflege und nimmt die Herausforderungen für die Weiterentwicklung der Pflegewissenschaft in den Blick, z. B. die Theoriebildung in der Pflege, die hochschulische Pflegeausbildung und den Ausbau von Pflegeforschung.
Die DGP beschäftigt sich zudem mit den derzeit drängenden Problemen der Versorgungspraxis – etwa dem steigenden Bedarf an Pflegeleistungen bei einem gleichzeitigen Mangel an Pflegefachpersonen –, indem sie wissenschaftliche Stellungnahmen entwickelt und veröffentlicht. Die inzwischen selbstverständliche Einbindung pflegewissenschaftlicher Expertise in pflegepolitische Fragestellungen ist durchaus als ein Erfolg der nunmehr 30-jährigen Existenz der DGP anzusehen.
Um die Ergebnisse von Pflegeforschung einem breiten Publikum bekannt zu machen, veranstaltet die DGP regelmäßig Fachtagungen und Kongresse. Am 8. November 2019 findet bereits zum zehnten Mal der DGP-Hochschultag statt. Bei dieser Veranstaltung erhalten Studierende sowie junge Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler ein Forum, um eigene Projekte und Forschungsergebnisse zu präsentieren.
Die DGP richtete im vergangenen Jahr erstmals eine internationale, englischsprachige Konferenz aus, die künftig alle 2 Jahre stattfindet. Die nächste Tagung im Jahr 2020, an der zahlreiche renommierte Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler aus aller Welt teilnehmen werden, ist bereits in Planung.
Eine wichtige Aktivität der DGP ist auch die Herausgabe der Fachzeitschrift "Pflege & Gesellschaft". Sie enthält qualitätsgesicherte pflegewissenschaftliche Beiträge, die zuvor ein Begutachtungsverfahren, ein sog. Peer Review, durchlaufen haben.
Die Arbeit der DGP wird seit vielen Jahren durch zwei wichtige Kommissionen geprägt. Aufgabe der Ethikkommission ist die ethische Begutachtung von pflegewissenschaftlichen Forschungsvorhaben. Die Leitlinienkommission bringt die pflegerische Perspektive bei der Erstellung von Qualitätsstandards und interdisziplinären Leitlinien ein.
Seit dem Beitritt der DGP zur Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) im Jahr 2016 sind die Delegierten der DGP an der Entwicklung von zahlreichen Leitlinien beteiligt.
Organe der DGP sind die einmal jährlich stattfindende Mitgliederversammlung und der fünfköpfige Vorstand, der alle 3 Jahre gewählt wird. Erste Vorsitzende der DGP ist seit 2009 Prof. Dr. Renate Stemmer von der Katholischen Hochschule Mainz.
Die themenbezogene Arbeit des Vereins erfolgt in Sektionen. Aktuell existieren zehn aktive Sektionen, darunter die Sektionen Historische Pflegeforschung, Forschungsmethoden und Bildung. Die Aktivitäten der Sektionen sind vielfältig. So werden beispielsweise spezifische pflegewissenschaftliche oder aktuelle pflegepolitische Themen bearbeitet sowie Positionspapiere und Fachartikel erstellt. Die Sektionen präsentieren ihre Arbeitsergebnisse in einer jährlichen öffentlichen Fachtagung.
Pflegewissenschaft als eigenständige Disziplin weiterentwickeln
Die DGP kann auf eine ereignis- und erfolgreiche Entwicklung zurückblicken. Gleichwohl warten viele Herausforderungen. Zentrale Themen der Zukunft sind die Weiterentwicklung der Pflegewissenschaft als eigenständige Disziplin, die Intensivierung der wissenschaftlichen Politikberatung, der Ausbau der internationalen Vernetzung, die Förderung des pflegewissenschaftlichen Nachwuchses, die Strukturentwicklung des Vereins nach innen sowie eine stärkere Verankerung der Pflegeforschung in Förderstrukturen und -programmen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, die mediale Präsenz der Fachgesellschaft zu erhöhen und damit das öffentliche Bild der Pflege als wissenschaftliche Disziplin zu stärken.
[1] Bartholomeyczik S. Über die Anfänge der DGP: Die Gründung des Deutschen Vereins zur Förderung von Pflegewissenschaft und -forschung (DVP) vor 30 Jahren. In: Pflege & Gesellschaft 2019; 24 (1): 5–18
[2] Stemmer R, Büker C, Holle B. et al. Der Beitrag der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft angesichts zukünftiger Herausforderungen. In: Pflege & Gesellschaft 2019; 24 (1): 60–74