• 03.11.2017
  • Die Schwester Der Pfleger
Infektionsprävention

Händehygiene kurz & knapp

Die Schwester Der Pfleger

Ausgabe 11/2017

Seite 32

Händehygiene geht jeden an. Sie ist und bleibt das wichtigste Instrument, um die Infektionskette zu stoppen. Dennoch kommt es im Alltag immer wieder zu Situationen, in denen die Händedesinfektion nicht gemacht wird: vergessen, keine Zeit, nicht gewusst? Fragen und Antworten zur Händehygiene.

 

Schädigt Desinfektionsmittel die Haut mehr als Händewaschen?

Nein. Das Gegenteil ist der Fall. Beim Händewaschen wird Wasser in der obersten Schicht der Epidermis, dem Stratum corneum, eingelagert und verbleibt dort für acht bis zehn Minuten. Werden die Hände in dieser Zeit desinfiziert, führt die sogenannte Hyperhydratation zu Verdünnungseffekten in der Haut und das Desinfektionsmittel wirkt nur eingeschränkt. Die Waschpräparate, die beim Händewaschen eingesetzt werden, stören das Stratum corneum und lösen unter anderem Lipide – die Haut wird entfettet. Bei der Händedesinfektion werden zwar die Struktur der obersten Hautschicht ebenfalls gestört und Lipide gelöst. Die Hautfette werden aber nicht abgewaschen, sondern wieder in die Haut eingerieben und damit die Haut nicht entfettet. Dieser Effekt kann aber nur eintreten, wenn die Hände richtig desinfiziert werden.

Warum Hände desinfizieren?

Die hygienische Händedesinfektion ist vor allem aus zwei Gründen wichtig: Infektionsprophylaxe und Eigenschutz. Sie gilt weltweit als die beste Maßnahme, um Infektionsketten zu unterbrechen und ist damit das A und O, um nosokomiale Infektionen zu verhindern. Werden die Hände nicht desinfiziert, werden die Erreger über die Hände weitergetragen und verursachen jene Krankenhausinfektionen – das gilt besonders für Pneumonien oder Katheter-assoziierte Septikämien. Die Händedesinfektion nutzt dabei also in großem Maße dem Patienten. Aber nicht nur der Patient ist betroffen, wenn Keime munter weitergetragen werden, sondern auch jeder einzelne Mitarbeiter selbst. Wer sich konsequent die Hände desinfiziert, schützt also vor allem sich selbst vor Krankheitserregern.

Für wen gelten die Maßnahmen zur Händehygiene?

Die Händehygienemaßnahmen sollten laut der KRINKO-Empfehlung (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention) für alle gelten, das heißt, nicht nur für Pflegende und Ärzte, sondern auch für Besucher und Patienten. Dafür ist es notwendig, dass diese auch überall machbar sind, zum Beispiel, dass Desinfektionsmittelspender erreichbar sind.

Warum keinen Nagellack und/oder lange Fingernägel?

Die Nägel sollten so geschnitten sein, dass der Nagel mit der Fingerkuppe abschließt. Damit wird zum einen sichergestellt, dass der Zwischenraum unter dem Nagel ausreichend gereinigt werden kann. Zum anderen ist die Gefahr, mit dem Fingernagel den Handschuh zu perforieren, bei kurzen Nägeln geringer. Nagellack oder künstliche Nägel sollten aus mehreren Gründen tabu sein: Wenn Nägel farbig lackiert sind, werden eigentlich sichtbare Verschmutzungen schlechter gesehen. Je länger der Nagellack getragen wird, desto höher ist die Keimbesiedelung auf den Nägeln. Bei künstlichen Nägeln ist es ähnlich.Hier sind die Gefahr der Handschuhperforation sowie die Bakteriendichte größer als auf natürlichen Nägeln.

Darf man Desinfektionsmittel umfüllen?

Besser nicht. Die umfüllende Person stellt mit der Umfüllung rechtlich ein neues Produkt her. Zwar ist es unter Umständen möglich und zulässig, wenn eine Einrichtung Desinfektionsmittel umfüllt und entsprechend kennzeichnet, allerdings gelten hierfür einige Qualitätsvorschriften, die eingehalten werden müssen, zum Beispiel müssen die Behälter vor Neubefüllung gereinigt und sterilisiert werden. Kommt es zu einem Rechtsstreit, haftet am Ende immer derjenige für das Produkt, der umgefüllt hat.

Was zählt zur „unmittelbaren Patientenumgebung“?

Zu den fünf Momenten für die Händehygiene gehört laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch die „unmittelbare Patientenumgebung“. Dazu zählen alle Oberflächen bzw. Gegenstände, die in direktem Patientenkontakt stehen oder von diesem häufig berührt werden, wie das Bett, die Bettwäsche oder der Nachttisch. Darüber hinaus zählen dazu all jene Flächen, die das Personal berührt, wenn es den Patienten versorgt, zum Beispiel Monitore, Beatmungs- oder Dialysegeräte.

Kitteltaschenflasche oder Wandspender?

Es kommt darauf an. Beide Spendertypen haben Vor- und Nachteile. Welches System man verwendet, hängt immer von den räum­lichen Gegebenheiten und den Patienten ab, die versorgt werden. Wichtig ist vor allem, dass das Desinfektionsmittel – egal in welcher Spenderform – unmittelbar am Patienten verfügbar ist. In ambulanten Diensten können Kitteltaschenflaschen eine sinnvolle Lösung sein. Wer solche Flaschen verwendet, muss auf die Reihenfolge der Desinfektion achten: Erst die Hände ausreichend benetzen, dann die Flasche verschließen und in die Kittel­tasche stecken und erst danach die Hände desinfizieren.

Robert Koch Institut. Epidemiologisches Bulletin. 2015 www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/18_15.pdf;jsessionid=4E3A6D18C43696614A16F325905FE69C.2_cid290= publicationFile

Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) Bundesgesundheitsbl 2016 59: 1189–1220 DOI 10.1007/ s00103–016–2416–6 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016

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