Für Auszubildende, die einen Praxiseinsatz im Hospiz leisten, ist es eine große Herausforderung, mit den außergewöhnlichen Arbeitsbedingungen zurechtzukommen. Das Uhlhorn-Hospiz Hannover hat ein spezielles Konzept entwickelt, um ihnen eine behutsame und empathische Praxisanleitung zu ermöglichen.
Das Hospiz als Arbeitsort ist den meisten Auszubildenden in der Pflege unbekannt. Sie haben meist nur vage Vorstellungen darüber, was sie im Rahmen eines Praxiseinsatzes erwartet. Hinzu kommt, dass Auszubildende meist noch nicht allzu viel Berührung mit Sterbenden oder Verstorbenen gehabt haben. In bisherigen Einsätzen sind meist nur wenige Patienten verstorben, und auch im Privatleben sind – glücklicherweise – nur sehr wenige mit Tod und Sterben in Berührung gekommen. Umso mehr haben viele Auszubildende große Sorgen, wie sie mit der Konfrontation mit Hospiz-Patienten zurechtkommen warden.
In Schwerpunkte unterteilt
Um Auszubildende der Alten- und Krankenpflege behutsam an die besonderen Arbeitsbedingungen heranzuführen, hat das Uhlhorn-Hospiz in Hannover ein spezielles Konzept entwickelt.
Ein Einsatz dauert fünf Wochen. Die Teilzeittätigkeit der meisten Pflegefachpersonen führt zu einem ständigen Wechsel von Ansprechpartnern in der Anleitung. Daher findet im Team ein regelmäßiger Austausch über den Kenntnis- und Entwicklungsstand der Auszubildenden statt. Damit soll eine möglichst kontinuierliche Anleitung und Begleitung gewährleistet werden.
Im Laufe der ersten zwei Tage eines Praxiseinsatzes findet das Erstgespräch statt. In diesem werden die bisherigen Erfahrungen der Auszubildenden in Bezug auf Palliativpatienten erfragt und reflektiert. Die Auszubildenden werden dazu ermuntert, Belastungen und Unsicherheiten mitzuteilen. Eventuell wird festgelegt, dass bestimmte Situationen während des Einsatzes gemieden werden. Diese Vereinbarung gilt für den gesamten Einsatzzeitraum.
Dieser ist in verschiedene Schwerpunkte unterteilt: In den ersten drei bis fünf Tagen sind die Auszubildenden nur mit einer möglichst festen Begleitperson unterwegs. So soll ihnen die Möglichkeit geben werden, sich in Ruhe auf den Arbeitsalltag in einem derart spezialisierten Setting einlassen zu können. In dieser Zeit übernehmen die Auszubildenden bereits pflegerische Tätigkeiten, allerdings nur unter Aufsicht. So kann zum einen ermittelt werden, wo sie bereits sicher agieren, und in welchen Bereichen im Laufe des Hospiz-Einsatzes noch Verbesserungen erreicht werden können.
Den Mitarbeitern des Uhlhorn-Hospizes ist es wichtig, dass die beschriebenen Grundsätze palliativer Pflege allen Bewohnern zuteil werden – auch wenn sie von Auszubildenden versorgt und betreut werden. Folglich ist eine maßvolle Kontrolle der Auszubildenden unerlässlich. Alle Pflegehandlungen werden zeitnah und unter vier Augen reflektiert.
Nach Abschluss der Einarbeitungsphase sollen die Auszubildenden zwei Bewohner möglichst eigenständig betreuen. Natürlich können sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht alles wissen, und viele Tätigkeiten dürfen sie noch gar nicht ausführen. Es geht hierbei vielmehr darum, dass die Auszubildenden die Betreuung und Pflege möglichst umfassend organisieren. Vor allem sollen sie dafür Sorge tragen, dass bis Schichtende alles für die jeweiligen Bewohner Wichtige durchgeführt ist. Eventuelle Wissenslücken über Diagnosen oder Medikamente sollen eigenständig geschlossen werden.
Für diese eigenständige Versorgung werden Bewohner ausgewählt, deren Betreuung über die allgemeine Pflege hinausgeht. Gut geeignet sind beispielsweise Bewohner mit einer Portversorgung oder Bewohner, die sich in einer schwierigen psychischen Situation befinden.
Im Anleitungskonzept ist auch geregelt, dass Auszubildende nicht über den ganzen Zeitraum des Einsatzes die gleichen Bewohner betreuen. Auf diese Weise kann ein eigenverantwortliches, umsichtiges Arbeiten möglichst optimal gefördert werden. Darüber hinaus vergrößert sich so der Effekt, Auszubildende für die besondere und oft sehr unterschiedliche psychische Situation Sterbenskranker umfangreich zu sensibilisieren.
Regelmäßige Reflexion
Ein dritter wichtiger Baustein des Einsatzes sind Reflexionsgespräche. Neben den zeitnahen Reflexionen nach Pflegesituationen nimmt das Zwischengespräch eine zentrale Rolle ein. Den Auszubildenden werden hier ihre Stärken und Schwächen möglichst anhand konkreter Beispiele gespiegelt. Im nächsten Schritt werden Bewohner ausgewählt, deren Betreuung es den Auszubildenden ermöglicht, an bestehenden Defiziten möglichst effektiv zu arbeiten. Hierbei gilt es, die psychische Situation der Auszubildenden im Auge zu behalten.
Manche Auszubildende sind zunächst irritiert, wenn sie nicht sofort eigenständig arbeiten dürfen – so wie sie es von anderen Einsätzen kennen. Nur Mitlaufen und Zuschauen ist für viele ungewohnt. Vor allem das Beobachtet- und Kontrolliert-werden verunsichert einige. Doch nach einer gewissen Zeit sind Auszubildende dankbar für den langsamen Einstieg. Die tägliche Konfrontation mit Sterbenden ist häufig um einiges intensiver und belastender als erwartet.
Auszubildenden soll es mithilfe des Anleitungskonzepts ermöglicht werden, Ängste und Sorgen im Umgang mit sterbenden Bewohnern Schritt für Schritt abzulegen. Die behutsame und empathische Unterstützung der Mitarbeiter in der direkten Pflege hilft ihnen, immer sicherer zu werden.
Am Ende des Einsatzes sind sich die meisten Auszubildenden einig, dass sie nicht nur einen guten Einblick in die Besonderheiten palliativer Pflege bekommen haben. Sie sind häufig auch besser in der Lage, ihnen anvertraute Menschen kompetent, umsichtig und eigenverantwortlich zu pflegen.