• 01.07.2016
  • Praxis
Studie

Duftstoffe: Mitarbeiter sind gefährdet

Der Einsatz von Duftstoffen sollte kritisch hinterfragt werden

Die Schwester Der Pfleger

Ausgabe 7/2016

Pflegende kommen täglich mit Duftstoffen in Berührung – so etwa beim Waschen und Desinfizieren der Hände. Diese Stoffe lösen allerdings nicht selten Kontaktallergien aus. Das bestätigt auch eine nicht repräsentative Studie, welche die Duftstoffbelastung des Pflegepersonals untersucht hat. Der Einsatz solcher Stoffe sollte deshalb kritisch hinterfragt werden. 

Wasch-, Putzmittel und Kosmetika sind heutzutage oft mit Duftstoffen versetzt. Das kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Denn die Duftstoffe wirken nicht nur auf den Geruchssinn, sondern reizen mitunter Schleimhäute und können Allergien auslösen. Sie gehören nach Nickel zu den häufigsten Kontaktallergenen, etwa zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland reagieren allergisch auf sie.

Für Pflegende ergibt sich eine hohe Duftstoffbelastung besonders im Bereich der Hände. Die Wahrscheinlichkeit, eine Kontaktallergie gegen Duftstoffe zu entwickeln, ist erhöht. Denn Pflegende verwenden während ihrer Arbeit vor allem an den Händen Waschlotionen, Desinfektionsmittel und Hautschutzcremes. Sind diese Produkte duftstoffhaltig, reichen aufgrund der häufigen Verwendung schon geringe Mengen aus, um Allergien auszulösen.

Dabei sind Duftstoffe für die Wirksamkeit von beispielsweise Waschmitteln gar nicht erforderlich, sondern kaschieren lediglich den Eigengeruch der Produkte.

Neben den genannten Lotionen und Cremes sind sowohl für Pflegende als auch Patienten und Bewohner Duftsprays belastend. In Räumen verbessern sie nicht die Luftqualität, sondern überdecken unangenehme Gerüche und sind keine Alternative zum gründlichen Lüften. Vielmehr reizen sie die Atemwege und können bei Asthmatikern sogar Anfälle auslösen.

Es gibt durchaus Alternativen zum Einsatz von Duftstoffen: Neben regelmäßigem Lüften kann Aktivkohle eingesetzt werden. Sie bindet Geruchsmoleküle und wird zum Beispiel bereits in der Stomatherapie eingesetzt. Eine ähnliche Wirkung erzielen sogenannte probiotische Geruchsneutralisatoren.

Umfrage zeigt Aufklärungsbedarf

Eine nicht repräsentative Umfrage in Pflegeheimen hat die Duftstoffbelastung von Mitarbeitern untersucht. Angeschrieben wurden dazu 43 Heime, die vom Deutschen Allergie- und Asthmabund als besonders allergikerfreundlich eingestuft wurden. Darüber hinaus ging der Fragebogen an weitere Einrichtungen, die unter anderem im Verteiler der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft, Fachausschuss Hauswirtschaftliche Dienstleistungsbetriebe gelistet sind. Insgesamt beantworteten Mitarbeiter aus 25 Pflegeheimen die Fragen. Ergebnis: In mehr als der Hälfte der befragten Häuser enthalten Wasch- und Pflegeprodukte für das Personal sowie Reinigungsmittel Duftstoffe. Eine Raumbeduftung kommt in der Mehrheit der an der Befragung beteiligten Heime zum Einsatz und überwiegend bei Bedarf, nur in wenigen Heimen erfolgt eine dauerhafte Beduftung. Besonders häufig werden die Flure sowie die Zimmer und Toiletten der Bewohner beduftet. Zudem gab die Hälfte der Befragten in den Heime an, dass sich unter dem Personal Duftstoffallergiker befinden.

Auch wenn sich an der Umfrage nur eine geringe Zahl an Heimen beteiligte, wurde doch deutlich, dass in diesen Einrichtungen Duftstoffe ein Diskussionsthema sind. Dieses Interesse kann dafür genutzt werden, um auf die Risiken dieser Stoffe aufmerksam zu machen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Besonders gefährdet ist die Gruppe der Mitarbeiter. Sie ist nicht nur in vielen Bereichen mit Duftstoffen konfrontiert, sondern es gibt bereits Mitarbeiter mit Duftstoff-allergien. Weiterhin ist besonders der Einsatz von Raumbeduftung problematisch. Der Verzicht von Duftstoffen ist in diesem Bereich besonders schwierig und es bedarf individueller Lösungen.

Literatur über die Autorin.

Das Autorenteam: Lisa Borghoff und Prof. Dr. Angelika Sennlaub, Professorin für Oecotrophologie an der Hochschule Niederrhein.

 

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