Die Intensivpflege in Neonatologie und Pädiatrie erfordert nicht nur fachliche, sondern auch ausgeprägte psychosoziale Kompetenzen. Denn neben der Versorgung spielt die Menschlichkeit eine große Rolle und hilft den jungen Patienten bei ihrer Heilung.
Die Intensivpflege in der Pädiatrie lässt sich in zwei komplexe Abteilungen unterteilen. Zum einen in die Neonatologie, die kranke Früh- und Neugeborene rund um die Uhr intensivmedizinisch und -pflegerisch versorgt, zum anderen die pädiatrische Intensivstation, auf der Kinder aller Altersklassen (Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche) versorgt und betreut werden. Beide Abteilungen haben ihre Besonderheiten und Aufgabenfelder, auf die sich Gesundheits- und Fachpflegerinnen und -pfleger einstellen müssen.
Neonatologie. Das Behandlungsspektrum der neonatologischen Intensivpflege Level 1 umfasst
- die Betreuung sehr kleiner Frühgeborener (>24. Schwangerschaftswoche),
- die Betreuung von Mehrlingen,
- Früh- und Neugeborene mit angeborenen Fehlbildungen,
- Erkrankungen des Gehirns bei Früh- und Neugeborenen.
Die Erstversorgung eines Früh- beziehungsweise Neugeborenen nach einem Kaiserschnitteingriff oder nach einer Spontangeburt erfordert einen speziellen patientenorientierten Pflegeprozess. So ist es von großer Besonderheit, die jungen Patientinnen und Patienten nach dem Konzept der entwicklungsfördernden Pflege (Infant-Handling) zu versorgen. Die Früh- und Neugeborenen haben die Möglichkeit, sich an die gezielten Handlungsabläufe zu gewöhnen und dabei ihre eigenen Körpergrenzen und Bewegungsreserven kennenzulernen.
Außerdem sorgt das Konzept erfahrungsgemäß für ein hohes Sicherheitsgefühl unter den Patienten und unterstützt die Bewegungsmöglichkeiten und Gesundheitsentwicklung von Früh- und Neugeborenen.
Neben der intensivpflegerischen Versorgung der Früh- und Neugeborenen – zu der auch invasive wie nichtinvasive Beatmungstechnik gehört – ist die Betreuung und Förderung der Eltern-Kind-Beziehung ein sehr wichtiges Aufgabenfeld und von höchster Priorität in der intensivpflegerischen Versorgung. So werden die Eltern in die pflegerische Versorgung ihrer kranken Früh- oder Neugeborenen kontinuierlich mit einbezogen und können dabei den Genesungsprozess aktiv unterstützen.
Pädiatrie. Im Bereich der pädiatrischen Intensivstation ist das Aufgabenfeld für Gesundheits- und Fachpflegepersonal ebenfalls weitgefächert. So gehört zum Behandlungsspektrum unter anderem die Versorgung und Betreuung von Kindern
- nach großen operativen Eingriffen,
- mit lebensbedrohlichen Infektionen,
- nach schweren Unfällen,
- mit Organversagen, einschließlich ihrer Betreuung nach Organtransplantationen,
- mit Krebserkrankungen und Erkrankungen des blutbildenden Systems.
Ein solches Behandlungsspektrum macht es unabdingbar für das Gesundheits- und Pflegefachpersonal, sich individuell auf die pflegerische Versorgung der Patienten vorzubereiten.
Schulung. Um im Bereich des Notfallmanagements adäquat handeln zu können, werden sowohl für die neonatologische als auch für die pädiatrische Pflege regelmäßig Schulungen zu unterschiedlichen Themen angeboten. Dazu gehören Reanimationsmaßnahmen, unterschiedliche Notfallsituationen und septischer Schock oder Neugeborenensepsis. Zur Vertiefung des erlernten Wissens werden die Teilnehmenden in unterschiedlichen Handlungsszenarien praktisch geschult.
Aufgabenvielfalt. Eine große Besonderheit ist die Vielfalt an Aufgabenfeldern, mit der sich die Pflegefachkräfte in beiden Intensivbereichen auseinandersetzen müssen. So gehören zu ihren Kernaufgaben:
- die pflegerische Versorgung der Patienten gemäß Krankheitsbild,
- die prä- und postoperative Pflege,
- die Beatmungspflege (invasive und nichtinvasive Beatmung),
- die standardisierte Anwendung von Pflegemaßnahmen an Patienten nach Organtransplantation,
- die Pflege von Patienten während der Nierenersatztherapie (Dialyse),
- die Anwendung stationsinterner Standards,
- die Arbeit im interdisziplinären Team,
- Patiententransporte mittels Rettungswagen oder Intensivtransportwagen und Hubschrauber.
Angehörigenbegleitung. Während des gesamten Patientenaufenthalts auf der Intensivstation begleitet das Pflegefachpersonal zudem die Angehörigen. Ängste und Sorgen werden für die ganze Familie zu einer großen Belastung, wenn sich das eigene Kind in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet. Die Pflegefachkräfte werden oft zu vertrauten Gesprächspartnern und haben stets ein offenes Ohr. Sie vermitteln den Familien zu jedem Zeitpunkt des Krankenhausaufenthalts Sicherheit in Bezug auf die pflegerische Versorgung ihres Kindes. Der respektvolle und liebevolle Umgang mit den jungen Patienten und deren Angehörigen spielen dabei eine große Rolle und ist ein unabdingbares Element.
Auch das Pflegefachpersonal unterliegt einer hohen emotionalen Belastung. Der stetige Austausch innerhalb des Teams und die Anwendung verschiedener Supervisionen helfen jeder Kollegin/jedem Kollegen und ist für das Team der Intensivstationen ein wichtiger Faktor, um Situationen und Erlebnisse zu reflektieren und zu evaluieren.
Was macht die neonatologische und pädiatrische Intensivpflege aus?
„Der Beruf der Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin auf der pädiatrischen Intensivstation ist für mich eine ganz besondere Art der pflegerischen Versorgung unserer Patienten. Wir begleiten sie während des gesamten Aufenthalts und gehen mit ihnen und ihren Angehörigen durch Höhen und Tiefen. Die Patienten während ihres Genesungsprozesses zu begleiten und aktiv zu dieser Genesung beisteuern zu können, ist für mich mehr als nur ein Beruf; es ist eine Art Lebensaufgabe, die jeder Einzelne von uns hat. Wir stehen während dieser schweren Zeiten unseren Patienten und ihren Angehörigen bei. Wir trösten sie bei jeder Untersuchung, freuen uns über jede positive Neuigkeit und halten den kleinsten Patienten die Hand, wenn sie nachts nicht gut schlafen können. All das macht für mich der Beruf der Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin auf der pädiatrischen Intensivstation aus.“
Claudia O., Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin auf der pädiatrischen Intensivstation, Universitätsmedizin Essen, auf die Frage: „Warum ist der Beruf der Fachgesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-in auf der pädiatrischen Intensivstation für dich so besonders?“