Das GPR Klinikum hat im Jahr 2024 systematisch alle Maßnahmen des Schmerzdienstes für die perioperative Schmerztherapie von Patienten erfasst, die zum einen die Leistungsstelle Anästhesie als Schmerzkonsile angemeldet hatte, zum anderen über das Palliativteam mitbetreut wurden. Der Fokus lag dabei auf der Erfassung der medikamentösen Wirkung und Nebenwirkung.
Oft leiden Patientinnen und Patienten im Krankenhaus unter unnötigen Schmerzen oder müssen zu lange auf Schmerzlinderung warten. Das muss aber nicht so sein, wenn der Fokus auch auf den Schmerz gerichtet wird. In der Pflege stehen Behandelnde und Pflegende vor besonderen Herausforderungen. Deshalb hat das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) den Expertenstandard "Schmerzmanagement in der Pflege" im Jahr 2020 aktualisiert.
Schmerzen erkennen, behandeln und möglichst lindern sind die Ziele des Schmerzmanagements. Darunter fallen alle therapeutischen Maßnahmen, die der Schmerzlinderung dienen. Jede Behandlung richtet sich nach der Art, Stärke und Lokalisation der Schmerzen. Dabei arbeiten in der Regel mehrere Fachdisziplinen (zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen und Psychologen, Physiotherapeutinnen und -therapeuten) zusammen.
Der Expertenstandard verfolgt das Ziel eines individuell angepassten Schmerzmanagements für jeden Menschen mit akuten, chronischen oder zu erwartenden Schmerzen, um für ihn eine bestmögliche Lebensqualität und Funktionsfähigkeit zu erreichen: "Das Erleben von akuten Schmerzen hat Auswirkungen auf das physische, psychische und auch das soziale Befinden von Menschen. Die negativen Auswirkungen von nicht oder nicht ausreichend gelinderten Schmerzen reichen von einer momentanen Belastung und Beeinträchtigung der Lebensqualität bis zu lang andauernden Einschränkungen der gesamten Lebenssituation".
Datenerfassung und -dokumentation
Jede Maßnahme erhielt eine laufende Nummer. Die Erfassung patientenspezifischer Daten erfolgte zur eventuellen späteren Zuordnung anhand der Aufnahmenummer. Damit war auch die Anonymität garantiert, da die Dokumentation der Namen entfiel. Zusätzlich erfolgten Unterscheidungen nach Fachabteilungen sowie nach Behandlungsverfahren – patientenkontrollierte intravenöse (PCIA), patientenkontrollierte epidurale (PCEA), periphere Katheterverfahren und orale oder transdermale Behandlung.
Mittels Numerischer Rating Skala (NRS) ließ sich der Erfolg der Behandlung messen: Ein Wert unter NRS 5 von 10 bei moderater Aktivität galt als Zielwert – gemessen in drei Stufen innerhalb der ersten 24 oder 72 Stunden und mehr als 72 Stunden nach Behandlungsbeginn. Behandlungsbedürftige Nebenwirkungen der Schmerzbehandlung wurden unterschieden zwischen:
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- Obstipation,
- Sensibilitätsstörungen und Kopfschmerzen.
Ergebnisse
Insgesamt hat der Schmerzdienst des GPR Klinikums im Jahr 2024 527 Patienten betreut. 331 Patienten anhand festgelegter Standardverfahren (hausinterne Schmerzschemata) und 196 über die konsiliarische Mitbetreuung. Die durchschnittliche Behandlungsdauer belief sich dabei auf 5,5 Tage. Die angewendeten Verfahren der Schmerztherapie teilten sich dabei wie folgt auf:
- 38 Prozent PCIA-Verfahren,
- 36 Prozent orale oder transdermale Verfahren,
- 22 Prozent epidurale und
- 4 Prozent periphere Katheterverfahren.
Der angestrebte Zielwert für die Schmerzzufriedenheit von unter NRS 5 von 10 wurde bei 74 Prozent der Patienten innerhalb der ersten 24 Stunden nach Behandlungsbeginn erreicht. Bei 22 Prozent hatte sich dieser Wert innerhalb 72 Stunden eingestellt. Vier Prozent der behandelten Patienten waren auch nach 72 Stunden noch nicht zufrieden mit ihrer Schmerzsituation.
Ganz klar hervorzuheben ist, dass Patienten, die ein peripheres Katheterverfahren erhielten, zu nahezu 100 Prozent innerhalb der ersten 24 Stunden schmerzfrei waren. Ähnlich effektiv waren die epiduralen patientenkontrollierten Analgesien.
Insgesamt gab es bei allen 527 behandelten Patienten eine Nebenwirkungsrate von 15,94 Prozent. Es wurden ausschließlich Nebenwirkungen erfasst, die tatsächlich behandlungsbedürftig waren oder zu einer Verlängerung des stationären Aufenthalts führten. Dabei traten Obstipationen mit 7,59 Prozent, Übelkeit und Erbrechen mit 4,55 Prozent am häufigsten bei intravenösen patientenkontrollierten Analgesien und oralen und transdermalen Verfahren auf. Kopfschmerzen waren mit 2,28 Prozent und Sensibilitätsstörungen mit 1,52 Prozent in erster Linie bei PCEA und peripheren Katheterverfahren zu beobachten.
Gut beeinflussbar waren die Nebenwirkungen Übelkeit und Erbrechen sowie Obstipation. Nach einem Wechsel des Opioids von Piritramid zu Oxycodon bei längerfristiger Opioidbehandlung mittels PCIA-Pumpe war eine Verbesserung um circa 1,5 Prozent der symptombezogenen Nebenwirkungsrate festzustellen – im Vergleich zur erstmaligen Datenerfassung im vierten Quartal 2023 ("Probebetrieb"). Weiterhin ließ sich mittels forcierter und proaktiver Anwendung von Osmolaxanzien (Movicol) eine leichte Verbesserung (circa ein Prozent) der Obstipation als Nebenwirkung erreichen. Kopfschmerzen und Sensibilitätsstörungen infolge regionaler Schmerztherapieverfahren waren nicht beeinflussbar.
Effektives Instrument
Erstmals erfolgte innerhalb des GPR Klinikums eine Erfassung von Wirkung und Nebenwirkung über den Zeitraum eines Jahres. Bereits nach dem "Probebetrieb" im vierten Quartal 2023 und auch über den Jahreszeitraum 2024 zeigte sich, dass die gesammelten Daten einen besonderen Mehrwert für die Optimierung unserer Schmerztherapie haben. Nicht nur die Effizienz verschiedener Behandlungen lässt sich so nachvollziehbar darstellen, auch daraus abgeleitete Maßnahmen, wie der Wechsel eingesetzter Medikamente oder eine angepasstes Nebenwirkungsmanagement, lassen sich schlüssig darstellen und belegen.
Aus Sicht der Autoren ist die Erfassung von Wirkung und Nebenwirkung in der Schmerztherapie ein einfaches, aber auch effektives Instrument, das leicht zu bedienen und zu interpretieren ist. Leider gibt es bundesweit in dieser Form kaum Vergleichsdaten, sodass auch die positiv erscheinenden Daten mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind.