Eine Umfrage des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) offenbart "die akute Gefährdung der Versorgungssicherheit in der Langzeitpflege". Demnach mussten 78 Prozent der 501 Teilnehmenden Leistungen aus personellen Gründen in den vergangenen sechs Monaten einschränken. Die Hauptgründe seien kurz- und langfristige Erkrankungen von Mitarbeitenden sowie die Nichtbesetzung offener Stellen. Das teilte der DEVAP in der Vorwoche mit.
Mehrheit der Einrichtungen in der Langzeitflege muss Angebote einschränken, weil Pflegepersonal fehlt
Außerdem hätten in der stationären Pflege 59 Prozent der Trägerinnen und Träger freie Betten in den vergangenen sechs Monaten nicht belegen können. Die Versorgungssituation in der ambulanten Pflege ist sogar noch prekärer: 91 Prozent der Dienste hätten in den vergangenen sechs Monaten Neukunden ablehnen müssen und 73 Prozent hätten im selben Zeitraum der Aufstockung von Leistungen ihrer Bestandskunden nicht nachkommen können. Auch hier sei der Hauptgrund fehlendes Pflegepersonal.
DEVAP-Vorsitzender Wilfried Wesemann sagte:
"Das Versorgungsangebot reduziert sich trotz steigender Nachfrage massiv, gleichzeitig steigen die Insolvenzen. Wir müssen vor die Krise kommen und jetzt mit einer grundlegenden Struktur- und Finanzreform beginnen."
Andernfalls sei der Zusammenbruch des Pflegesystems unvermeidbar.
Zusammenbruch des Pflegesystems droht
Trägerinnen, Träger, Pflegebedürftige und ihre Familien brauchten endlich Planungssicherheit: durch eine Deckelung des pflegebedingten Aufwands, zielgruppenspezifische Versorgungsangebote sowie die Refinanzierung einer modernen stationären und ambulanten professionellen Versorgung mit ausreichend Personal. Dabei sei auch an andere Pflegesettings zu denken, um der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung der Pflege passgenau und zukunftssicher gerecht werden zu können.
Die Umfrage erfolgte zwischen 12. und 31. Januar. 501 Trägerinnen und Träger hatten teilgenommen, davon 64 Prozent aus der stationären Langzeitpflege, 30 Prozent aus der ambulanten Pflege, vier Prozent aus der Tagespflege sowie jeweils ein Prozent von Pflegeschulen und aus Hospizen. Die Teilnehmenden kamen vorwiegend aus Nordrhein-Westfalen (35 Prozent), Niedersachsen (25 Prozent) und Hamburg (zehn Prozent).