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Pflegegeschichte

"Tradition und Fortschritt" anno 1968

"Den jungen Schwesternschülerinnen wird heute viel Freiheit eingeräumt. Beispielsweise können sie jederzeit in Zivil gehen und ihre Tracht nur zum Dienst und offiziellen Anlässen tragen."

Die Hundertjahrfeier des Bayerischen Roten Kreuzes 1968 nahm die damalige Redakteurin der Zeitschrift "Die Schwester", Elfriede Horn, zum Anlass für ein ausführliches Gespräch mit Generaloberin Helmine Held.

Bei ihrem Besuch in München zeigte sich Horn besonders beeindruckt vom neuen Mutterhaus der Schwesternschaft – ein frisch eingeweihtes, aus heutiger Sicht eher monotones Hochhaus für rund 850 Krankenschwestern und Schwesternschülerinnen, die in verschiedenen Krankenhäusern in München und Umgebung sowie in der Gemeindekrankenpflege eingesetzt wurden.

Schon damals litt das Rote Kreuz unter Personalnot. Um ausreichend Nachwuchs sicherzustellen, war die Schwesternschaft dazu übergegangen, auch Männer zur Ausbildung zuzulassen. Hierfür war eine „Pflegerschule“ der bestehenden Schwesternschule angegliedert worden. „Zuerst waren wir recht skeptisch und auch unsere Unterrichtsschwestern hatten einige Bedenken“, räumte Generaloberin Held ein, „aber es geht eigentlich ganz gut.“ Einige Fächer würden getrennt unterrichtet. „Die Pfleger erhalten in Urologie und in der speziellen Pflege männlicher Patienten eigenen Unterricht.“

Um für junge Menschen attraktiv zu sein, müsse man mit der Zeit gehen. So werde den Schwesternschülerinnen heute viel Freiheit eingeräumt, sagte Held. „Beispielsweise können sie jederzeit in Zivil gehen und ihre Tracht nur zum Dienst und offiziellen Anlässen tragen.“

Hingegen sei es „natürlich“ erforderlich, dass die Schülerinnen zu einer bestimmten Uhrzeit im Mutterhaus seien. „Kommt es vor, daß eine Schwester ohne Erlaubnis erst spät oder nachts nach Hause kommt, dann wird sie zur Oberin der Schule beordert oder zu mir, und dann muß man mit ihr darüber sprechen. Man muß an ihre Vernunft und Einsicht appellieren, denn unser Beruf beansprucht uns so sehr, daß wir es uns nicht leisten können, zu wenig Nachtschlaf zu haben.“

Damals warb die Schwesternschaft um neue Auszubildende mit dem Slogan „Tradition und Fortschritt“. Wie soll eine moderne Rotkreuzschwester also sein, fragte Redakteurin Horn. „Ich möchte alle so sehen, wie viele sind“, antwortete die Generaloberin. „Mitten im Zeitgeschehen stehend, traditionsgebunden, dem Neuen zugewandt, mit innerer Freiheit, die sich ihre Grenzen selbst gibt, in einem gesunden Standesbewußtsein, innerhalb einer bewährten Ordnung und mit einer tiefen Berufsliebe, die sie zur freudigen Bejahung ihrer Aufgabe im Dienst der Nächstenliebe in unserer weltweiten Rot-Kreuz-Gemeinschaft befähigt.“
 

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