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Modellprojekt in Osnabrück

Erprobung von Televisiten und pflegerischen Konsilen

Die Diakonie Osnabrück testet in einem Modellprojekt Televisiten und pflegerische Konsile. Eine erste Bilanz zeigt Potenziale und Hürden.

Die Diakonie Osnabrück testet in einem Modellprojekt Televisiten und pflegerische Konsile. Eine erste Bilanz zeigt sowohl Potenziale als auch Hürden.

 

Die Diakonie Osnabrück Stadt und Land gGmbH (DIOS) bietet soziale Dienstleistungen in den Bereichen Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe, Flüchtlingshilfe, psychosoziale Begleitung und Betreuung sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung an. Eine der elf Langzeitpflegeeinrichtungen der DIOS ist die Altenhilfeeinrichtung "Haus Grüner Garten". Sie wurde im September 2023 neu eröffnet und bietet Platz für 101 Bewohnerinnen und Bewohner.

Im Juni 2024 startete dort das Projekt "Televisiten und pflegerische Telekonsile in der stationären Altenhilfe", kurz TvK-Stat, das im Rahmen des Modellprogramms zur Erprobung der Telepflege nach § 125a SGB XI vom GKV-Spitzenverband gefördert wird. Im Zentrum stehen Kommunikationsanlässe und Anwendungsfelder telepflegerischer Systeme, mit denen die Versorgungsqualität pflegebedürftiger Menschen verbessert und die Arbeitsbedingungen für Pflegefachpersonen gestärkt werden sollen.

Das Projekt TvK-Stat adressiert zwei Anwendungsfelder: Einerseits Televisiten mit externen Akteuren wie Fachärzt:innen oder Reha- und Orthopädietechniker:innen und andererseits pflegerische Telekonsile innerhalb der DIOS. Dabei können Pflegefachpersonen aus dem "Haus Grüner Garten" bei Bedarf auf das Fachwissen von Kolleg:innen aus anderen Altenhilfeeinrichtungen der DIOS zurückgreifen, beispielsweise zu Themen wie Palliativpflege oder Wundmanagement. Für die Kommunikation über Tablets wird ein Videodienstanbieter eingesetzt, der vom GKV-Spitzenverband zertifiziert ist.

Erste Erkenntnisse aus dem Projekt für die Diakonie Osnabrück

Der Erprobungszeitraum erstreckte sich über 15 Monate (Juni 2024 bis August 2025). In der Vorbereitungsphase wurden praxisnahe Umsetzungskonzepte für die beiden Anwendungsfelder erarbeitet, die technischen Voraussetzungen (Hard- und Software) geschaffen und die Pflegefachpersonen gezielt bezogen auf die Anwendung geschult.

In der Erprobungsphase konnten vielfältige Erfahrungen hinsichtlich förderlicher und hinderlicher Faktoren gesammelt werden. Einige zentrale Erkenntnisse werden nachfolgend exemplarisch dargestellt:

Televisiten

Im Ergebnis ist es wie geplant möglich, Televisiten mit externen Akteur:innen durchzuführen. In städtischen Gebieten scheint die regionale Verfügbarkeit externer Akteur:innen jedoch – unter anderem aufgrund kurzer Wege – den subjektiven Bedarf an Televisiten zu verringern. Bereits etablierte Routinen wie feste Präsenzvisiten oder der telefonische Austausch werden oftmals als ausreichend wahrgenommen. Auch die Terminplanung für Televisiten erweist sich als Herausforderung: Unvorhergesehene Ereignisse im Alltag von Arztpraxen oder in Pflegeeinrichtungen, etwa durch hohes Arbeitsaufkommen, erschweren eine verlässliche Terminierung und Einhaltung.

Besonders die Rekrutierung von Fachärzt:innen für die Teilnahme am Modellprojekt erwies sich als anspruchsvoll. Die Projektverantwortlichen konnten nicht schnell und unkompliziert mit medizinischen Fachkräften in Kontakt treten, was auf geringe zeitliche Kapazitäten in den Praxen und eine hohe Arbeitslast zurückzuführen ist. Zudem zeigte sich wiederholt ein mangelndes Interesse an dem Modellprojekt TvK-Stat, etwa infolge von Praxisübergängen durch Generationenwechsel oder aufgrund fehlender finanzieller Anreize, insbesondere bei der Abrechnung von Televisiten.

Telekonsile

Innerhalb der DIOS sind zahlreiche Pflegefachpersonen mit spezifischer Expertise und der Bereitschaft tätig, Kolleg:innen aus anderen Einrichtungen beratend zur Seite zu stehen. Im Rahmen des Modellprojekts konnte die Möglichkeit geschaffen werden, Telekonsile durchzuführen. Anfragen und Terminvereinbarungen für pflegerische Konsile konnten über die Nachrichtenfunktion der bestehenden Pflegedokumentationssoftware abgewickelt werden. Dennoch zeigte sich in der Modellpflegeeinrichtung lediglich ein geringer Bedarf an pflegerischen Konsilen.

Ein möglicher Grund hierfür könnte darin bestehen, dass es bis zum Projektstart nicht üblich war, bei Beratungsbedarf Kolleg:innen aus anderen Einrichtungen zu konsultieren. Vor diesem unternehmenskulturellen Hintergrund erscheint die Projektlaufzeit von 15 Monaten als zu kurz, um etablierte Haltungen und Routinen im Team und organisationsübergreifend zu verändern.

Ausblick

Die gewonnenen Erfahrungen im Modellprojekt liefern wertvolle Erkenntnisse für die zukünftige Gestaltung des Einsatzes telekommunikativer Systeme in der Pflege. Denn dieser wird angesichts sich wandelnder Rahmenbedingungen zunehmend relevant – ein Beispiel dafür ist die Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen

 

Das Autor:innenteam der Diakonie Osnabrück:
Lisa Hülsmann, Projektmanagement Telepflege
Marcus Garthaus. Referat Altenhilfe "Pflegeentwicklung und Innovation"
Dr. Daniel Purwins, Innovationsmanagement

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