Pflegefachpersonen sollten in der Primärversorgung eine wichtigere Rolle spielen. Das empfiehlt die "Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung" in ihrer zehnten Stellungnahme, die am Freitag vorgestellt wurde. Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Kommission war im Mai 2022 eingerichtet worden, um Empfehlungen für Reformen im Krankenhausbereich vorzulegen.
Kommission: Sektorengrenzen werfen immer größere Probleme auf
In der jüngsten Stellungnahme skizzieren die Expertinnen und Experten ihre Empfehlungen, wie die Versorgung an den Sektorengrenzen optimiert werden kann. Die "Trennung der Gesundheitsversorgung in den ärztlichen und den nichtärztlichen Sektor wirft mit dem sich zuspitzenden Fachkräftemangel immer größere Probleme auf", heißt es in der Stellungnahme. "Für die sichere und wohnortnahe Gesundheitsversorgung als Daseinsvorsorge, insbesondere für eine alternde Bevölkerung, ist eine interprofessionelle Versorgung erforderlich."
Konkret rät die Kommission, eine flächendeckende Versorgung durch angemessen qualifizierte Pflegefachpersonen, zum Beispiel Advanced Nurse Practitioner, aufzubauen, die in enger Kooperation mit den Primärärztinnen und -ärzten die wohnortnahe therapeutische Versorgung insbesondere chronisch kranker Menschen übernehmen. Dies sollte jedoch selbstständig, unabhängig und ohne Arztvorbehalt möglich sein. Auch die Versorgungssteuerung der Patientinnen und Patienten könnte rein pflegerisch oder interprofessionell erfolgen.
Ein wichtiger Aspekt ist nach Einschätzung der Kommission die Überwindung der sogenannten "doppelten Facharztschiene", also die Trennung der fachärztlichen Versorgung im niedergelassenen und stationären Bereich. Generell sollten Fachärzte eher an Kliniken tätig sein. Primärärzte (praktische Ärzte, Allgemeinmediziner, Hausärzte, Pädiater, aber auch Gynäkologen und
Psychiater) sollten hingegen stärker die Patientenversorgung steuern und entscheiden, ob ein Patient in ein Krankenhaus oder zu einem Facharzt weitergelotst wird.