Fusionierten mehr Kliniken, ließen sich damit Synergieeffekte nutzen, die Pflegepersonal entlasten könnten. Davon geht Intensivmediziner und Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung, Christian Karagiannidis, aus. Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte er am Montag, mehr als jede zweite Intensivstation habe "aktuell manifeste Personalprobleme" und könne deswegen nicht alle Betten betreiben.
"Alleine von den 1.300 Intensivstationen klagen 750 über zu wenig Personal."
In den vergangenen Monaten sei das "kein Deut besser geworden". Das vielleicht größte Problem sei die geringe Zahl der Pflegefachpersonen.
Einhaltung der Pflegepersonaluntergrenzen oft nicht möglich
Das RND zitiert Zahlen des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen, wonach die 2019 eingeführten Pflegepersonaluntergrenzen – die immerhin für eine geringe Entlastung der Pflegenden sorgen sollten – vielerorts nicht eingehalten werden können (Stand: 2. Quartal 2021). Unterbesetzt sind demnach:
- 20,3 % der Schichten auf neurologischen Schlaganfallstationen
- 15,8 % der Schichten auf Intensivstationen
- 14,2 % der Schichten auf Stationen der Neurologie
- 13,4 % der Schichten auf Stationen der Unfallchirurgie
Primär kleinere Kliniken sollten fusionieren
Damit die Arbeitsbelastung des Pflegepersonals reduziert werden könne, brauche es einen besseren Personalschlüssel, forderte Karagiannidis. Eine Pflegefachperson könne auf Dauer nicht mehr so viele Patientinnen und Patienten betreuen.
"Dafür müssen wir die Kliniken so aufstellen, dass sich die Pflegekräfte mit einem besseren Schlüssel mehr an einem Standort konzentrieren. Das bedeutet, wir müssen zeitnah Kliniken fusionieren."
Das betreffe v. a. kleinere Kliniken, in denen Pflegende z. B. nachts allein arbeiten müssten. Die Wirkung der Fusionierungen könnte die individuelle Arbeitslast von Pflegenden schließlich reduzieren, so der Intensivmediziner.