Die Staatsanwaltschaft in München hat einen Gesundheits- und Krankenpfleger wegen 2 Morden, mehreren Mordversuchen sowie gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Er soll Patientinnen und Patienten sedierende Medikamente gespritzt haben. Die Staatsanwaltschaft gehe von niederen Beweggründen und Heimtücke aus, sagte die zuständige Sprecherin Juliane Grotz der "Süddeutschen Zeitung" am Mittwoch.
Angeklagter soll sedierende Medikamente verabreicht haben
Die beiden Todesopfer waren nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) 80 und 89 Jahre alt. Der Pfleger soll die Arg- und Wehrlosigkeit der Opfer ausgenutzt und sie sediert haben, um sich selbst die Arbeit zu erleichtern. Dabei hätte er in Kauf genommen, dass die Sedierung tödlich wirken könnte.
Der Gesundheits- und Krankenpfleger aus Nordrhein-Westfalen war im Juli 2020 über eine Zeitarbeitsfirma in die Klinik gekommen und dort v. a. auf der Wachstation im Einsatz.
Klinik zeigte Pfleger an
Ein Oberarzt am Klinikum rechts der Isar – dem mutmaßlichen Tatort – war nach dpa-Angaben stutzig geworden, weil sich der Zustand von 2 Patientinnen bzw. Patienten plötzlich und unerklärlich verschlechtert hatte. Interne Ermittlungen hätten dann Hinweise auf einen ähnlichen Fall ergeben, bei dem ebenfalls der Beschuldigte Dienst hatte.
Spuren der nicht verordneten Medikamente hätten im Blut der Opfer festgestellt werden können. Die Klinik zeigte den Pfleger an, dieser bestritt die Vorwürfe bei seiner Festnahme.
Tötungsdelikte in der Pflege
Der Prozess könnte nach Zulassung der Anklage frühestens Ende des Jahres beginnen.
Tötungsdelikte in der Pflege hatten in der Vergangenheit bereits für Schlagzeilen gesorgt: Im wohl größten Serienmordprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte war Niels Högel 2019 wegen 85-fachen Mordes verurteilt worden. 2021 wurde eine Pflegehelferin wegen 4-fachen Mordes angeklagt.