Das Landgericht Oldenburg hat den ehemaligen Krankenpfleger Niels Högel am Donnerstag für 85 weitere Morde an Patientinnen und Patienten zu lebenslanger Haft verurteilt. Wegen des Mordes an 6 Patientinnen und Patienten war der 42-Jährige bereits zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest. Demnach ist eine Haftentlassung nach 15 Jahren im Regelfall nicht möglich. Högel wurde zudem mit einem lebenslangen Berufsverbot belegt.
Im wohl größten Serienmordprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte war Högel wegen 100 Morden angeklagt. In 15 Fällen sprach ihn das Landgericht frei. 43 Tötungen gestand Högel. Auch Anklage und Verteidigung sprachen sich für eine lebenslange Haft aus.
Högel hatte als Krankenpfleger auf den Intensivstationen der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst zwischen 2000 und 2005 zahlreiche Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Substanzen in lebensgefährliche Lagen gebracht, um bei der anschließend notwendigen Reanimation Anerkennung von seinen Kolleginnen und Kollegen zu erhalten. Viele Patientinnen und Patienten starben dabei. Wie viele es genau waren, ist bis heute ungeklärt, weil die Exhumierung feuerbestatteter Leichen nicht möglich ist.
Högel hatte sich am Mittwoch für seine Taten bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt. "Reue und Scham sind meine ständigen Begleiter", sagte er. Seit 2009 sitzt Högel im Gefängnis.